Nordhausen
ßenbahn unsicher. Zum einen verbrauchte sie Strom und Material – beides in der Zeit knappe Güter, welche die Industrie in der Stadt nutzen wollte. Zum anderen war Vie- les durch die mangelhafte Pflege während der Kriegsjahre in schlechtem Zustand und musste dringend erneuert werden. Dies traf besonders auf das Streckenstück vom Kornmarkt zum Altentor zu. Die Reparatur des Abschnitts, in dessen steilen und kurvenreichen Verlauf mehrere Engstellen lagen, war auf 400.000 Mark veranschlagt. Nach einer neuerlichen Prü- fung der Kosten und einer Verkehrszählung beschloss die Stadtverordnetenversamm- lung am 23. Januar 1922 die Einstellung des Teilstücks zum 29. Januar 1922. An- schließend gab es noch zwei Linien: die Weiße Linie Bahnhof – Gehege und die Rote Linie Bahnhof – Altentor. Weiterhin dachte die Stadt über eine dauerhafte Ein- stellung der Straßenbahn nach. Stattdessen wurden zur Kostensenkung der Fahrplan ausgedünnt, die Schaffner entlassen und man kehrte zum früheren Einmannbetrieb mit Zahlkästen zurück. Der Betrieb wird erneuert Nach Ende der Hyperinflation begann die Sanierung des Betriebs, sodass 1924 und 1925 bereits ein gutes Stück der Gleise er- neuert werden konnte. Gleichzeitig verbes- serten zwei neue Quecksilberdampfgleich- richter die Stromversorgung. 1927 wurde die Weiße Linie durch die Stilllegung des letzten Abschnitts in der Wallrothstraße um etwa 300 Meter verkürzt. Andererseits gab es bald Vorschläge für eine zweigleisige Neubaustrecke über die Stolberger Straße zum Pfingstweg. Bei einer Einwohnerzahl von etwa 37.000 Menschen stiegen die Fahrgastzahlen in den Folgejahren von 514.031 (1924) auf 973.701 im Jahr 1929. Dann sanken sie infolge der Weltwirt- schaftskrise um fast ein Viertel wieder ab. Im März 1933 erhielten die Siemens- Schuckertwerke AG (SSW) als General- unternehmer den Auftrag zum Bau einer neuen Strecke Wilhelm-Nebelung-Straße – Stolberger Straße – Pfingstweg, zur Um- stellung des Stromabnehmersystems von Stangen- auf Bügelstromabnehmer und zur Lieferung neuer Fahrzeuge. Am 8. Juli 1934 konnten die 700 Meter lange Neu- baustrecke Stolberger Straße Ecke Wil- helm-Nebelung-Straße – Pfingstweg (spä- ter Friedrich-Naumann-Straße) und die geänderte Oberleitungsanlage im gesam- ten Netz in Betrieb genommen werden. Die dazu gelieferten acht neuen Trieb- wagen mit den Betriebsnummern 21 bis 28 waren rundum geschlossen und hatten ab Werk Scherenstromabnehmer. Den wagen- baulichen Teil fertigte die Waggonfabrik Wismar, die Elektrik kam von SSW. Die im
Am 7. Februar 1982 ist der Triebwagen 45 vom Typ T57 am Obertor unterwegs. Damals gab es noch keine Liniennummern, darum ist die dafür vorgesehene Dachhaube leer DIETER HÖLTGE
Der Triebwagen 21, der 1938 vor dem Bahnhof steht, ist ein Schwesterfahrzeug des heute als Museumswagen eingesetzten Zweiachsers 23 FRIEDRICH GRÜNWALD/SLG. VDVA
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STRASSENBAHN MAGAZIN 9 | 2025
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