Straßenbahn Magazin

Linie 10 der „Vestischen“

GT6 Nummer 389 auf neuer Trasse am 26. August 1980 mit VRR-Liniennummer 210 im Zuge des neu angelegten Nordrings im Zentrum von Herten

Das Zielschild weist darauf hin, dass auch die Linie 11 bis nach Marl-Sinsen verkehrte. Diese Fahrplanverdichtung auf 15-Minuten-Takt wurde nur im Jahr 1975 durchgeführt. Großraumwagen 356 steht im Juli 1975 am Hauptbahnhof Recklinghausen

Seite in ein Fahrzeug der Linie A, ab 1918 Linie 18 und ab 1940 Linie 19 einsteigen. Erst im Oktober 1957 gestattete die Deutsche Bundesbahn der Vestischen ein Überfahren der Gleise am Bahnhof Glad- beck Ost. Daraufhin übernahm die Linie 10 die Aufgabe der Linie 19 im Westnetz; sie wurde über Bottrop nach Oberhausen- Osterfeld, Hasenstraße verlängert. Damit wuchs die Streckenlänge der Linie 10 auf etwa 30 Kilometer. Am 16. April 1968 änderte sich der Linienverlauf in Ober- hausen etwas und die 10 fuhr direkt von Bottrop kommend zu ihrer Endstelle an der Harkortstraße – der Umweg über den Bahnhof Oberhausen-Osterfeld Süd ent- fiel. Die bereits enorme Streckenlänge Von eingleisig bis Stadtbahn – die Linie 10 bot eine bunte Vielfalt an Trassierun- gen. Triebwagen 389 hat am 29. März 1977 den eigenen Bahnkörper (im Hin- tergrund rechts) an der Halterner Straße verlassen und muss im Stadtge- biet von Recklinghausen wieder die ein- gleisige Seitenrandlage benutzen ALLE FOTOS, SOFERN NICHT ANDERS BEZEICHNET: BERND DÜTSCH

östlichen Teil der Halbringlinie 12. Diese von Gelsenkirchen-Buer über Marl nach Recklinghausen führende Linie wurde auf ihrem Mittelstück von Marl-Polsum nach

wuchs am 29. Mai 1969 nochmals um ei- nige Kilometer, als die 10 von Reckling- hausen zum Bahnhof Marl-Sinsen verlän- gert wurde. Sie übernahm damit den Was ist das „Vest“? Der Begriff „Vest“ bezeichnete im Mittelalter ein Gericht mit dem dazugehörigen Gerichts- bezirk. Das „Vest Recklinghausen“ wurde An- fang des 19. Jahrhunderts durch den etwas anders abgegrenzten Kreis Recklinghausen er- setzt. Die „Vestischen Kleinbahnen“, später „Vestische Straßenbahnen GmbH“, leiteten aus diesem Begriff „Vest“ die Bezeichnung für ihr Unternehmen ab.

Marl-Sinsen stillgelegt. Die „10“ schrumpft

Das Nadelöhr am Bahnhof Gladbeck Ost, welches das Streckennetz der Vestischen jahrzehntelang in ein West- und Ostnetz ge- trennt hatte, verschwand 1974 endgültig. Am 25. März des Jahres wurde in Gladbeck ein neues Brückenbauwerk in Betrieb ge- nommen, sodass die niveaugleiche Kreuzung am Bahnhof entfiel. Gleichzeitig musste die Linie 10 auf ihrem westlichen Abschnitt eine größere Kürzung über sich ergehen lassen:

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STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2022

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