Bührer Modell C
PORTRÄT
Bührers Beginner KLEINER KRAXLER Zu den ersten Traktoren des Schweizer Herstellers Bührer gehört das Modell C mit seinen markanten Zwillingsrädern an der Hinterachse. Am Beispiel eines restaurierten Exemplars aus dem Jahr 1936 schauen wir uns an, was dieser Schlepper aus der Anfangszeit des Bührer-Traktorbaus konnte und wie er zum weiteren Aufstieg des Unternehmens beitrug
er Bührer Typ C hat den typischen Aufbau eines Vorkriegstraktors. Auffällig der unverkleidete Kühler und der langgestreckte, daran an- schließendeTank anstelle einer Motorhau- be. Das Ganze wirkt dabei sehr elegant. Weitere Bauteile wecken noch mehr Interesse, etwa die per Schwungfeder auf einer Art Holzkiste montierte Sitzschale, und die für damalige Zeiten sehr fort- schrittlichen Luftreifen, an der Hinterach- se gar als – relativ kleine – Zwillingsräder ausgeführt. Diese Zwillingsbereifung ist keine Sonderausrüstung, sondern Be- standteil des Traktorkonzepts, das vor allem auf Traktion und Standsicherheit setzt – unter den relativ schwierigen Ein- satzbedingungen der Alpenrepublik. Um dies zu verstehen, müssen wir uns in das Schweizer Landleben des frühen 20. Jahrhunderts hineinversetzen: Die typischen Schweizer Hanglagen waren nur mäßig durch Zuwegungen erschlossen. So waren einer Mechanisierung des Acker- baus zum Beispiel mit Lokomobilen und Dampfpflügen noch deutliche Grenzen gesetzt. Erste verfügbare Traktoren wie zum Beispiel der Fordson Typ F und sein Nachfolger Typ N waren für die überwie- gend kleinen Betriebe nicht nur zu teuer, sondern auch zu schwer und nicht gelän- detauglich genug. Es dominierte bis zur Zeit des Zweiten Weltkriegs die Landwirt- schaft unter Einsatz von Zugtieren. Traktorenbau seit 1930 Unternehmensführer Fritz Bührer setzte daher auf kleine, robuste, wendige und bergtaugliche Kleinschlepper. Klein ist hier weniger in puncto Leistung zu verstehen, wie wir noch sehen werden, sondern wirk- lich räumlich: Kompakte Abmessungen, niedriger Schwerpunkt und zugleich noch akzeptable Bodenfreiheit zeichneten die dreiTypen aus, mit denen Bührer 1930 in den Traktorbau einstieg; nämlich „Mo- dell A“, „Modell B“ und „Modell C“. Sie alle vermarktete der Hersteller als „Bührer Kleintraktor“. Mit einem Radstand von deutlich unter zwei Metern, Getrieben aus eigener Produktion und Motoren von Ford sowie Luftreifen mit „Bührer-Spezial- D
profil“ weitgehend ähnlich ausgestattet, unterschieden sie sich vor allem durch ihre Leistung und ihre Getriebe sowie die Anordnung der Lenksäule: Die fast identi- schen Modelle A und B warteten mit 25 PS, Zweiganggetrieben und senkrecht stehen- der Lenksäule, das Modell C mit (gerun- det) 40 PS,Vierganggetriebe und einer zir- ka 45 Grad geneigten Lenksäule auf. Unterwegs mit 38 Pferden Fritz Bührer hatte sich deshalb für Motoren von Ford entschieden, weil er bereits eine Vertretung für Pkw, Lkw und Traktoren
te das Potenzial nicht voll aus und spricht in einem alten Prospekt sehr vage von „vier bis sechs Pferden“ (ein Pferd hätte dem- nach wenig intuitiv sieben bis zehn PS). Theo Barmettler, dessen „Modell C“ von 1936 wir uns für diesen Artikel genauer anschauen durften, ist aufgrund eigener Recherchen sicher: „Es sind 38 PS.“ Da Theo nicht nur nach jahrzehntelangem Engagement Ehrenmitglied des Schweizer Bührer-Clubs Nidwalden ist und die Fami- lie Barmettler schon seit Generationen Erfahrung mitTraktoren dieser Marke hat, dürfen wir seiner Einschätzung Glauben
Im Modell C fand zunächst der Ford-Vierzylinder Typ A mit 3,3 Litern Hubraum Verwendung
dieser Marke betrieb und er von der Zuver- lässigkeit der verbautenTechnik überzeugt war. Im „Modell C“ fanden Ford-Vierzylin- dermotoren der Typen A sowie ab 1935 B Verwendung. Der Hubraum betrug jeweils 3,3 Liter, die mögliche Leistung 40 PS bei 2.200 beziehungsweise 50 PS bei 2.800 Umdrehungen pro Minute. Bührer schöpf-
schenken. Bei Theos Traktor handelt es sich übrigens eindeutig um einen typi- schen „C“ mit der Chassis-Nummer 625 – wie das Typenschild belegt. Möglicherwei- se handelt es sich dabei um den 625. über- haupt von Bührer gebautenTraktor. So kam er zu Theo „Meinen Bührer C habe ich im Sommer 2002 von der Bührer-Garage Fischer in Alpnach gekauft, die die Bührer-Regionalvertretung in den Schweizer Kantonen Ob- und Nid- walden sowie Uri innehatte – mit den neu- wertigen Reifen, die dem Originalprofil sehr nahe kommen!“, erzählt Theo. „Im Jahr 2006 habe ich den Motor teilweise zerlegt, Lagerschalen neu angefertigt und die Ölschleuderfinger überarbeitet. Das Handbremsband für die rechte Seite habe ich neu angefertigt und montiert.“ Die besonderenVorzüge des Bührer C wurden damals durch das Unternehmen mit zahlreichen veröffentlichten Dankes- schreiben belegt. Hier ein Beispiel aus dem Buch „Bührer“ von Gerold Röthlin: „Sie wollen wissen, warum ich Ihren ‚Bührer- Traktor‘, Modell C, dem ebenfalls zur Pro- be gehabten, großen Hürlimann-Traktor vorzog ... Beim Mähen haben ich und die zuschauenden Bauern die Beobachtung gemacht, dass Ihre Spezial-Geländereifen punkto Boden- und Grasdruck, den Hart- gummistollen (des Hürlimann) weit über-
Lenksäule und Pedale links, Gang- schaltungshebel mittig
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