Eisenbahn Romantik

der Ukraine verbunden. In den ers- ten Kriegstagen kam der Zug aus der Ukraine alle paar Stunden mit 18 Wagen und mithin etwa 1600 Passagieren. Noch am Bahnsteig erfolgt die Passkontrolle. Der Aus- stieg aus den Wagen kommt für die Menschen dem rettenden Schritt in Sicherheit gleich. Auch wenn ihre Reise meist noch längst nicht zu Ende ist, betreten sie hier erstmals die Europäische Union und der Krieg liegt hinter ihnen. Man be- obachtet Familienvereinigungen, Freiwillige holen die Menschen mit Autos ab und bringen sie nach ganz Europa. Hier erhält man Informati- onen, kann eine Pause machen oder mit dem Zug weiterreisen. ZUR FLUCHT GEZWUNGEN Die russische Invasion in die Ukrai- ne läuft zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehr als zwei Wochen. Der An- griffskrieg führte innerhalb kurzer Zeit zu einem wahren Exodus der ukrainischen Bevölkerung. Noch nie seit Ende des Zweiten Weltkrie- ges waren so viele Menschen in so kurzer Zeit zur Flucht gezwungen. Mittlerweile sind es 5,5 Millionen. Das wichtigste Transportmittel zwischen den großen Städten des weiten Landes ist die Eisenbahn. Die Züge sind die Lebensader für Millionen von Menschen geworden. Die Lokführer evakuieren sie unter Lebensgefahr aus den Städten im Osten des Landes. Oftmals fahren sie nachts und, wegen der Gefahr russischer Luftangriffe, verdunkelt. TAGELANGE REISE Wer es mit den Zügen nach Polen schafft, hat meist eine tagelange Reise hinter sich. Kyiv, Kharkiv oder Odessa. Wer mit den Men- schen spricht, spürt das Trauma, das sie durchleben mussten. In den Bahnhofshallen von Lviv oder Przemyśl herrscht eine erstaunliche Stille. Trotz der Menschenmassen und der unzähligen Kinder ist es

Unzählige Kinder mussten aus der Ukraine fliehen. Die Fa- milie Vahibova wartet in einem Flur im Bahnhof Przemyśl auf die Weiterreise. Ihr endgültiges Ziel ist ungewiss. Dominika und ihr Bruder Cordian ar- beiten für die Caritas Polen. Nach einer langen Schicht im Bahnhof haben sie ihre Warnwesten ausgezogen und ruhen sich erschöpft aus.

Für Frauen mit Kleinkindern wurde in einem Bereich des Bahn- hofs Przemyśl ein Ruheraum mit Feldbetten eingerichtet. Er bietet zumindest etwas Erholung und Privatsphäre nach der langen Reise.

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