Lok Magazin

ALTENBEKEN

Für den Bau des Viaduktes setzte man vor allem auf den hei- mischen Muschelkalkstein, der in der Nähe der Baustelle gebro- chen werden konnte, während die Sandsteine mühselig per Pferdefuhrwerk aus Steinbrü- chen herangeschafft werden mussten, die teils mehrere Dut- zend Kilometer entfernt lagen. Beidseitig des Bauwerks er- richtete man auf gesamter Län- ge und Höhe ein stabiles hölzer- nes Gerüst aus Fichten der heimischen Wälder, auf dem sich die Steine direkt bis zum Einbauort transportieren ließen. Allein der Bau dieses Gerüstes verschlang 89.000 Taler, das

Das erste große Eisenbahnunglück in Altenbeken: Am 1. Juni 1869 zerplatzte der Kessel der Lok „Warburg“ im Bahnhof, zum Glück gab es keine Toten Slg. Josef Högemann

Viadukt selbst noch einmal 573.000 Taler – für die damalige Zeit fast unvorstellbar hohe Kosten. Doch bereits fast auf den Tag genau zwei Jahre nach Baubeginn, am 13. Juli 1853, war das gewaltige Bauwerk fertig, das fortan das Ortsbild beherrschen sollte. Es wurde umgehend einer Probebelastung unterzogen, nach deren erfolgreichem Verlauf die Strecke Paderborn – Warburg am 21. Juli 1853 durch seine Majestät, König Friedrich Wilhelm IV., feier- lich eröffnet werden konnte. Auf Verfügung der Gemeinde Altenbeken hatten sich „Pfarrer, Vorste- her, Gemeinderäte und Schulkinder mit den Lehrern … (zu) versammeln, um der allerhöchsten Person des Königs ihre Ehrfurcht zu bezeigen.“ Bei der Vorbei- fahrt des Zuges mussten zudem alle Glocken ge- läutet werden, auf Schießen und Fahnenschwen- ken hingegen sollte verzichtet werden. Einen Bahnhof erhielt Altenbeken zunächst jedoch nicht. Am folgenden Tag begann der planmäßige Be- trieb auf der zunächst noch eingleisigen Strecke.

ken – Warburg – Kassel verzeichnete in den folgen- den Jahren ein kontinuierliches Wachstum. Damit rückte auch deren zweigleisiger Ausbau rasch in den Fokus. Eine zweite Strecke entsteht Während sich die Strecke Paderborn – Warburg noch im Bau befand, reiften bereits Gedanken an eine zweite West-Ost-Verbindung heran, die von Al- tenbeken in Richtung Kreiensen verlaufen sollte. Dort wollte man Anschluss an die Herzogliche Braunschweigische Staatsbahn gewinnen, die sich ebenfalls in Planung befand. Erste Entwürfe sahen für die Strecke nach Kreiensen vor, das Eggegebirge bei Neuenhersee zu überqueren, doch entschied man sich auf Ini- tiative von Regierungsbaurat Ludwig Henz schnell für einen kürzeren und steigungsmäßig günstigeren Verlauf, der von Altenbeken aus mit einem Tunnel nach Osten geführt werden sollte.

Der Fahrplan zeigte sich sehr überschaubar. Von Warburg aus fuhr ein Personenzug um 8:00 Uhr und ein zweiter um 14:00 Uhr gen Paderborn, es gab auf der 54,6 Kilometer langen Stre- cke nur drei Zwischenstationen: Buke, Willebadessen und Bonen- burg. Für die Fahrt benötigten die Züge jeweils rund zwei Stun- den. In Paderborn hatten die Reisenden jedes Mal rund eine Stunde Aufenthalt, bevor sie mit einem anderen Zug in Richtung Hamm weiterfahren konnten. Auch in der Gegenrichtung gab es anfangs nur zwei Perso- nenzüge am Tag. Schnell stieg jedoch der Verkehr an und die Westfälische Eisenbahn Hamm – Soest – Paderborn – Altenbe-

Das westliche Portal des Rehbergtunnels 1902: Die Fernmeldefreilei- tung führt über dem Tunnel durch eine Waldschneise Slg. Josef Högemann

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LOK Magazin 09 | 2025

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