Straßenbahn Magazin

Hamburg

A l s das Straßenbahnzeitalter mit der Traktion von Pferden begann, war die Hauptaufgabe der Depots die Versorgung der Pferde, um diese für den rauen täglichen Einsatz fit zu halten. Entsprechend gab es spezielle Einrichtungen wie Schmieden, Häckselmaschinen, Pferde- Waschanlagen und auch Krankenstände für die Tiere. Um möglichst kurze Einsetzzeiten auf dem ständig wachsenden Streckennetz zu erreichen, entstanden mit den Erweiterungen des Liniennetzes zusätzliche Betriebshöfe mit diesen Versorgungseinrichtungen. Durch die spätere Einführung der elektrisch angetriebenen Straßenbahnen konnten pro- blemlos größere Entfernungen zurückgelegt werden und eine Zentralisierung der Betriebs- höfe fand statt. Die Einrichtungen zur Pflege der zum Teil recht hohen Pferdebestände ent- fielen. Die neuen Betriebshöfe errichteten die Betreiber meistens außerhalb des damaligen Stadtgebietes, wo ausreichend große und kos- tengünstige Flächen für eine Erweiterung zur Verfügung standen. In diesen Zeiten des Um- bruchs wurden Betriebshöfe der Pferdebahn geschlossen und die Gebäude abgebrochen oder anderweitig genutzt. Betriebshof nur für die Pferdebahn Einer dieser Höfe, welche mit dem Ende der Pferdebahn aufgegeben wurden, lag an der Großen Gärtnerstraße im östlichen Stadtge- biet der noch selbstständigen Stadt Altona. Seinen Anfang hatte dieser Hof im Jahr 1881, als der Berliner Ingenieur W. Angele die Ge- nehmigung zum Bau einer Ringbahn durch Altona erhielt. Daraufhin erwarb er für die Einrichtung eines Betriebshofes ein entspre- chendes Gelände an der Ecke Große Gärtner- straße/Adolphstraße. Das Grundstück lag in zweiter Reihe und hatte zwei Zufahrten, je eine von der Großen Gärtnerstraße und Adolphstraße, weshalb in der Literatur auch beide Bezeichnungen für den Betriebshof ge- nannt werden. Dem zeitgenössischen Grund- riss ist zu entnehmen, dass sich auf dem Ge- lände bereits ein Wohnhaus sowie ein Kontorhaus befanden. In dem folgenden Bei- trag wird als Bezeichnung die „Große Gärt- nerstraße“ gewählt, da sich hier die Zufahrt zum Verwaltungsgebäude der Straßenbahn- gesellschaft befand. Wer diese Straßen auf dem heutigen Stadtplan von Hamburg sucht, wird kein Glück haben: Im Jahr 1948 wurde die Adolphstraße im Bernstorffstraße und die Große Gärtnerstraße in Thadenstraße umbe- nannt. Der Betriebshof darf nicht mit dem Hof Gärtnerstraße verwechselt werden, der in dem schon damals zu Hamburg gehören- den Stadtteil Hoheluft lag. Um in den engen Straßen von Altona Hin- dernissen ausweichen zu können, hatte sich die Altonaer Ringbahn zur Einführung des Betriebes mit auslenkbaren Perambulator- wagen entschieden. Somit konnte das Ge-

Perambulatorwagen? Was war das schon wieder? Diese spezielle Bauform der Pferdebahnwagen ist beim Porträt des Hamburger Betriebshofes T in Heft 2/2022 beschrieben.

Bei der Aufnahme des zweispännigen Wagens 26 handelt es sich vermutlich um ein bei W.C.F Busch gefertigtes Fahrzeug. Die Aufnahme entstand nach 1885. Baugleiche Fahrzeuge setzte die H.-A. Pf. ein ARCHIV VVM

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Alpenflair im Norden

D ie Stallung mit ihrem rechteckigen Grundriss und Satteldach erhielt einen Drempel; damit konnte der Dachboden als Futtermittellager ge- nutzt werden. Die Gebäude des Betriebshofes wurden im schweizerischen Stil, einer architek- tonischen Richtung des Historismus im 19. Jahr- hundert, errichtet: Weit vorkragende Dächer und

Holzverzierungen an Dächern und Balkonen wür- den heute Urlaubsgefühl erzeugen. Die Zufahrt zur T-förmigen Remise erfolgte von der Adolph- straße aus; dort hatte man ein steinernes Portal mit der Aufschrift „Altonaer Ringbahn“ gebaut. Die zum Betriebsgelände weisende Stirnseite der Remise war mit reichlich Verzierungen versehen.

LINKS Die Fassade der Remise zum Betriebshof war mit reichlich Verzierungen versehen, wie die Zeichnung von 1881 zeigt. RECHTS Auch das Portal der Betriebshofzufahrt, hier im Originalzustand von 1881, ist schmuck QUELLE TECHNISCHES RATHAUS ALTONA, SLG. JENS PERBANDT

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STRASSENBAHN MAGAZIN 7 | 2022

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