eisenbahn magazin

50 Jahre Nenngröße Z

Platzbedarf. Ein neues Produkt – ein neuer Markt! Es ist der chancenreiche Markt der Extra- vaganten, der Freizeitler mit eigenen Ideen, der Älteren und der auf der Höhe des Lebens.“ Damit war die Daseinsberechtigung meiner Nenngröße im Maßstab 1:220 und mit einer Spurweite von 6,5 Millimetern genau definiert. Ich bin kein Kinderspielzeug. Und bereits die Inschrift meines außergewöhnlichen Originalkartons zeigte dem seinerzeit Beschenkten seine Wertschätzung: „Einmalige Sonderanfertigung für unsere Ge- schäftsfreunde“. Tatsächlich wurden auf der Messe nur sehr wenige Exemplare abgegeben. Erst nachdem die entsprechende Order getätigt war, wurden wir „Goldies“ von den Märklin-Ge- bietsvertretern persönlich überreicht.

Märklin tastete sich über den Umweg in N an die kleinste Nenngröße Z heran

War aus patentrechtlichen Gründen bei Mär- klin leider nicht umsetzbar: Die kleine trans- parente mini-club-Kupplung im Vergleich zur N-Kupplung der Arnold-V 200 (unten)

Schnell wechselte das Erscheinungsbild der Z-Fahrzeugmodellverpackungen im Detail

Märklin war zu Recht stolz auf sein einzigartiges Produkt. Dieser Neuheiten-Vorstellung ging je- doch eine kostspielige lange konstruktive Ent- wicklungszeit einschließlich des konsequenten Entschlusses seitens der Märklin-Geschäftsfüh- rung voraus, die vorangegangene komplette Entwicklung einer Modellbahn in Nenngröße N zu beenden. Kleinere Modellbahnen als in 1:87 zu bauen und zu verkaufen, waren ursprünglich nach Meinung des qualitätsbewussten württem- bergischen Traditionsherstellers von Spielzeug aus Feinblech und Zinkdruckguss für einen spielerischen Einsatz durch den Kunden unge- eignet. Sowohl zum robusten Spielbetrieb als auch für die dem Vorbild gerechte Darstellung sollte das Modell gut in der Hand liegen und auf der Anlage gut zu erkennen sein. Dieser Wertung blieben die Märklin-Käufer bis in die 1970er-Jahre hinein treu. Ein erstes schwaches Umdenken lei- tete nach der Einführung der Nenngröße TT (Zwölf-Millimeter-Spur) durch Rokal 1950 und durch Zeuke ab 1958 vor allem der vom Nürnber- ger Hersteller Arnold 1961 begonnene Trend zur weiteren Miniaturisierung durch die Nenngröße N (Neun-Millimeter-Spur) ein. Jetzt musste auch Märklin tätig werden, um künftige Weichenstel- lungen nicht zu verpassen. kl h l f

Wachsabguss vom Urmodell der Baureihe 10 für die Schleuderguss- Gipsform, gefertigt in der „Gold- stadt“ Pforzheim für die Märklin- Artikelnummer 88891

Märklins Versuch in N 1962 gab der Geschäftsführer Technik, Dipl. Ing. Herbert Safft, seinem Leiter der Entwicklungsab- teilung, Dipl. Ing. Kilian, die Weisung, trotz gegen- teiliger Überzeugung nun doch eine Systembahn mit neun Millimetern Spurweite zu entwickeln. Der Gedanke an eine Wechselstrombahn wurde nach Versuchen unter anderem wegen des in der Produktion zu teuren Böschungsgleismaterials mit Punktkontakten verworfen. Als Triebfahr- zeuge wurden die moderne DB-Baureihe V 200 1

und die Ae 6/6 der SBB mit Zinkdruckgussgehäu- sen auserkoren. In deren Gehäusen war Platz für den Antrieb in Form eines Zwölf-Volt-Gleichstrom- motors mit Schneckenrad- Antrieb auf die beiden inneren Radsätze der Drehgestelle. Dazu wurden drei zeitgemäße DB-Schnellzugwagen-Gattungen mit Drehgestellen (Aüm, Büm und Düm) sowie zwei zweiachsige Güterwagen der DB-Gattungen Gs und X als Kunststoff-Spritzgussmuster von der Entwicklungsgruppe um Helmut Röther (Trieb- fahrzeuge und Gleismaterial) und Eugen Schmid

Weihnachtswagen als Sozialleistung für Mitarbeiter sowie Werbeträger für andere Produktionssparten aus dem Hause Märklin

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eisenbahn magazin 8/2022

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