Bahn Extra

Hintergrund Beförderung von Briefbeuteln

mit, zum Teil in Form von Güterwagen. Diese Züge waren ideal für eine Nutzung durch die Bundespost, da ihre Aufenthaltszeiten so be- messen werden konnten, dass sie auch den Belangen der Post entsprachen (während das enge Fahrplangefüge bei Reisezügen oft Ein- schränkungen brachte). Für die Bundesbahn hatte die Mitnahme der Bahnpost denVorteil, dass sie diese Züge besser auslasten konnte und gleichzeitig ihren Fernreiseverkehr vom Ladegeschäft der Post teilweise entlastete. Be- reits die ersten der sieben 1950 eingerichteten „Expr“ führten auch Postwagen mit, wie der Expr 3025/3026 Darmstadt – Hanau – Gießen – Hannover – Hamburg-Altona: Hier liefen bis zu acht Postwagen in den unterschied- lichsten Relationen. Die Zuggattung „Expr“ wurde deshalb bei der DB als „Schnellzüge für Expressgut und Post“ definiert. Kennzeichnend auch für die „Expr“ war, dass sie nicht mit einheitlicher Zugbildung vom Anfangs- zum Zielbahnhof liefen, son- dern auf den Unterwegsbahnhöfen viele Umstellungen vorgenommen wurden – mit entsprechend langen Aufenthaltszeiten, die für einen Reisezug nicht mehr zumutbar wa- ren. Die Expr 3003 und 3004 Ulm – Darm- stadt – Kalscheuren – Dortmund und zurück zum Beispiel waren anfangs mehr als 20 bis 24 Stunden unterwegs. Kamen in den „Expr“ für die Postbeförderung zunächst vor allem gemietete DB-Güterwagen zum Einsatz, so stellte die DB dort später häufig ihre moder- nen Bahnpostwagen-Neubauten ein. Aufgrund des Umfangs des Expressgut- und Postverkehrs konnten Bundesbahn und Bundespost auf diese Züge schon bald nicht mehr verzichten. Die Expressgut-/Postzüge wurden ein fester Bestandteil des Regelzug- fahrplans und die Verbindungen in den fol- genden Jahren weiter ausgebaut. 1971 wur- Die Beförderung der so genannten „Briefbeutel“ wurde 1956 in einer besonderen Vereinbarung zwischen Bundespost und DB geregelt. Diese Art der Beförderung war für die Post von großem Interesse, weil nicht extra ein Einsatz von Postwagen oder besonderen Postabteilen erforderlich wurde. Dadurch konnte die Zahl der Postverbindungen ohne großen Aufwand vermehrt werden. Diese Briefbeutel wurden in der Regel von Postbediensteten zum Zug gebracht und vom Zugbegleitpersonal der DB in Verwahrung genommen. Am Bestimmungsort wurden sie wieder von Postbediensteten in Empfang genommen. Briefbeutel wurden nicht nur in Zügen, sondern auch in Bahnbussen befördert. Sie durften aber ein Höchstgewicht von 30 Kilogramm nicht überschreiten.  JM/GM

Frankfurt (Main) ist eines der großen Verteilzentren der Bundespost im bundesdeutschen Raum. Die Reihe der gelben Postkarren auf dem Gepäckbahnsteig am Hauptbahnhof zeigt es dem Betrachter schon an (Bild mit E 10 156, 1960) Reinhold Palm/Bildarchiv der Eisenbahnstiftung

Alltag zwischen Bebra und Gerstungen 1972: Mit D-Zügen kommen 01.5-Dampfloks der DR über die innerdeutsche Grenze und führen dabei immer wieder Postwagen von Deutschland nach Deutsch- land mit (Foto mit 01 0523, 30. März) Georg Wagner Der Nachtzug D 299 Hamburg – Klagenfurt mit 103 215 an der Spitze hat im Juli 1977 auch einen Postwagen nach Augsburg Hbf mitgebracht. Noch gibt es genügend D-Züge bei der Deutschen Bundesbahn, die solche Wagen mitnehmen können Jürgen Hörstel

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BAHN EXTRA 4/2022

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