STRECKEN & BETRIEB
Begegnung am Bahnsteig in Altenbeken: Während 01 196 am 23. Februar 1965 mit dem E 317 auf seine Ausfahrt wartet, kommt der Gegenzug E 316 mit 03 1082 gerade an Detlev Luckmann/Slg. Josef Högemann
bescheidenen Bahnhof mit einem kleinen proviso- rischen Empfangsgebäude, Gütergleisen und ei- ner Umladehalle erhalten. Über den Bahnhof konnten nun Baumaterial und Arbeiter zur Tun- nelbaustelle gebracht werden. Und auch die Ein- wohner profitierten davon, hatten sie bislang stets zu Fuß oder per Fuhrwerk den Weg zum Bahnhof in Buke auf sich nehmen müssen. Spätestens jetzt wurde der kleine Ort bei Reisenden und Bahnper- sonal zu einem Begriff. Dank des Bahnbaus und der entstandenen Arbeitsplätze bei der Bahn stieg die Einwohnerschaft auf mittlerweile rund 1.300 Köpfe. Dessen ungeachtet ging der eigentliche Bahn- hofsbau weiter, denn mit der neuen Verbindung wurde Altenbeken zum Bahnknoten und es be- stand ein betrieblich zwingender Bedarf, ihn mit entsprechend dafür ausgelegten Gleisanlagen aus- zustatten. Somit waren umfassende Erdbauarbei- ten nötig. Der neue Bahnhof Altenbeken erhielt einen breiten „Inselperron“, dessen südliches Gleis die Züge der Westfälischen Eisenbahn anfuhren, während das nördliche für die Altenbeken-Holz- mindener Bahn bestimmt war. Man ging von ei- nem begrenzten lokalen Verkehr aus, sah die Auf- gabe der Station vielmehr als Umsteigebahnhof für den Lokwechsel und die Versorgung der Ma- schinen mit frischen Vorräten. „Aufstellen, Ueber- setzen und Rangiren der Züge“ sollten – so der Jah- resbericht der Westfälischen Eisenbahn von 1865
Am 10. September 1861 begannen die Bauarbei- ten am 1.632 Meter langen Rehbergtunnel östlich von Altenbeken. Um den Bau zu beschleunigen, wurde der Tunnel nicht nur von beiden Seiten aus in den Fels getrieben, sondern es wurden in des- sen Verlauf noch vier Schächte angelegt und von dort aus ebenfalls in beide Richtungen gearbeitet. Wassereinbrüche und Gebirgsbrüche verteuerten den Bau des Tunnels auf schließlich 788.872 Ta- ler – mehr als das Dreifache der ursprünglich ge- planten Summe.
1863 hatte Altenbeken endlich einen bescheidenen Bahnhof mit Empfangsgebäude erhalten
Am 19. Juni 1864 war der Tunnel fertiggestellt, am 1. Oktober 1864 konnte der Betrieb auf der Stre- cke von Altenbeken über Langeland und Bad Dri- burg zunächst bis nach Höxter aufgenommen wer- den. Ein Jahr später ging die Verlängerung über Holzminden und Stadtoldendorf nach Kreiensen in Betrieb – erneut im Beisein des preußischen Kö- nigs. Auch dort war die Trasse bereits für ein zwei- tes Gleis vorgesehen, das wenige Jahre später ver- legt wurde. Ab 1872 schloss in Ottbergen ferner die Sollingbahn nach Northeim (Han) an. Schon ein Jahr vor der Eröffnung der Strecke nach Höxter hatte Altenbeken 1863 endlich einen
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