Aarhus
Ein bisschen wie eine Achter- bahn mutet die Strecke der Letbane zwischen den Statio- nen Lisbjerg-Terp und Nye aus dieser Perspektive an. Durch noch zu erschließendes Gebiet ist ein Tango in Richtung Lystrup unterwegs MARTIN JUNGE
Die Stadtbahn im dänischen Aarhus Man nehme: eine schnell wachsende Hochschulstadt, zwei Eisenbahnstrecken durch das Stadtgebiet und ins Umland sowie viel freien Raum für zukünftige Stadtentwicklung. Man sorge für die Elektrifizierung, ein gutes Angebot und moderne Fahrzeuge und bekommt: die Stadtbahn Aarhus (dänisch: Aarhus letbane)
Z u gegeben, die Stadtbahn Aarhus ist nicht die erste Straßenbahn in der zweitgrößten Stadt Dänemarks. Bis 1971 war ein Netz meterspuriger Stra- ßenbahnlinien im Betrieb, das jedoch wie frü- her oder später alle anderen dänischen Be- triebe dem Omnibus weichen musste. Der öffentliche Personennahverkehr spielte sich in Dänemark demzufolge ausschließlich auf Für die Verbindungen mit dem Umland spielten außerdem die Eisenbahnstrecke nach Grenaa und die sogenannte Odder- bane nach Odder eine wichtige Rolle. Ers- tere führte vom Hauptbahnhof Aarhus (Aarhus Hovedbanegård) entlang der In- nenstadt und Hafenanlagen nach Grenaa, zweitere erschloss die südlichen Stadtteile von Aarhus und die Ortschaften zwischen Aarhus und Odder. Beide Strecken waren einerseits wichtig, andererseits bestand keine Durchbindung beider Strecken. Auch die Betreiber unterschieden sich: Nach Gre- naa fuhren die Dänischen Staatsbahnen (DSB), nach Odder hingegen die HHJ, eine private Eisenbahngesellschaft. Eine Durch- bindung jedoch war politisch gewollt und wurde vorangetrieben. Unter dem Namen der Straße ab, so auch in Aarhus. Von 0 auf 100 Kilometer in bemerkenswert kurzer Zeit
Aarhus nærbane (deutsch in etwa: Umland- bahn Aarhus) konnten ab 2012 schließlich die Strecken verbunden und teilweise in einem Halbstundentakt betrieben werden. Weite Teile der Stadt, unter anderem die Hochschulstandorte und das überregional wichtige Universitätskrankenhaus (Universi- tetshospitalet) blieben unerschlossen. Zudem waren im nördlichen Stadtgebiet neue Bau- gebiete für über 20.000 Einwohner ausgewie- sen worden. So entschied man sich für den Bau einer Stadtbahn und bezog die genann- ten Gebiete in die Trassenplanung ein. Der Betrieb konnte 2017 auf dem ersten Ab- schnitt eröffnet werden, danach folgten wei- tere Eröffnungen von Teilstrecken. Nunmehr misst das Netz eine Gesamtlänge von 107 Ki- lometern, von denen ein Großteil Eisenbahn- strecken sind. Die Länge der neu gebauten Stadtstrecke beträgt 14 Kilometer, was nur 15 Prozent des Streckennetzes entspricht. Beide integrierten Eisenbahnstrecken wurden zwar ausgebaut, teilweise begradigt und mo- dernisiert, ein Ausbau in die Städte oder et- waige Verlängerungen wie beispielsweise in den Hafen von Grenaa unterblieben. Die Stadtbahn entsteht – die Stadt folgt Das Baukonzept der Letbane sah vor, einer- seits die Strecke der Aarhus nærbane zu
In der Innenstadt von Aarhus finden Stadtbahn und alte Bebauung zueinander
MARTIN JUNGE
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