Traktor Classic

Den kleinen Werkzeugwagen zum Transport von Kettensägen und Verpflegung hat Breithaupt auch selbst gebaut

Die 4 Millimeter dicken Seitenwände hat er eingezogen, damit er auch kleineres Schnittgut wie Reisig fahren kann

beheizbarer Kabine wie geschaffen für das Projekt. Die Gleisräder bezog Helmut von einem Hersteller von Loren für Berg- und Tunnelbau. „Die vordere Gleisachse haben wir an der Fronthydraulik montiert, die hintere an der Heckhydraulik“, zeigt er uns. „Dafür haben wir die Hydraulikzylinder der Gleis- achsen von einfach- auf doppeltwirkend

wir arbeiten an steilen Böschungen, laufen auf Schotter, über Entwässerungsgräben, Gleise und Schwellen. Letztere sind in feuchten Abschnitten mit Moos und Algen überzogen und rutschig wie Schmierseife.“ Zuallererst: Der Schlegelmulcher DieTassen sind leer, nun geht es los. Helmut startet mit dem Schlegelmulcher am Front-

an einem Bahndamm permanent mit Schotter zu tun, der die Messer angreift. Jedes Jahr muss Breithaupt einen komplet- ten Satz nachkaufen. Normal laufen die Mulcher rückwärts, diesen hat er jedoch aufVorlauf umgesteu- ert. „So nehmen die Messer nicht die Stei- ne auf und wirbeln sie durch das Gehäuse, wodurch dieses binnen zwei Jahren rui- niert ist. Stattdessen schlagen die Messer auf die Oberseite der Steine und drücken sie so nach unten. Nebeneffekt: Es haut auch deutlich weniger Steine aus dem Gehäuse, die wie Geschosse wirken und weit fliegen können. „So bin ich als Fahrer entspannter und kann mich mehr auf die Arbeit konzentrie- ren.“ Und die ist anstrengend, auch weil er nicht immer sieht, was sich unter den Brombeerranken und dem Herbstlaub an Fremdkörpern verbirgt. Hier ein Betonbro- cken, da eine herausragende Eisenstange. Dazu noch Abschnitte, bei denen über Brü- ckengeländer gearbeitet werden muss, was die Sicht einschränkt. Bei Straßenrän- dern würde man den Mulcher einfach auf den Boden setzen und ihn auf seiner Walze rollen lassen, hier aber befindet er sich per- manent in der Luft und in vertikaler Bewe- gung. „Länger als sechs Stunden hält man das nicht aus“, erläutert Helmut, „denn jeder Zentimeter weiter verändert auch die Situation. Auch weil man dabei alleine ist, ist dies für mich die anstrengendste Tätig- keit der Streckenpflege.“VierTage benötigt er für beide Seiten der 10 Kilometer. Der Feinschliff Es folgt die Heckenschere. Mit ihr wird entfernt, was der Mulcher nicht gegriffen hat. Aber auch überstehende, einzelne Äste. Auch hier ist wieder Konzentration gefor- dert, damit keine Fremdkörper und zu dicke Äste zwischen die Klingen geraten. „Es ist ein über Stunden permanentes

Die vordere Gleisachse ist an der Fronthydraulik montiert, die hintere an der Heckhydraulik

umgebaut, damit sie beim Herunterlassen den Schlepper leicht anheben und er stabi- ler auf den Schienen liegt. Die vorderen Fanghaken und der Zapfwellenanschluss bleiben frei für Anbaugeräte.“ Beide Gleisachsen lassen sich jederzeit – binnen drei Stunden – auch wieder demontieren. Aufs Gleis gesetzt Breithaupts Eigenkonstruktion funktio- nierte auf Anhieb, es mussten nur noch andere Felgen und Bereifung angeschafft werden, denn auch diese haben mit den Schienen Kontakt und müssen gut anliegen. Nun konnte es mit dem Schlepper zum Mulchen, Schneiden und Häckseln auf die Schiene gehen, doch der Abtransport gefällter Bäume war das nächste Problem. Lösung: ein Rückewagen – mehr dazu wei- ter unten. Zusammengerechnet benötigt die jähr- liche Streckenpflege vier bis sechsWochen. Diese beginnt immer mit einer Strecken- begehung. Dabei werden sämtliche Auffäl- ligkeiten notiert. 2024 umfasste die Liste 125 Positionen. Danach beginnen die eigentlichen Arbeiten, die einiges von einem abverlangen, wie Breithaupt uns schon beim ersten Gespräch vorwarnt: „Es ist oft kalt, da in der Winterpause gearbei- tet wird. Es kann regnen oder schneien,

ausleger. Er soll zunächst den Seitenstrei- fen für die weiteren Arbeitsschritte freima- chen. Besonders Brombeeren wuchern gerne dorthin, wo sie Licht bekommen – und das ist das Gleisbett. So weit der Ausle- ger reicht, was rund fünf Meter vom Gleis beträgt, wird er auch eingesetzt. Im Mul- cher sind sogenannteY-Messer eingesetzt, die in einem Schäkel hängen und so leicht ausgetauscht werden können. Und das ist recht häufig der Fall, denn im Gegensatz zu herkömmlichen Mäharbeiten hat man es

Volle Konzentration beim Heben tonnen- schwerer Stämme: Helmut in Aktion

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TRAKTOR CLASSIC 6 / 2025

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