Museumsfestival Seifertshofen
SZENE
Bei der morgendlichen Parade ist die Marke Lanz getreu dem Festival-Namen besonders stark vertreten – in diesem Fall von einem der legendären 10-Liter-Bulldogs der Baujahre ab 1936
Zum festen Ritual des Lanz- und Dampffestivals gehört jeweils zum Programmauftakt die Parade von historischen Traktoren aus allen Epochen. Hier ein Lanz Bulldog D 2416
So widmete er sich dann auch einerVer- knüpfung der beiden Berufungen in Ge- stalt des Tractor-Pulling-Motorensports. Im Museum sind deshalb auch sage und schreibe über 2.000 Pokale zu sehen, die Kiemele errungen hat. Mit denTractor- Pulling-Giganten (zwischen 3.500 und 10.000 PS!) aus seinem etwas anderen
Einem Hoppe-Traktor sei er bislang noch nie begegnet, ergänzte der fachkundige Museumsprecher Boris Wolf. Das Unikat ist mit einer Bandsäge jüngeren Datums ausgerüstet und noch voll fahr- und funk- tionsfähig. Mitten im Trubel des Festivals steht dann der Seniorchef ein wenig nachdenk- lich, staunt und schmunzelt schwäbisch- knitz über sich selbst: „Jesses, was habe ich mit meinem jugendlichen Leichtsinn da nur angezettelt!“ Auf Satellitenbildern von Google Earth betrachtet, sieht dieses kleine Dorf mit den dort abgestellten Flug- zeugen zunächst auch eher aus wie ein verlassenes Militärflugfeld. Dreh- und Sammelpunkt Die Amerikaner waren es, die den jungen Bauernsohn Eugen Kiemele auf die Schiene der Technikbegeisterung hoben. 1950 motivierten ihn die Besatzungssol- daten, an einem Seifenkistenrennen teilzu- nehmen. Das war eine nette Abwechslung, den blubbernden Lanz-Bulldog seines Vaters mit einer flotten Seifenkiste einzu-
tauschen. „Ich wollte Rennfahrer werden, gleichzeitig faszinierte mich, weil in der Landwirtschaft groß geworden, auch die Technik der Traktoren, irgendwie aber auch alles, was kräftige Motoren hat.“ In den Anfangsjahren waren es zu- nächst landwirtschaftliche Fahrzeuge, ehe Eugen Kiemele mit renntauglichen Stra-
Von 1966 bis 1976 betätigte sich Eugen Kiemele hocherfolgreich als Rennfahrer
ßenflitzern liebäugelte. Das Buch „saust“ von einem Kapitel zum anderen bezie- hungsweise von einer PS-Leidenschaft zur anderen:Von 1966 bis 1976 betätigte sich Eugen Kiemele als erfolgreicher Rennfah- rer. Die Krönung: „Avus-Schreck“ und „dicker Schwabenstreich“ titelte die Bild- Zeitung, als Eugen Kiemele auf der be- rühmten Berliner Rennstrecke mit seinem Porsche einen bis heute gültigen Strecken- rekord einfuhr. Doch dem Sprössling aus der örtlichen Landwirtschaft ging die Treckertechnik nie aus dem Kopf.
Rennstall jagte er weltweit von Meister- schaft zu Meisterschaft. Währenddessen verwandelte sich sein landwirtschaftliches Anwesen daheim immer mehr in einen riesigen Abstellplatz von ausrangierten Maschinen. So entdeckte der noch junge Eugen aus dem 150-Seelen-Dorf seine Chance. Sein Motto: „Andere gingen als Tellerwäscher nach Amerika, um Millionär zu werden. Ich holte Amerika nach Seifertshofen.“ Es begann mit dem Handel von alten Anhän- gern der amerikanischen Streitkräfte, die
Eugen Kiemele hatte diesen prächtigen Stock-Motorpflug aus Südafrika ins Museum geholt (oben). Rechts: Zu den Festival- Überraschungen gehörte dieser superseltene Hoppe-Schlepper von 1951. Da rätselte zunächst auch Moderator Boris Wolf
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