STRECKEN & BETRIEB
Altenbeken auf einer nachkolorierten Ansichtskarte vermutlich aus den 1910er-Jahren: Zu erkennen sind die Überdachungen des Inselbahnsteigs sowie der 1902 angelegte direkte Zugangstunnel dorthin Slg. OS
Z ugegeben, wirklich viel los war in Altenbeken im frühen 19. Jahrhundert nicht. Die Ansied- lung am westlichen Rand des Eggegebirges gehörte seit 1816 als Teil des Königreichs Preußen zum neu gegründeten Kreis Paderborn. Nur weni- ge hundert Seelen zählte man in dem vorwiegend landwirtschaftlich geprägten Dorf, das aber mit den ortsansässigen Eisenwerken und dem Glaswerk im benachbarten Neuenbeken auch über eine beschei- dene Industrie verfügte. Dies änderte sich jedoch grundlegend, als 1837 Pläne zum Bau einer „Westphälischen Eisenbahn“ konkreter wurden. 1845 gründete sich dazu die Köln-Minden-Thüringische Verbindungs-Eisen- bahn-Gesellschaft (KMTVEG). Um die Errichtung aufwendiger und somit teurer Brückenbauwerke über das tief eingeschnittene Beketal westlich von Altenbeken zu vermeiden, hatte man sich für eine Streckenführung über Borchen, Etteln, Atteln, Grundsteinheim, Lichtenau, Gut Bühlheim, die Hellbachschlucht und Borlinghausen entschieden, die den Eggehauptkamm mit einem knapp 600 Meter langen Tunnel bei der Karlsschanze unter- fahren sollte. Tiefe Einschnitte wurden beidseits des geplanten Tunnels angelegt, die jedoch auf- grund des stark zu Tage tretenden Grundwassers vollliefen. Die Baustelle musste aufgegeben wer- den, was 1848/49 den Konkurs der Gesellschaft be- dingte. Der preußische Staat übernahm das Projekt und gründete dazu die Königliche Direction der
Westfälischen Eisenbahn (KDWE) als eine der ers- ten staatlichen Eisenbahndirektionen im König- reich Preußen. Die Entwürfe wurden maßgeblich überarbeitet und schon im Sommer 1849 wurden die Bauarbeiten an der Teilstrecke Hamm – Pader- born aufgenommen. Bereits am 4. Oktober 1850 konnte dort der Betrieb beginnen. Ebenfalls 1850 feierte man auch die Eröffnung von Warburg bis zur kurhessischen Grenze bei Haueda. Reger Bahnbau in und um Altenbeken Damit galt es, „nur noch“ die bestehende Lücke von Paderborn über Altenbeken nach Warburg zu schließen. Bereits im Juli 1849 begann man dort mit der Vermessung. Auf den angefangenen Egge- tunnel der KMTVEG verzichtete man aufgrund der Probleme bewusst und wählte stattdessen einen Streckenverlauf, der mit zwei weitgespannten Via- dukten das Beketal bei Altenbeken und Neuenbe- ken überbrücken sollte. Im Frühjahr 1851 began- nen die Bauarbeiten, indem man verschiedene Einschnitte und Dämme anlegte. Am 8. Juli 1851 wurde auch der Bau des Altenbekener Viaduktes als größtes Einzelbauwerk der Strecke in Angriff genommen, das sich in 33 Metern Höhe mit 24 Bö- gen auf einer Länge von 495 Metern im Kurvenver- lauf mit einem Halbmesser von 940 Metern über das Tal spannen sollte. Über 1.600 Arbeiter kamen dazu nach Altenbeken, wo sie in Baracken unweit der Baustelle untergebracht wurden.
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