Lok Magazin

50 JAHRE S-BAHN MÜNCHEN

Wenige Tage vor Aufnahme des S-Bahn-Verkehrs fährt im Mai 1972 bei Steinebach ein Vorortzug von Herrsching in Richtung München Peter Schricker

Grafing und nach Simbach (Inn) über Mühldorf, die beide 1871 in Betrieb gingen. Von der Simba- cher Bahn zweigte schon seit 1872 in Schwaben (heute Markt Schwaben) eine Stichstrecke in die Kreisstadt Erding ab. Zwischen 1898 und 1912 er- richteten die Staatseisenbahnen vom Ostbahnhof aus noch Lokalbahnen nach Deisenhofen, nach Ay- ing (und weiter nach Kreuzstraße) sowie nach Is- maning. Somit hatte sich im Stadtteil Haidhausen ein Knotenbahnhof für Vorortzüge gebildet. Mit der Verbindung nach Memmingen über Buchloe (1874) und der Lokalbahn nach Herr- sching am Ammersee (1903) war westlich von München in Pasing ebenfalls ein großer Verkehrs- knoten entstanden. Um die Jahrhundertwende leb- te in München bereits eine halbe Million Men- schen. 1895 hatten die Königlich Bayerischen Anfänge der Wendezüge: Auf der Strecke München – Dachau Bf erprobt die Bundesbahn 1952 mit E 44 087 G, rot lackierten Abteilwagen und einem ES 85 an der Spitze diese Betriebsform Slg. Dr. B. Rampp

genommen wurde, führte nach Westen; erst hinter Pasing zweigte sie von den Augsburger Gleisen nach Süden ab. Für den Bahnbau nach Osten wirk- te die Stadt wie ein Sperrriegel; Strecken, die in diese Richtung verlaufen sollten, mussten den Kopfbahnhof ebenfalls erst nach Westen verlassen, um die Stadt anschließend zu umfahren. Das trifft auf die Maximiliansbahn über Holzkirchen nach Rosenheim (eröffnet 1858) genauso zu wie auf die Ostbahn (eröffnet 1858). Erstere bog nach knapp zwei Kilometern in etwa auf Höhe der heutigen Donnersbergerbrücke nach Süden ab, letztere wandte sich an gleicher Stelle bis 1892 in scharfem Bogen nordwärts, um dann nach Nordosten in Richtung Freising und Landshut zu schwenken. Zwei Pole entstehen Es dauerte 31 Jahre, bis erstmals im Süden der Stadt eine Umfahrung entstand, die zum heutigen Ostbahnhof im Stadtteil Haidhausen führte. Dort gabelten sich die Strecken nach Rosenheim über

Im Jahr 1900 verlegte man eigene Vorortgleise zwischen Pasing und dem Centralbahnhof

Staatseisenbahnen (K. Bay. Sts. B.) nach langem Zaudern einen ersten Vorortverkehr eingerichtet, im Jahr 1900 entstanden zwischen Pasing und dem Centralbahnhof eigene Vorortgleise, an denen die Stationen Laim und Centralwerkstätte (heute Donnersbergerbrücke) eröffnet wurden. Die Ge- meinden entlang der Bahnstrecken erlebten um die Jahrhundertwende ein deutliches Bevölke- rungswachstum, von dem ganz besonders Pasing (damals noch selbstständig) und die Orte im Würmtal profitierten, sodass man 1902 die Tutzin- ger Strecke bis Gauting viergleisig ausbaute. Als eigene Zuggattung für den Bahnverkehr im städtischen Umfeld führten die K. Bay. Sts. B. den „Nahzug“ (NZ) ein. Im Sommerfahrplan 1911 zähl-

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LOK Magazin 07 | 2022

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