Straßenbahn Magazin

Neapel

Die Haltestelleninformationen sind in Neapel dürftig. Nicht alle Schilder zeigen den Linienverlauf so detailliert wie die Haltestelle Ponte Die Francesi

D ie um 500 vor Christus von den Griechen gegründete Stadt Neapel, was „Neue Stadt“ bedeutet, besitzt einen vielseitigen öffentlichen Personennahverkehr. Neben dem Netz der Straßenbahn besitzt die Stadt am Tyrrhenischen Meer, in deren Metropol- region fast drei Millionen Menschen leben, ein Metrosystem bestehend aus vier Linien, vier Standseilbahnlinien und zahlreiche Bus- beziehungsweise O-Bus-Linien. Zusätz- lich ergänzen Vorortslinien der Italienischen Staatsbahn und schmalspurige Eisenbahn- strecken der Ferrovia Circumvesuviana das Angebot im öffentlichen Nahverkehr. Die Schnellbahn in Neapel feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Bereits im Jahr 1925 wurde die mit einer Stromschiene ver- sehene Stadtbahn von Neapel von der Ita- lienischen Staatsbahn in Betrieb genommen. Noch heute wird die Strecke, inzwischen mit Oberleitung versehen, von der Metropolitana FS als Linie 2 genutzt. Eisenbahnfreunden sei auch ein Besuch des Museums der Staats- bahn in Pietrarsa empfohlen, einem Vorort Neapels, welcher Endpunkt der ersten italie- nischen Eisenbahn war. Öffentliche Verkehrs- mittel in Neapel

deten Azienda Tranvie Autofilovie Napoli (ATAN) übernommen, welche die Umstel- lung der Straßenbahn auf O-Bus-Betrieb im Innenstadtbereich weiter vorantrieb. In diesem Jahr hatte das Straßenbahn- netz eine Länge von 173 Kilometern und im Jahr 1952 gab es im Raum von Neapel immerhin noch 16 Stadt- und 9 Überland- linien. Bis 1956 war die Zahl der Stadt- linien auf zehn gesunken und Mitte der 1960er-Jahre betrug das Streckennetz nur noch 57 Kilometer. In den folgenden Jah- ren begann eine Phase der Netzerhaltung und einzelne Abschnitte wurden erneuert beziehungsweise wieder in Betrieb genom- men. Auch der vorhandene Wagenpark wurde ab 1974 modernisiert und die Fahr- zeuge erhielten eine moderne Farbgebung. Das große Beben Dem langsamen Wiederaufbau des Net- zes setzte 1980 ein schweres Erdbeben ein Ende. Aufgrund der Einsturzgefahr angrenzender Häuser musste nach einer behördlichen Anordnung auf fast allen Linien der Verkehr eingestellt werden, le- diglich die Linie 4 entlang der Küste war noch in Betrieb. Auch das Straßenbahn- depot Fuorigrotta wurde mit den darin be- findlichen Fahrzeugen schwer beschädigt. Später, im Rahmen der Aufarbeitung der Korruptionsaffäre zur Veruntreuung der für den Wiederaufbau eingesetzten Mittel, fand die Staatsanwaltschaft dort 23 gut erhaltene Triebwagen, welche nach dem Erdbeben eingemauert wurden. Rund drei Jahre nach dem Erdbeben konnten einige Linienabschnitte wieder in Betrieb genom- men werden. Bis 1985 war das Netz wie- der auf 51 Kilometer angewachsen. Zur Fußballweltmeisterschaft 1990, welche in Italien ausgetragen wurde, sollte in Neapel ein modernes Light-Rail-System eingeführt werden. Dieses wurde nicht fer- tiggestellt und erhielt keine Betriebsgeneh- migung. Im Jahr 1995 wurde die Azienda Napoletana Mobilità (ANM) neuer Be- treiber der Tramvia. Dieser begann Ende der 1990er-Jahre mit der Modernisierung des Straßenbahnnetzes. Um die Energie- versorgung für neue Fahrzeuge zu sichern, erhöhte man nach entsprechender Umrüs- tung der Unterwerke die Fahrleitungsspan- nung von 600 auf 750 Volt. Gleichzeitig bestellte die ANM beim Hersteller Ansal- do Breda 22 dreiteilige Gelenktriebwagen vom Typ Sirio, welche ab 2004 ausgeliefert wurden. Die 20 Meter langen Fahrzeuge bilden heute das Rückgrat des Straßen- bahnverkehrs. Bei dieser Gelegenheit wur- de das Stromabnehmersystem umgestellt und die alten Stangenstromabnehmer ver- schwanden. Im Laufe der folgenden Jahre kam es immer wieder zu Streckensperrungen und

In der Corso Guiseppe Gari- baldi nahe dem Hauptbahnhof wurden die Gleise am rechten Fahrbahnrand verlegt, was den Lieferverkehr nicht am Halten und Blocken der Gleise hindert

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STRASSENBAHN MAGAZIN 9 | 2025

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