eisenbahn magazin

Gemisch aus Anthrazit und Kohle (Verhältnis 1:3), das gut für die Rauchbildung und Wärmeentwick- lung ist. Leider erfordert ein Anthrazitfeuer eine geübte Hand, den meisten Heizern und Lokfüh- rern fehlt heute die Erfahrung, ein solches Feuer zu bedienen und zu unterhalten.“ Nach häufigem Abbrennen der Stäbe habe die Chiemseebahn die Befeuerung mit Anthrazit eingestellt, weil die Kos- ten zu hoch waren. Abwarten und Hoffen Die Chiemseebahn verbraucht in einer normalen Saison rund 30 Tonnen Kohle, was etwa 1,5 Last- wagenladungen entspricht. „Unser Kohlebunker ist noch mit rund 14 Tonnen Kohle gefüllt“, sagt Frans Borghouts. Weil die kleine Kastendampflok der Schmalspurbahn im oberbayerischen Prien nur noch samstags und sonntags fährt, reicht das noch bis 2023. Und dann? „Wir warten einfach ab, was die Zukunft bringt!“ Auch Lothar Huber, Vorsitzender der Museums- bahn Rhön-Zügle, die zwischen Fladungen und Mellrichstadt fährt, prognostiziert, dass die Koh- lebeschaffung in diesem Jahr recht schwierig sein wird. „Die einzig wirklich brauchbare Lokkohle (Ssibirskij) kam zuletzt aus Russland. Diese Kohle wird aber mittlerweile komplett nach China ex- portiert, zudem ist der Bezug aufgrund des Krieges in der Ukraine nicht mehr möglich. Die polnische Wesola-Kohle ist aufgrund ihres hohen Gehalts an flüchtigen Bestandteilen für den Lokbetrieb nicht sonderlich geeignet und ebenfalls nur be- dingt lieferbar. Für die ebenfalls nicht mehr liefer-

Auch die Zittauer Schmalspurbahn heizt aktuell noch mit Kohle (Foto vom 17. April 2022 in Bertsdorf). Dort wird künftig jedoch mit einer Leichtölfeuerung experimentiert Dirk Höllerhage

derlanden. Frank Vergeer, ehemaliges Vorstands- mitglied des Museums, berichtet, dass die Quali- tät jedoch schwanke, da sie aus verschiedenen Bergwerken stamme. „Wir können nicht einfach alles verwenden. Die Kohle muss auf jeden Fall ge- siebt werden.“ Vergeer fügt hinzu, dass sich die verschiedenen Eisenbahnmuseen untereinander über die immer besorgniserregendere Kohlesitua- tion austauschen. „Wir selbst konnten gerade noch rechtzeitig im Februar Kohle für dieses Jahr bestellen. Künftig werden wir sie über einen Zwi-

bare Ffos-Y-Fran Kohle soll absehbar eine Ersatz- kohle einer anderen britischen Zeche auch auf dem Kontinent angeboten werden.“ Ab wann und zu welchem Preis, sei aber noch unklar. Lothar Hu- ber berichtet, die Vorräte beim Rhön-Zügle wür- den noch bis etwa Ende Juli reichen. „Was dann ist, werden wir sehen.“ Besorgniserregende Situation Auf Kohle aus Venezuela setzt das Museum Bu- urtspoorweg (MBS) in Haaksbergen in den Nie-

Wertvoller Brennstoff? In Mügeln säuseln am 20. Mai 2022 einige IV K hinter einem großen Kohlehaufen vor sich hin Guus Ferrée

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eisenbahn magazin 8/2022

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