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Bahnpost und DB 1949-93 Bundespost fährt Bundesbahn

Seit dem Beginn des Eisenbahnzeitalters gab es eine enge Zusammenarbeit zwischen Post und Bahn. Auch für die Bundespost blieb die Bundesbahn lange Zeit das Mittel der Wahl für die Post- beförderung. Doch stellten sich bald andere Tendenzen ein Von Oliver Strüber/Josef Mauerer/Ralf Heinz/GM

P er Telegramm wurde zum 7. Septem- ber 1949 aus der Deutschen Reichs- bahn der Westzonen die Deutsche Bundesbahn (DB). Passend zur am 23. Mai des Jahres gegründeten Bundesrepublik Deutschland bekam die Staatsbahn einen neuen Namen – und bald eine entsprechende Organisation. Im Alltag änderte sich dadurch wenig, übernahm doch die Bundesbahn im Wesentlichen die Funktionen und betriebli- chen Abläufe der Reichsbahn. Das galt auch für die Kooperation bei der Bahnpost, welche die DB in ihrem Streckennetz zunächst noch mit der Deutschen Post beibehielt. Ab dem 1. April 1950 firmierte das Postunternehmen dann als Deutsche Bundespost (DBP). Nach bewährtem Muster Im Prinzip führten die beiden Staatsbetrie- be der Bundesrepublik die Postbeförderung so fort, wie sie schon vor und im Zweiten

Weltkrieg zwischen Reichspost und Reichs- bahn funktioniert hatte. Auf der Schiene wurden Briefe, Päckchen, Pakete und sons- tige Postsendungen in posteigenen Wagen oder den Abteilen bahneigener kombinier- ter Gepäck-/Postwagen transportiert. Teils fuhren Mitarbeiter der Post in den Wagen mit, um unterwegs die Postsendungen zu sortieren („begleitete Bahnpost“), teils wur- den die Sendungen lediglich auf der Schie- ne befördert („unbegleitete Bahnpost“). So oder so stellte die Bahnpost weiterhin die wichtigste Grundlage des Postverkehrs dar, sowohl auf längeren als auch auf kürze- ren Distanzen und erst recht unter Berück- sichtigung der Folgen des Zweiten Weltkriegs. Nur das nach und nach wiederhergestellte Streckennetz der Bundesbahn ermöglichte der Post einen schnellen Transport der Post- sendungen von A nach B in der Bundesrepu- blik. Wirkliche Alternativen gab es nicht, zu-

mal die Straßenfahrzeuge der Post in noch größerem Umfang von Totalschäden undVer- lusten betroffen waren als die Schienenfahr- zeuge. Selbst alte, aus Länderbahnzeiten stammende und eigentlich längst auszumus- ternde Bahnpostwagen mussten notdürftig am Laufen gehalten werden – wenngleich die Post bereits 1948 die Beschaffung neuer Fahr- zeuge in die Wege geleitet hatte. Immerhin gelang es bis Ende der 1940er- Jahre, einen Großteil der im Krieg zerstörten oder beschädigten Infrastruktur für die Bahnposttransporte wieder herzustellen. Bahnpostämter, Postbahnhöfe, Umladeanla- gen wurden instandgesetzt oder neu errich- tet. Konsequent setzte dann die Bundespost die von ihren Vorgängerinnen eingeleitete Modernisierung des Bahnpostwesens fort: Noch im Gründungsjahr erteilte sie weitere Aufträge zum Bau neuer Bahnpostwagen und erprobte neue Post-Sammelsäcke und

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BAHN EXTRA 4/2022

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