N-Bahn Magazin

Editorial

Zugbildung mit Vorbildhistorie

K leider machen Leute, lautet eine altbe- kannte Volksweisheit. Dass sich dahinter mehr Schein als Sein und umgekehrt ver- bergen kann, ist eine weitere Redewendung, die nicht ausschließlich menschliches Zusammenle- ben charakterisiert. Die Qualität einer Zuggat- tung gründet nicht nur in der Anzahl der Halte und der erreichten Höchstgeschwindigkeit. Auch der Reisekomfort des verwendeten Rollmateri- als fließt darin ein, war und ist ein wichtiger Wer- befaktor besonders für neu beschaffte Züge und Argument für höhere Fahrpreise.

Als Arnold rapido 1972 die „Holzpreußen“ erstmals für Spur N ankündigte, waren die Vorbil- der nach über einem halben Jahrhundert Einsatz längst aus den Zügen der DB verschwunden. Heute hat das abgebildete Modell selbst 50 Jahre hinter sich und eher modellhistorischen Wert

Lange Zeit spiegelte sich in D-Zug-Garnituren die Entwicklungsgeschichte ihres Rollmaterials wider

gen nach Baumustern der Länderbahnen und Ein- heitswagen der Deutschen Reichsbahn. So ver- schieden ihre Vorbilder waren, so unterschied- lich sind auch ihre Modellqualitäten, denn die erste Modellentwicklung stammt immerhin aus dem Jahre 1978, die jüngste erschien 1999. Andere Länder, andere Wagen – dies gilt im inter- kontinentalen Vergleich umso mehr. Auf 50 Jahre Betrieb kann inzwischen auch die nordamerikani- sche Amtrak zurückblicken. Erfreulicherweise hat sich das diesbezügliche Modellangebot in den letzten Jahren gut entwickelt, sodass wir un- ser Auslandsthema in der Zugbildungsreihe dies- mal den silbernen Amtrak-Garnituren widmen. Um eines vorwegzunehmen, solche müssen nicht immer lang sein! Sie kennen Goethe, aber noch nicht Enrico. Wie beide verwandt sind, zeigt eine originelle mari- time Bauanleitung. Gunnar Selbmann

sich das Zugbildungsthema mit den D-Zügen auf bundesdeutschen Gleisen. Schon in der Zwischen- kriegszeit gab es modernisierungsbedingt ein ge- wisses Sammelsurium von Länderbahn- und neue- ren Einheitswagen. Dies setzte sich in der Phase des unmittelbaren Wiederaufbaus eine Zeit lang fort. Man reiste in „preußischer Fasson“, „Hechten“, „28ern“, „35ern“oder „Schürzenwagen“, also Wa- gentechniken und Innenausgestaltungen in einer Bandbreite von gut drei Jahrzehnten Konstrukti- onsentwicklung. Schließlich wurden mit den euro- paweit beachteten langen Neubauwagen der DB wegweisende Maßstäbe gesetzt. Es konnte aber in der Übergangszeit passieren, dass man in einem der D-Zug-Veteranen Platz nehmen musste – und bei internationalen Zügen noch so manche landes- typische Überraschung kennenlernte. In unserer großen Produktionsübersicht beschäf- tigen wir uns daher mit Modellen von D-Zug-Wa-

Aktuelle Fahrzeugbestände sind vielfach von Ver- einheitlichungsbestrebungen geprägt. Die Ent- wicklungsdynamik des Eisenbahnwesens hat je- doch eine faszinierende Fülle unterschiedlichster Wagenbauarten hervorgebracht, an der sich Mo- dellbahnhersteller aus aller Welt bis heute abar- beiten. Was man beim Vorbild als betriebstechni- sche und wirtschaftliche Last bewertet(e), beflügelt hingegen den attraktiven Modellfahr- betrieb und die Sammelleidenschaft. Heutzutage kann man bei vielen Bahnverwaltun- gen und ihren Zuggattungen einschätzen, welches Rollmaterial einen in etwa erwartet. Dies war frü- her oft anders. Im N-Bahn Magazin 3/22 befasste

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N-BAHN MAGAZIN 4/2022

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