Bahnhof Werdersheim in Z
Einer der berühmten F-Züge durcheilt ohne Halt den Bahnhof Werdersheim in Richtung Köln – es könnte der F 23/24 von Dortmund nach München sein, während sich in die Gegenrichtung ein Güterzug in gemächlicher Fahrt davonschleicht. Das stattliche Empfangsgebäude und die benachbarte Expressgut-Abfertigung (Bild u. l.) zeugen von einem hohen Aufkommen an Reisenden und Gepäck Dirk Kuhlmann (2)
I m Städtedreieck Remscheid/Solingen/Wup- pertal lässt es sich in den 1960er-Jahren ganz gut leben, zumal die hier prägende Textil- industrie, aber auch die Branche für Schneid- waren und Bestecke ein sicheres Auskommen für die meisten Bewohner garantieren. Wir sind zu Gast im Örtchen Werdersheim. Manch ein Bewohner hat schon einen Blick auf das neu- este Fernsehgerät im örtlichen Elektrofachge- schäft geworfen, der „Kuba-Imperial“ scheint heiß begehrt zu sein. Das Kino am Ortsausgang zeigt mit dem Film „La dolce vita“ oder auf Deutsch „Das süße Leben“ gerade den Strei- fen des Jahres. Auf den Straßen rollen derweil etliche neue Personenkraftwagen, die sich mehr und mehr Leute leisten können. Geht man die Hauptstraße weiter talwärts, kommt der etwas abseits gelegene Bahnhof von Werdersheim ins Blickfeld. Die schwarzen Dampfloks haben hier noch absoluten Vorrang,
wobei dem Eisenbahnfreund an dieser wichti- gen Magistrale bezüglich der Baureihen aller- hand Abwechslung geboten wird. Den begeis- terten Beobachtern von Abläufen in einem Betriebswerk sei gesagt, dass der beste Platz hierzu im Stadtpark gegenüber dem „Hotel zur Post“ zu finden ist. Sie sind neugierig geworden und benötigen eine Anfahrtsskizze? Nun, da muss ich Sie leider enttäuschen, denn den Ort gibt es nicht. Unsere fiktive in der Nenn- größe Z gebaute Stadtlandschaft mit Bahnhof zeigt lediglich das typische Leben und Treiben im Bergischen Land der 1960er-Jahre. Planungsgedanken und Umsetzung Um das Jahr 2007 hatte Dirk Rohwerder als Besitzer dieser über vier Meter langen Anlage zusammen mit einem guten Freund die Planun- gen begonnen. Die Erfahrungen aus seinen frü- heren Projekten flossen hier wohlweislich ein.
Das Thema der Anlage sollte ein kleiner Vor- stadtbahnhof mit zwei Haupt- und drei Aus- weichgleisen, einem Bahnübergang, einer Güterabfertigung und einem kleinen Bahn- betriebswerk sein – eine zur damaligen Zeit ganz normale und typische Vorbildsituation also. Aus dem verdeckten Bereich mit einem 14-gleisigen Schattenbahnhof auf einer tiefer gelegenen Ebene sollte das dort startende Roll- material über eine doppelgleisige Wendel hoch- fahren, ehe im Abzweig entschieden wird, ob der Zug von rechts oder links in den Bahnhof einfährt. Die Bereiche um das Betriebswerk und die Güterabfertigung sollten handbedient befahrbar, die überwiegenden Gleisanlagen jedoch mit einer Automatik ausgestattet sein. Die Wahl fiel auf die MpC-Steuerung von W Gahler & Ringstmeier. Dadurch war das vorhan- dene und künftige analoge Rollmaterial ohne jegliche Digitalumbauten einsetzbar.
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eisenbahn magazin 9/2025
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