eisenbahn magazin

Dampfbahnen unter Druck

U nbestritten gerät Deutschland derzeit zu- nehmend in eine Phase der Engpässe im Energiesektor. Davon bleiben auch Muse- umseisenbahnen und Bahnmuseen nicht ver- schont, die das historische Erbe der Eisenbahnge- schichte pflegen. Sie benötigen Kohle, um ihre Dampfloks anheizen zu können, die von der Tech- nik faszinierte Besucher anlocken und Einnahmen für die Vereins- oder Museumskasse versprechen. Doch das schwarze Sedimentgestein wird zuneh- mend schwerer verfügbar. Jahrelang fand russische Kohle ihren Weg nach Deutschland und zu so man- chem Eisenbahnmuseum. Verursacht durch den Krieg in der Ukraine kommt es auf dem europäi- schen Markt zu Lieferengpässen bei Kohlesorten aus Russland und Polen, zudem hat die Europäi- sche Union ein Kohleembargo gegen Russland auf den Weg gebracht, das noch 2022 wirksam werden soll. Auswirkungen auf die Lage hatte zudem ein Ereignis in Großbritannien: Die letzte walisische Steinkohlegrube Ffos-y-Fran nahe Merthyr Tydfil, die bislang hochwertige Kohle für Dampflokomo- tiven förderte, stoppte Anfang 2022 früher als erwartet den Vertrieb von Stückkohle an ihre Ab- nehmer. Grund dafür ist ein Schaden an der Sor- tieranlage. Die Stilllegung des Bergbaubetriebs war aufgrund einer nicht erneuerten Lizenz zum Abbau des fossilen Energieträgers längst beschlossene Sache, gerechnet wurde allerdings mit der Einstel- lung gegen Ende des Jahres 2022. Diese schwierige Gemengelage stellt deutsche und andere europäische Dampfbahnen vor gro-

Fauchende und rauchende Dampfrösser ziehen bisweilen Heerscharen an Eisenbahnfreunden an. Kurz vor ihrer Abstellung nimmt 99 5906 am 14. Mai 2022 in Gernrode nochmal Kohle für eine ihrer letzten Fahrten bei den Harzer Schmalspurbahnen Guus Ferrée

ße Herausforderungen. Für die laufende Saison scheint die Versorgungssituation weitgehend sta- bil zu sein. Beim Deutschen Eisenbahn-Verein (DEV) in Bruchhausen-Vilsen etwa waren zum Auf- takt die Kohlelager gut gefüllt. Pro Jahr benötigt die Museumseisenbahn, die vom 1. Mai bis 1. Ok- tober an allen Samstagen und Sonntagen sowie an Feiertagen fährt, bis zu 30 Tonnen Kohle. DEV- Pressesprecher Martin Thies erklärt, dass man von einem Brennstoffhandel in der Region die Vorräte auffüllen lasse: „Wir gehen davon aus, dass wir an

unseren üblichen Fahrtagen auch mit unseren Dampfloks fahren können.“ Die Kohlelager sind voll Sprecher Dirk Bahnsen reagiert gelassen auf die Forderung nach Offenheit über den Kohlever- brauch bei den Harzer Schmalspurbahnen (HSB): „Insgesamt haben wir einen jährlichen Bedarf von rund 6.000 Tonnen Steinkohle. Der Bedarf bezieht sich allerdings auf normale Jahre, nicht auf die Jahre 2020 und 2021 mit pandemiebedingt einge-

Bei der Mansfelder Bergwerksbahn wirken sich die steigenden Kohlepreise 2022 noch nicht auf die Tarife für Besucher aus (Hettstedt 16. April 2022) Dirk Höllerhage

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eisenbahn magazin 8/2022

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