Traktor Classic

Herzlich willkommen sind Hermann

und sein Standard

auf dem Hof des Schloss- museums Jever

Von Ameland über den Großglockner bis Zell am See – Hermann Luikens Porsche kriegt viel von der Welt zu sehen

Christian war mit seinem Porsche unter anderem schon auf Fehmarn sowie in Dänemark, den Niederlanden und Sach- sen-Anhalt. Als besonderes Highlight hat er eine Fahrt auf dem Grenzpatrouillenweg der ehemaligen innerdeutschen Grenze bei Helmstedt in Erinnerung. Hermann und seine Frau haben ihren Standard bereits in einem gewaltigen „roten Meer“ aus zig wei- teren Porsche-Schleppern über den Groß- glockner gescheucht. Dass diese Touren ohne nennenswerte Zwischenfälle über die Bühne gingen, ist nicht zuletzt der gepflegten Technik der roten Renner zu verdanken. Im Neuzu- stand waren sie einst nicht so überlegen, wie ihr großer Name vermuten lassen könnte. Vor allem dieser Name beschert ihnen im Zusammenspiel mit dem attrak- tiven Aussehen aber heutzutage eine her- vorragend organisierte Szene. Das begann in diesem Fall schon beim Aufspüren ge- eigneter Foto-Objekte und erstreckt sich über Fachliteratur, Ersatzteile sowie Werk- stattservice bis hin zu allerlei gemeinsa- men Aktivitäten. Einziger Wermutstropfen ist der Ein- trittspreis: Schon ein unrestaurierter Stan- dard schlägt mit knapp 5.000 Euro zu Bu- che und ist damit ungefähr doppelt so teu- er wie ein vergleichbarer Deutz oder IHC. Andererseits erfordert eine Komplettres- taurierung weniger Idealismus als bei den genannten Konkurrenten, denn sie lässt den Marktwert auf fünfstellige Beträge steigen. Insofern taugt der Porsche noch am ehesten als Wertanlage. Es macht aber auch einfach nur Spaß, mit ihm durch Feld, Wald und Flur zu brausen. Klaus Tietgens

Ankelohe ausgeliefert, 1964 an einen Obst- bauern weiterverkauft. Weil jener beim Ölwechsel einmal versehentlich Leinöl einfüllte, kam der Trecker gegen Ende des Jahrzehntes zu meinen Eltern – dem Schmiedemeister Oskar Ahl und seiner Frau Trinchen – in die Werkstatt, wo der Motor komplett zerlegt und mechanisch mit Scheuermilch gereinigt wurde. Vom Enkel des Obstbauern konnte ich den Porsche vor nunmehr elf Jahren er- werben und habe ihn daraufhin restau- riert. Reparaturen sind das tägliche Ge- schäft unserer Werkstatt, Teile bekomme ich bei Senger, Lackner und Granit. Wie bei allen älteren Maschinen muss man mitunter kreativ sein, aber für Por- sche-Diesel wird wegen der großen Nach- frage sehr viel nachgefertigt. Wenn es knifflig wird, kann ich meinenVater leider nicht mehr fragen. In jungen Jahren war er bei Bellin Kundendienstmonteur mit eige- nem Bulli. Tipps erhalte ich gelegentlich von Karl-Heinz Grins, der in der Szene nicht ganz unbekannt ist.“ Wertanlage Hart arbeiten müssen die Schlepper von Christian und Hermann zwar nicht mehr, aber sie stehen sich auch nicht kaputt.

Vor- und Nachteile recht leichter, durchschnittlich sparsamer Zweizylindermotor mit wartungsarmer, keilriemenloser Luftkühlung und stabiler Ersatzteil- versorgung einfaches, in zigtausenden Exem- plaren gebautes Schubradgetriebe hauseigener Machart mit ent- sprechend guter Ersatzteilversorgung, in der Regel nur Tempo 20 offene Plattform, teilweise Verdecke, Aufstieg von der Seite hinreichend bequem, mittels Änderung der Stufe in vielen Fällen optimierbar einer der preisgünstigsten Porsche- Diesel, in der Regel nicht teurer als der schwächere Junior, taugt für kleinere Arbeiten und vor allem als handlicher Hobbyschlepper Getriebe- und Wegzapfwelle, keine Motorzapfwelle teilweise keine Hydraulik, optional einfache Hydraulik ohne Regel- funktion wie bei allen älteren Maschinen muss man mitunter improvisieren, aber für Porsche-Diesel wird wegen der großen Nachfrage vieles nachgefertigt

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TRAKTOR CLASSIC 6/2025

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