Im Gespräch
V erdutzte Gesichter waren das Mindeste an diesem Vor- mittag im Mai 2022 in Scharbeutz. In dem kleinen Ort an der Vogelfluglinie halten auch die IC-Züge Burg (Feh- marn) – Hamburg, zum Beispiel der IC 2413, Abfahrt kurz nach 10 Uhr. Das Problem: Der Aushang gab bis zum Kleinen Fahr- planwechsel im Juni für diesen Zug Gleis 2 an, doch hatten Ein- heimische ausgemacht, dass der IC regelmäßig von Gleis 1 fuhr. Fast schon flehend wies ein Bewohner von Scharbeutz die war- tenden Reisenden an diesem Vormittag auf den Umstand hin – und erntete verärgerte Ablehnung. Die Bahn habe doch klipp und klar Gleis 2 als Abfahrtgleis genannt, bekam er zur Ant- wort. Umso größer das Erstaunen, als der Intercity tatsächlich, wie von dem Einwohner beschrieben, auf Gleis 1 einfuhr, wäh- rend die Fahrgäste an Gleis 2 warteten. Mehr noch, der Zug wartete nicht einmal, bis sie den Weg hinüber zu Gleis 1 ge- schafft hatten, sondern fuhr schlicht davon. Inzwischen, sagt die Deutsche Bahn AG, soll der Missstand in Scharbeutz behoben sein. Aber kann man damit allgemein von einer Entwarnung sprechen? Wohl eher nicht, denn es gibt verschiedene Arten der Kommunikationsmängel. Mal sind es Fehler in Aushängen oder bei Laufbandanzeigen, mal falsche Durchsagen, mal falsch informierte Eisenbahner vor Ort. So wie am ers- ten Tag des Kleinen Fahrplanwechsels in Weilheim (Oberbayern), als sich Mängel inderKommunikation
Unangenehme Überraschung für die Reisenden in Scharbeutz im Mai 2022: Laut Aushang fährt IC 2413 nach Hamburg ab Gleis 2, tatsächlich aber von Gleis 1 MHZ(2)
Gewiss, solche Ereignisse sind nicht die Regel. Aber sie kommen vor und sie haben eine verheerende Außenwirkung. Sie diskreditieren das Ver- kehrsmittel Schiene und sie bestätigen ein Vorurteil, das manche in der
ein DB-Mitarbeiter am Nachmittag sichtlich da- rum bemühte, alle Reisenden mit Ziel München zum nächst erreichbaren Zug zu bringen. Nach seiner Kenntnis falle der RE, der von Gleis 1 abfah- ren solle, aus; deshalb empfahl er den Fahrgästen die RB auf Gleis 2, die laut Fahrplan eine halbe Stunde nach dem RE Weilheim verlasse. Viele
Gesellschaft und bei einigen Medien nur zu gern aufgreifen: das der kundenunfreundlichen, fehler- haften, letztlich unfähigen Eisenbahn. Dass dem nicht so ist, beweisen Tag für Tag Tausende rei- bungslose Fahrten mit einwandfreier Information. Und doch sollte die DB AG noch mehr daran arbei- ten, Mängel wie in Scharbeutz und Weilheim zu un-
Fehler in der Information an Kunden haben für die Deutsche Bahn eine ver- heerende Außenwirkung
Kunden folgten dem Rat, während einige wenige sich an der DB-App ori- entierten und weiter auf Gleis 1 auf den RE warteten. Das stellte sich als richtig heraus. Denn auch der RE von Gleis 1 fuhr, zum Ärger all jener, die sich auf Gleis 2 zur später verkehrenden RB begeben hatten.
terbinden. Gerade jetzt, in Zeiten von Ferienreisen und Neun-Euro-Ticket, braucht es eine gut funktionierende Eisenbahn. Damit sich diese als Ver- kehrsmittel in den Augen der Allgemeinheit profiliert und zeigt, was sie zu leisten imstande ist. Redaktion eisenbahn magazin
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eisenbahn magazin 8/2022
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