Traktor Classic

Die deutschen Einheitsschlepper

GESCHICHTE

„Der längst angestrebte Einheitsschlepper“ – früher Prospekt zum Eicher 22

teil gemeinsam, aber in puncto Funktiona- lität bestehen nur marginale Unterschiede. Zu den ersten Anwendern gehörte die Fir- ma Wahl in Balingen, die MWM-Kunde blieb und sich des KD 15 Z bediente. Unge- fähr gleichzeitig ging bei Normag der NG 10 mit der Kombination Deutz/ZF in Serie, ab 1940 bot Fendt sein 22-PS-Dieselross wahlweise als F 22 Z mit ZF-Getriebe an. Während der Primus P 22 eine eigen- ständige Vorderachse mit rundem Quer- schnitt hat, griffen andere Hersteller auf zugelieferte Erzeugnisse zurück. Meistens kam dabei die Bergische Achsenfabrik (BPW) zum Zuge, mitunter auch die soge- nannte Einheits-Lenkachse der Firma Wolf. Der Schell-Plan Nachdem die Hersteller ihre Hausaufgaben erledigt hatten, gab es ab 1939 Druck von oben, um dieVereinheitlichung voranzutrei- ben. Oberst Adolf von Schell arbeitete den sogenannten Schell-Plan aus. Nur darin berücksichtigte Typen durften nach dem

1. Juli 1940 weitergebaut werden. Ganz klei- ne Hersteller wie Gutter, Krümpel, Sulzer, Wagner und Wesseler schieden aus, weil die Machthaber ihnen keine nennenswerten Kapazitäten zutrauten und ihnen andere, zu Kriegszeiten für wichtiger erachtete Aufgaben zuwiesen. Für die meisten verbleibenden Herstel- ler brachten die aus zugekauften Kompo- nenten bestehenden Einheitsschlepper

Weltwirtschaftskrise. Die knapp 600 Epp- le-Buxbaum Aquila markierten einen Neu- anfang und einen ersten, vorerst noch zag- haften Schritt zur Massenmotorisierung. Einzige Ausnahme von der Regel war der Normag NG 10. Von ihm wurden bis 1942 lediglich 412 Exemplare gebaut, wäh- rend der seit 1936/37 bestens eingeführte, ebenfalls im Schell-Plan berücksichtigte NG 22 mit MWM-Motor und eigener

1939 trieb Oberst Adolf von Schell im Auftrag der Obrigkeit die Vereinheitlichung voran

(später bürgerte sich dafür der Begriff „Konfektionsschlepper“ ein) den Durch- bruch zu größeren Produktionszahlen. In Österreich betraf dieser Durchbruch – wenngleich nach dem sogenannten „An- schluss“ vorübergehend unter deutscher Herrschaft – sogar das ganze Land. Bis- lang waren dort nur Kleinserien gefertigt worden, vor allem in den Jahren vor der

Kraftübertragung (unter Zuhilfenahme eines ZF-Schaltgetriebes) auf etwa 5.000 Stück kam. Grenzfälle Ein interessanter Grenzfall ist der Güldner A 20, in dem der Hersteller seinen eigenen Einzylinder-Wirbelkammermotor desTyps 1F wahlweise mit dem Prometheus- oder

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