eisenbahn magazin

Eisenbahn: Fahrzeuge

Der letzte Einsatz einer S 3/6 Abschied von einer Königin Vor gut 60 Jahren, am 29. Mai 1965, endeten die Einsätze der bayerischen S 3/6 bei der Deutschen Bundesbahn. 18 511, erst 1955 mit einem Neubaukessel ausgerüstet und seither als

D er 29. Mai 1965 war ein durch und durch regnerischer Tag. Das Wetter passte perfekt zur Stimmung vieler Eisenbahn- freunde, die sich an diesem Samstag in Baye- risch-Schwaben und Mittelfranken eingefun- den hatten, denn es galt, Abschied zu nehmen – Abschied von einer der ganz großen und für die meisten Anwesenden sicherlich zugleich einer der schönsten deutschen Länderbahn- Schnellzuglokomotiven überhaupt.

beschafft wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte und wollte auch die Deutsche Bundes- bahn nicht auf die Qualitäten der schönen Baye- rin verzichten. Im Zuge der Modernisierung ihres Fahrzeugparks ließ sie zwischen 1953 und 1957 insgesamt 30 Loks der seitens der Reichsbahn ab 1927 beschafften Serien l, m, n und o mit vollstän- dig geschweißten Neubaukesseln mit Verbren- nungskammer und Mehrfachventil-Heißdampf- reglern ausrüsten. Gleichzeitig erhielten sie auch neue Führerhäuser. Die solcherart umgebauten und modernisierten Loks erhielten die neue DB- Baureihenbezeichnung 18 6 mit den in der Reihe des Umbaus vergebenen neuen Betriebsnum- mern 18 601 bis 630. Die noch vorhandenen S 3/6 in Ursprungsbauform (18 4-5 ) wurden mit Ausnah- me der vom Bundesbahn-Zentralamt in Minden eingesetzten 18 505 bis 1962 ausgemustert. Doch auch den 18 6 blieb kein langes Leben mehr vergönnt: Von der DB weiterhin im Schnellzug- dienst eingesetzt, reichte ihre Leistung beinahe an die einer 01 heran. Hinsichtlich ihrer Effizienz gal- ten sie bei ihrer (Wieder-)Indienststellung als wirt- schaftlichste Dampfloks der DB. Jedoch machte der harte, fordernde Dienstalltag ihren Ersatzkes- seln leider allzu schnell zu schaffen, führten doch die beim Umbau direkt an die Kessel ange- schweißten Pumpenträger zu Rissbildungen und damit zu Kesselschäden an den Loks. Die DB redu- zierte den Kesseldruck daher von 16 auf 14 bar, was einen deutlichen Leistungsverlust bedeutete und die Loks im Schnellzugdienst in die zweite Reihe zurückversetzte. Gleichzeitig sorgten sowohl die rasch voranschreitende Elektrifizierung wie auch die weitere Beschaffung neuer Diesellokomotiven

Dank Neubaukessel zum zweiten, kurzen Leben

Blenden wir kurz zurück: Mit der Vierzylinderver- bund-Schnellzuglokomotive der Gattung S 3/6 war den Königlich Bayerischen Staatseisenbah- nen (K.Bay.Sts.B.) ein großer Wurf gelungen – so- wohl technisch als auch optisch. Ab 1908 in meh- reren Serien und über zwei Jahrzehnte hinweg beschafft, brachte es die S 3/6 auf insgesamt 159 bei J. A. Maffei in München gebaute Exemplare. Diese stolze Zahl allein lässt schon auf die Quali- täten der von Anton Hammel und Heinrich Lep- pla entwickelten Konstruktion schließen, die nach dem Ende der Länderbahnzeit sogar noch bis 1931 von der Deutschen Reichsbahn weiter-

18 622 unterwegs, hatte die Ehre, den Abschieds- sonderzug zu bespannen

Zahlreiche Auslöser klicken, als 18 622 am 29. Mai 1965 letztmalig auf die Drehscheibe des Bw Treuchtlingen rollt. Die Lok befindet sich an diesem Tag auf ihrer Abschiedsfahrt und ergänzt hier ihre Vorräte BD Augsburg/Slg. Brian Rampp

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