eisenbahn magazin

Eisenbahn: Fahrzeuge

Kuppeln, Bremsprobe, Zugpapiere – und schon geht es los. Zunächst gemächlich, doch sobald das nächste Formsignal auf Hp1 („Fahrt“) gezo- gen wird, spüre ich die ganze Kraft der 221: Di- rekt unter dem Führerstand befindet sich das Achsgetriebe, das bei der schweren Anfahrt un- ter ohrenbetäubendem Lärm den gesamten Boden des Führerstands zum Vibrieren bringt. Horst sieht bei dem Spektakel auch die positi- ven Seiten: „Bei leichten Zügen kann ich die Ma- schinenanlage im Führerstand ausschalten – und dann ist Ruhe im Karton“, erklärt er, „aber bei voller Last ist die Leistung beider Motoren unverzichtbar.“ Da es jetzt auf die Hauptbahn Schimanski auf Arbeit? Am 28. Juni 1985 wartet 221 139 im Bahnhof Flandersbach mit einem Leerzug auf die Einfahrt ins Kalkwerk Rhodenhaus. Der Lokführer weist Ähnlichkei- ten mit dem damals sehr populären Tatort- Kommissar auf Joachim Bertsch (3)

geht, wird jede Pferdestärke gebraucht. Mit 80 über die Hauptbahn

Während der Zug beschleunigt, meldet sich die Oberzugleitung über Zugbahnfunk: „Bitte Fahrzeit verkürzen“, so die Aufforderung, denn hinter uns drohe ein Schnellzug ausgebremst zu werden. Horst sieht sich herausgefordert: „Wir haben ja ’ne 221, die hat mehr Leistung als eine 215 oder eine 216.“ Dank des schaltbaren Getriebes, das bei 35, 70 und 110 km/h automatisch schaltet, können wir problemlos die Geschwindigkeit anpassen, wäh- rend die Konkurrenzbaureihen bei solchen Lasten an ihre Grenzen kommen würden. Wir rollen mit 80 km/h durchs Rheinland. Bei der 216 sind eben diese 80 km/h bei den Güterzügen schon kritisch. Gerade auf Hauptstrecken muss aus Gründen der Streckenkapazität genau am Limit der 80 km/h gefahren werden. Überschreitet ein Lokführer die Geschwindigkeit, kann die Getriebeüberwachung der 216 die Maschine abschalten. Dann bremst die Maschine bis zum Stillstand und muss erneut an- fahren. Dahinter stauen sich dann die Züge. Die Schicht vergeht wie im Flug. In Duisburg- Wedau habe ich die Gelegenheit, die 221 103 von unserem Führerstand aus zu fotografieren. Zwar ist es nicht die rote 221, auf die ich gehofft habe, doch die Perspektive aus dem Führerstand ge- fällt trotzdem. Wir holen einen Kalkzug in Nean- dertal und einen weiteren in Rohdenhaus. Dazu fahren wir über die malerische Angertalbahn, die auch heute noch Ziel mancher Eisenbahnfo- tografen ist. Dazwischen gibt es viele Leerfahr- ten. Nach einem Signalhalt beschleunigen wir als Lokomotivzug schnell von null auf 140 km/h. Die Leistungsfähigkeit beeindruckt mich. Lärm und Hitze Im regulären Zugbetrieb sind in der Regel beide Maschinenanlagen der 221 in Betrieb. Bei Leer- fahrten oder Lokomotivzügen ist es jedoch eine clevere und kostensparende Lösung, nur eine der Maschinenanlagen zu betreiben. Das reduziert

Blick in den Führerstand von 221 125. Wenn beide Dieselmotoren der leistungsfähigen Diesellok arbeiten, kann es hier durchaus laut werden

221 125 hat am 16. Februar 1985 221 117 und 107 ins Bw Oberhausen 2 gebracht. Links der ehemalige Kesselwagen der amerikanischen Streitkräfte

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