Titel | HINTERGRUND
Ob eine falsche Gleisbelegung das improvisier- te Verladen der Briefbeutel 1962 in Stuttgart Hbf erzwang? Das Fahrzeug ist jedenfalls der „5949 Nür“ der Oberpostdirektion Nürnberg, ein Typ Post 4-c/21,6 mit 21,6 Metern Länge, aus den Baujahren 1952/53 und ein Vorgänger des 26,4-Meter-Wagens C. Bellingrodt/Eisenbahnstiftung
Bahnpostwagen Einteilung und Bezeichnung
während der Fahrt nach ihren Zielorten sor- tiert. Beim nächsten Halt mussten die für diesen Ort bestimmten Sendungen bereit- liegen und an die schon mit neuer Post war- tenden Kollegen übergeben werden. Der Umladevorgang hatte schnell und effektiv zu geschehen – das Ladegeschäft der Post folgte stets nachgeordnet zur pünktlichen Abfahrt des Zuges. Eine weitere Form der Bahnpostsendun- gen war die Beförderung lebender Kleintie- re. Hasen, Hühner oder Hunde zum Beispiel konnten in stabilen Behältnissen wie einer Grundsätzlich unterschied die Bundespost ihre Wagen nach der Anzahl der Achsen in drei Kategorien, die entweder ohne (Zweiachser) oder mit der Ziffer der Achszahl (Drei- und Vierachser) bezeichnet wurden. Drei Unterkate- gorien präzisierten Bauart und Verwendung: a = Briefpostwagen, b = Allesbahnpostwagen und c = Bahnpostwagen („Päckereiwagen“). Anders als die anderen Wagen glich der „Päckereiwa- gen“ einem gedeckten Güterwagen und diente allein dem Transport, nicht aber der Sortierung von Paketsendungen während der Fahrt. Der gängigen Praxis aus Länderbahn- und Reichsbahnzeiten folgend, orientierte sich auch die Bundespost bei der Beschaffung neuer Bahnpostwagen vielfach an Entwicklungen der Bundesbahn. Insbesondere der vierachsige 26,4-Meter-Wagen erlangte hier Vorbildfunk- tion. Der Bundespost kam die geräumige Fahrzeuglänge des Vierachsers sehr zugute,
Holzkiste, mit Futter ausgestattet, als Schnellpaket mit Eilzustellung aufgegeben werden. Der Transport im Bahnpostwagen sorgte dafür, dass die lebende Fracht für ge- wöhnlich am Folgetag am Ziel ankam. Neue Zuggattung „Expr“ Die enorme Zunahme des Expressgutver- kehrs in den ersten Nachkriegsjahren führte dazu, dass die Bundesbahn ab 1950 spezielle Expressgutzüge (Expr) einlegte. Neben einer Vielzahl von Gepäckwagen führten diese auch Postwagen für die Paketbeförderung ebenso dessen Leichtbau. 1952 wurde die erste Serie der nach dem Beschaffungsjahr benann- ten neuen „Baureihe 52“ bestellt, in mehrfacher Weiterentwicklung (u. a. Doppeltüren, Brems- ausrüstung) entwickelte sie sich zum Standard- Bahnpostwagen der Bundespost. Zweiachsige Bahnpostwagen hingegen wurden nur noch bis 1954/55 beschafft. Dank einer Ausnahmegeneh- migung durften sie in Reisezügen mit bis zu 100 km/h eingestellt werden. Ab den späten 1970er-Jahren bestimmten die modernen 26,4-Meter-Wagen weitgehend das Bild; mit verschiedenen Umbauten bzw. Ergänzungen hatte man sie höheren Geschwin- digkeiten angepasst. Der Fahrzeugbestand zeigte sich aber schon 1981 mit 756 Wagen geschrumpft. Seit 1979 regelte übrigens die Zentralstelle für Bahnpostwagen (ZBpw) beim Posttechnischen Zentralamt in Darmstadt zentral die Einsätze aller Bahnpostwagen.
Dienstplanzettel für eine Schicht im Bahnpost- wagen. Je nach Zusammensetzung und Postaufkommen konnten auf den großen Relationen 15 bis 20 Personen pro Wagen (!) im Einsatz sein Slg. BArGe Bahnpost
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BAHN EXTRA 4/2022
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