Modellbahn: Planen & Bauen
E lektrische Lokomotiven und Fahrleitungen fin- den wir in der Eisenbahn-Geschichte schon in der frühen Epoche II – man denke nur an die schlesischen Gebirgsbahnen von 1911. In Modell hingegen sieht man mancherorts selbst auf gut detaillierten Anlagen abgebügelte Elloks, die auf Gleistrassen ohne Fahrleitungsdrähte und -masten rollen. Lag früher der Vorteil einer Fahrleitung für Modellbahner noch im Betrieb mehrerer Züge auf dem gleichen Gleis, bringt das heute im Zeitalter des digitalen Fahrens keinen Gewinn mehr. Beim Einsatz moderner Triebfahrzeugmodelle der Elek- trotraktion empfehlen sich daher funktionslose Fahrleitungen. Diese gestalten den Bau wesentlich einfacher und bieten obendrein die Möglichkeit, alle technischen Anlagen zu diesem Thema wesent- lich detaillierter darzustellen. Fahrleitungen beim Vorbild Über alle Modellbahn-Epochen hinweg haben die Bahnverwaltungen Europas unterschiedliche Lösungen entwickelt. So weist allein der Katalog des Modellbahnspezialisten Sommerfeldt sechs verschiedene Bahnverwaltungen mit Fahrleitun- gen aus mehreren Epochen aus. Seit der Epoche II werden fast ausschließlich Masten aus Metall statt aus Holz verwendet, auch wenn es schon damals Betonmasten gab. Die Überspannung erfolgt mit- tels Gitter- oder Flachmasten – auf freier Strecke mit Auslegern, im Bahnhof mit Quertragwerken. Erst ab der Epoche V wird aus Betriebsgründen auf Quertragwerke verzichtet. Hinzu kommen unterschiedliche Auslegungen der Fahrleitung. So gibt es neben der DB AG-Regelfahrleitung RE 160 auch Fahrleitungen für niedrigere Geschwindig- keiten (RE 75 und RE 100). Seitenhalter sind nur an Masten vorhanden, bei denen der Fahrdraht vom Maststandort weggezogen werden muss, auf gerader Strecke, also genaugenommen an jedem zweiten Mast. Quertragwerke werden mit Quer- feldern verbunden, wobei es je nach Länge des Querfelds niedrigere oder höhere Masten gibt. Umsetzung im Kleinen Es ist unmöglich, eine vorbildgerechte Fahrleitung in Modell nachzubauen. Der am häufigsten ver- wendete Rillenfahrdraht Ri 100 hat einen Durch- schnitt von zwölf Millimetern, was in 1:87 einen Drahtdurchmesser von 0,13 Millimetern bedeuten würde. Hinzu kommt, dass durch den meist viel engeren Gleisbogenradius in Modell die Anzahl an Masten gegenüber dem Original höher ist, da eine Fahrleitung niemals im Bogen, sondern immer polygonal verspannt werden muss. Wie schon in den zurückliegenden Folgen dieser Serie erwähnt, empfehle ich im überspannten Bereich keine Gleis- radien unter 500 Millimetern zu verwenden. In H0 sind vornehmlich Märklin, Sommerfeldt und Viessmann als etablierte Fahrleitungsanbieter zu nennen. Letztere beiden haben auch ein Angebot in der Nenngröße N. TT wird von Ostmodell und Sommerfeldt abgedeckt. Die großen Spuren 1 und 0 werden von Sommerfeldt bedient; außerdem werden bei Wenz Modellbau 0- und bei Wunder 1-Bahner fündig. Im Maßstab 1:220 bietet nur Mär- klin etwas Passendes in dieser Hinsicht an.
Fahrleitungsbau auf Modellbahnanlagen für den Ellokbetrieb Strippenziehen Wer eine Anlage mit elektrischer Traktion projektiert, sollte bereits in der Planungsphase den Einbau der Oberleitung berücksichtigen. Am Beispiel einer H0-Anlage vermitteln wir, wie man nach dem Aufbau authentische Ergebnisse erzielt
Vorbildnahe Fahrleitungsverlegung auf der H0-Anlage „Nächternhau- sen“; natürlich sind Kompromisse in der Modellumsetzung unabdingbar, selbst wenn man sich nah am Origi- nal orientieren möchte. Auch en miniature sollte der Fahrdraht vorbildgerecht im Zickzack verlaufen
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