WUPPERTAL – REMSCHEID – SOLINGEN
gestellte zweigleisig ausgeführte Brücke. Vom 6. bis zum 9. Juli 1897 fanden Belastungsproben statt. Zur feierlichen Einweihung der Brücke und der Strecke So- lingen – Remscheid am 15. Juli 1897 erschien Prinz Friedrich Leopold von Preußen, ein Groß- neffe von Kaiser Wilhelm I, nach dem die Brücke benannt wurde. Die Brücke wird gesperrt 1937/38, 1960 bis 1962 und 1978 erhielt die Brücke jeweils einen neuen Anstrich. 1948 besserte man einen Teil der im Zweiten Weltkrieg durch Jagdbomber ver- ursachten Splitterschäden aus. Die restlichen Kriegsschäden wurden zwölf Jahre später bei ei- ner generellen Instandsetzung des Bauwerks beseitigt. Dabei verstärkte man die Fundamente der beiden Ankerpfeiler, damit sie die gestiegenen Bremskräfte aufnehmen konnten. Zum 75-jährigen Jubiläum legte MAN eine Vorplanung für einen Neu- bau vor: Eine sehr elegant und leicht wirkende Konstruktion mit einem länger gestreckten Bo- gen und einem schlanken Profil. Betrieblich war die Brücke bis in die Streckenklasse D 4 einge- stuft; damit waren Achslasten bis 22,5 Tonnen zulässig. Dement- sprechend durften sie Güterzüge von mehr als 1.000 Tonnen Zug- gewicht mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h befahren. 2009 ergab eine Routineuntersuchung erhebli- che Mängel: Sogenannte Nullstä- be waren in unzulässiger Weise belastet, was die Brücke unkon- trollierten Spannungen aussetz- te. Ursache hierfür waren nicht
Die Müngstener Brücke wird als Erste ihrer Art im freien Vorbau errichtet, es gibt zudem eine Transportbrücke MAN/Slg. Z. Pillmann
Renovierungsarbeiten finden im Sommer 1949 in personalintensiver Handarbeit statt, dafür lief der Betrieb weiter Slg. Z. Pillmann
mehr bewegliche Lager der Gerüstbrücken auf den Pfeilern. Ferner hatten die großflächigen Abros- tungen zu Materialverlusten geführt. Die erforder- liche Standsicherheit war nicht mehr für alle bis dahin zugelassenen Zuggattungen gegeben. Es folgten verschiedene Betriebseinschränkungen und schließlich aufgrund von Messergebnissen die Komplettsperrung ohne Vorankündigung am spä- ten Abend des 18. November 2010. Im Rahmen der Prüfungen der Lastannahmen hatte man festgestellt, dass die vorgesehenen Er- tüchtigungen nicht ausreichten. Die ab Anfang 2011 durchgeführten Arbeiten ermöglichten ab
Juni 2011 immerhin, den Personenverkehr wieder- aufzunehmen. Mit einer folgenden Sanierung (Kosten rund 30 Millionen Euro) sollte eine maxi- male Restnutzungsdauer von 30 Jahren erreicht werden. Da Güterverkehr trotz der vorgesehenen Maßnahmen weiterhin nicht möglich war und die Ertüchtigung nur noch einen begrenzten Weiter- betrieb ermöglichte, ermittelte die DB AG parallel für einen Neubau Kosten von 100 Millionen Euro. In Anbetracht der beschränkten Nutzungsdauer nach der Sanierung erschien ein Neubau wirt- schaftlicher. Die denkmalgeschützte Stahlkon- struktion sollte ein Stück verschoben erhalten blei-
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LOK Magazin 07 | 2022
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