Im Gespräch
Cooler Zug?
Nicht bei Hitze I CE-Fahren findet mein Sohn (6) „total cool“. Das freut den reisefreudigen Papa. Doch die
Bei Boppard-Hirzenach rollt 401 008 am som- merlich warmen 30. Juni 2025 durch das Rheintal. Die Klimatisierung der ICE-Züge der Deutschen Bahn erwies sich in den vergangenen Wochen erneut als anfällig für Ausfälle Jan Luca Herrmann
Ereignisse der vergangenen Monate zwan- gen mich dazu, seine Einschätzung der Dinge zu hinterfragen. Die heftigen Hitzetage dieses Sommers mit Außentemperaturen von zum Teil weit über 35 Grad liegen hinter uns. Doch die inzwischen seit Jahrzehnten bekannten technischen Probleme bei der Klimatisierung deutscher Züge wirken mal wieder nach. Die Klimaanlagen machen teils schon bei Tem- peraturen schlapp, die weit unter den Top-Wer- ten liegen. Beim ICE 1 und ICE 2 bringt die Air- condition nur bei Außentemperaturen bis 32 Grad ihre volle Kühlleistung. Wird es heißer, kommt es häufiger zu Ausfällen. ICE 3-Klimaan- lagen sind bis zu 35 Grad Außentemperatur aus- gelegt, der ICE 4 kühlt bis 45 Grad störungsfrei. Kommt es zu Ausfällen, weiß das Zugpersonal oft nicht, welche Klimaanlagen funktionieren. „Das merken wir erst, wenn wir durch den ICE gehen. Kommt nur ein bisschen kalte Luft, sper- ren wir den Wagen“, sagt eine Zugbegleiterin. „Das ist so eine Anweisung, um gesundheitli- che Schäden auszuschließen.“ Denn: Ist es heiß und stickig, klagen sehr schnell erste Fahrgäste über gesundheitliche Probleme. „Das wird dann schnell eine Lawine“, weiß die erfahrene Zugbegleiterin. Die Basistemperatur in den Fernverkehrszügen der DB ist 23 Grad. Sie kann um zwei Grad nach oben oder unten verändert werden. Im Som- mer ist sie oft von vornherein auf 25 Grad vor- eingestellt. Das hat einem Bahnsprecher zufol- ge Vorteile: Die Klimaanlage kann möglichst
energiesparend eingesetzt werden, gleichzeitig frieren Fahrgäste weniger, wenn sie aus der Wärme von draußen in das gekühlte Abteil kommen. Fahrgastrechtlich gilt: Wenn man innerhalb des Zuges wegen eines Klimaanlagen-Defekts um- ziehen muss, ist das zumutbar. Kann der Zug nicht mehr weiterfahren und man verspätet sich deshalb, gelten die üblichen Entschädi- gungsansprüche – 25 Prozent vom Fahrpreis ab einer, 50 Prozent ab zwei Stunden Ankunftsver- spätung. Umgehen kann ein Bahnunternehmen solche Forderungen, indem es gar nicht erst losfährt, wenn es draußen heiß ist. Wie das geht, zeigte Flixtrain am 2. Juli 2025, als die grünen Züge weitgehend nicht fuhren. „Ausgebucht“ hieß es auf der Flix-Homepage, „Unwetterauswirkun- gen“ zeigte der DB-Navigator an. Tatsächlich waren jedoch die angekündigten hohen Tem-
peraturen der Grund für Flixtrain, den Verkehr einzustellen. Der private Fernverkehrsanbieter schob die Schuld insbesondere auf Fahrgäste, die in den Tagen zuvor trotz Hinweises per Mail nicht ausreichend Getränke auf die Fahrt mit- bringen würden. Die von Flixtrain eingesetzten Wagen verfügen überwiegend weder über Klimaanlage noch über Fenster zum Öffnen. „Gar nicht cool“, findet das mein Sohn, der oh- nehin lieber im ICE unterwegs ist. Ich bin darü- ber froh, dass er Zugreisen einer Fahrt im meist
wohltemperierten Auto- mobil vorzieht. Bleibt zu hoffen, dass die Bahnen das Klimaproblem in ih- ren Flotten in den Griff bekommen, damit das auch so bleibt … Florian Dürr, Chefredakteur
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eisenbahn magazin 9/2025
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