Traktor Classic

meter längeren Radstand, doch ein Blick auf dasTypenschild bringt Aufschluss. Hier ist von 30 PS die Rede. Beim HR 8 wären es 38 PS. Geschenk zur Gesellenprüfung Wir haben es also mit fast 90 Jahre altem Eisen zu tun, das auch als Oldtimer auf dem Hof der Familie Keese schon eine längere Tradition hat, wie Jakob schildert: „Den Bulldog hat mein Opa meinemVater 1992 zur bestandenen Gesellenprüfung ge- schenkt. Bis dahin lief er in der Ziegelei Woltwiesche im Landkreis Peine. Der Eigner hatte ihn noch gelegentlich zum Holzspalten genutzt, seine Kinder jedoch irgendwann mit demVerkauf beauf- tragt. Zwischen 2.000 und 2.500 D-Mark hat mein Opa dafür bezahlt. Der Motor lief, hatte aber einen Frostschaden. Außerdem war einiges abzudichten, Lager mussten ausgebuchst werden, der Drehzahlregler wurde überholt, die Dreibackenkupplung erneuert. Seitdem hat sich der Bulldog als zuverlässige Maschine erwiesen.“ So einfach wie möglich Mit dem HR 7 und dem HR 8 fand das Bull- dog-Konzept vor gut 90 Jahren neben

demVerdichtungsverhältnis als auch dem nutzbaren Drehzahlbereich recht enge Grenzen gesetzt sind. Bis 1936 wurde der HR 7 mit einem sogenannten Alldrehzahl- regler bestückt, der den Motor bei Überlas- tung stark in die Knie gehen lässt – mit- unter von der Nenndrehzahl (540 U/min) bis in den Bereich der Leerlaufdrehzahl (300 U/min). Ab Mitte 1936 gab es einen Zweibereichsregler, der rund um die Nenn- drehzahl unter hoher Belastung, aber eben auch nur dort, sehr drehzahlfest agierte. Fortan stellte das Werk die Höchstleistung (über eine Stunde) von 35 PS in denVorder- und die Dauerleistung von 30 PS in den Hintergrund. Fein abgestuft Ein unelastischer Motor setzt ein fein abge- stuftes Getriebe voraus, und genau auf die- sem Gebiet hatte der D 8506 bei seinem Debüt Ende 1934 Besonderes zu bieten. Aus dem 3/1-Gang-Getriebe der ersten Küh-

Anfangs wurde die Dauerleistung von 30 PS auf dem Typenschild angegeben, später die Höchstleistung von 35 PS Die ab 1926 gebauten Bulldogs mit 10,3 Litern Hubraum waren wünschenswert einfach, mit ihrer Verdampfungskühlung aber anfangs für trockene Gebiete unge- eignet. 1928/29 kam die Thermosiphon- kühlung. In dieser Form gelangte der Mo- tor noch im HR 7 zum Einsatz, wo seine Leistung anfangs mit 30 PS bei 540 U/min

Vor 90 Jahren war das Gruppengetriebe eine Besonderheit. Es passt auf Acker und Straße

beziffert wurde. Der Glühkopfmotor ge- hört zu den Selbstzündern, verbraucht aber 30 bis 50 Prozent mehr als die zeitge- nössischen Diesel. Dafür stellt er keine nennenswerten Ansprüche an die Kraftstoffqualität, was in den 1930er-Jahren noch relevant sein konnte. Allerdings lässt sich der Zündzeit- punkt schlecht steuern, sodass sowohl

lerbulldogs wurde mittelsVorgelege eines der ersten sinnvollen Gruppengetriebe im Schlepperbau. Der Radstand verlängerte sich durch eine zusätzliche Welle um etwa zehn Zentimeter. Dafür mussten die Kun- den sich jetzt nicht mehr zwischen einer auf den Acker- oderTransporteinsatz optimier- ten Abstufung entscheiden, sondern erhiel- ten beides im Paket.

hoher Ausreifung zu einer gewissen Perfektion. Erste Anläufe, den

Glühkopfmotor im Acker- schlepper zu etablieren – der HP mit Knicklenkung und Allradan- trieb sowie der FHD „Felddank“ mit Zweizylindermotor – waren zehn Jahre zuvor an ihrer Komplexität gescheitert.

Bevor man den Bulldog sieht, hört man ihn – aber auch sein Anblick ist beeindruckend

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TRAKTOR CLASSIC 3 / 2025

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