Bahn Extra

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Bei Oberrieden an der Nord-Süd-Strecke Würzburg – Fulda ist am 16. August 1988 eine 112 mit einem ExprIC unterwegs. Die Züge für Post (und Expressgut) sind für 140 km/h, teils sogar mehr zugelassen Helmut Scheiba

von einem Tag auf den andern die strenge Abschottung und die eingehenden Kontrol- len, die Dienste in der Bahnpost erledigten Mitarbeiter beider Postbetriebe aber zu- nächst weiter getrennt. In der DDR spielte die Bahnpost noch eine größere Rolle als seinerzeit in der Bundesrepublik, was in der Folge der Postbeförderung auf der Schiene einen kleinen Schub verschaffte. Zum 27. Mai 1990 wurden gleich auf mehreren innerdeutschen Relationen Bahnpostbeför- derungen über die innerdeutsche Grenze hinweg eingerichtet, mit Bundespost und Deutscher Post der DDR, mit Bundesbahn und Reichsbahn. Auf mehr als einem hal- ben Dutzend Strecken fuhren Bahnposten beider Seiten über die Grenze hinweg, im Einzelnen bei Hamburg – Ludwigslust, Hamburg – Leipzig, Dresden – Leipzig – Frankfurt (Main), Leipzig – Hof – Nürnberg, Berlin – Hannover, München – Berlin und München – Dresden. Nach der Wiederver- einigung im Oktober 1990 begann außer- dem die schrittweise Zusammenführung der beiden Postverwaltungen, ihrer Bahn- postdienste sowie allgemein der so bezeich- netenVerkehrsgebiete West und Ost. Ebenfalls von 1990 datiert eine grundle- gende Umstrukturierung des Postwesens in Westdeutschland. Die Trennung der Post- dienste in die drei Unternehmen Gelbe Post (für das Brief- und Paketwesen), Fernmelde- dienst und Postbank leitete eine Ausrichtung nach privatwirtschaftlichen Gesichtspunk-

für sie waren die ExprD-Züge aufgrund der langen Aufenthaltszeiten viel zu langsam. Auch die Nachtschnellzüge eigneten sich aufgrund der zu späten Ankunftszeiten um 7 Uhr herum nicht. Die DB erkannte die Schwierigkeiten der Bundespost und ge- nehmigte deshalb den Einsatz von Bahn- postwagen in bestimmten IC-Zügen. Doch richtig zufrieden stellte diese Lö- sung nicht, auch, weil der seinerzeitige Post- und Verkehrsminister Kurt Gscheidle Leis- tungen im Nachtflugnetz der Post einsparen wollte. Noch 1979 wurden Bundesbahn und Bundespost daher mit der Einführung eines schnellen Nachtbahnpostnetzes beauftragt. 1980 kamen die ersten Verbindungen zu- stande, zunächst zwischen Hamburg und Basel (ExprIC 14071/14070) sowie Stuttgart und Mannheim (ExprIC 14091/14090). Die von der Post gewünschte Zuggattung „PIC“ (Post-Intercity) lehnte die DB ab, als Kom- promiss kam die Bezeichnung „ExprIC“ zu- stande, die denVorrang der Züge dokumen- tieren sollte. In den folgenden Jahren wurde das System dieser Züge erweitert, wobei sich die Bundesbahn bei der Festlegung der Höchstgeschwindigkeit durchsetzte. In der Regel fuhren die ExprIC 140 km/h. Dadurch Mit IC 79 entfielen etliche D-Züge, die bislang noch Bahnpostwagen aufgenommen hatten

konnte die DB die Züge auch für eigene Zwecke nutzen, etwa für Gepäckwagen im Expressgutverkehr. Zudem hatte sie so für die Bespannung mehr Triebfahrzeuge ver- fügbar. Die Zuggattung „ExprIC“ wurde deshalb wie folgt definiert: „Schnellfahren- de Züge für die Post; die Züge können auch einzelne Expressgut-Wagen mitführen“. In einigen wenigen Fällen wurde der Wunsch der Bundespost nach höheren Ge- schwindigkeiten übrigens doch erfüllt: Das erwähnte Zugpaar ExprIC 14071/14070 zwi- schen Hamburg und Basel verkehrte mit 160 km/h. Ab Ende der 1980er-Jahre wurde mit Inbetriebnahme der Neubaustrecken die Geschwindigkeit bei manchen Zügen gar auf 200 km/h angehoben.

Nach dem Mauerfall, vor der Umstrukturierung

Im Postverkehr zwischen der Bundesrepub- lik und der DDR bzw. West-Berlin hatte die Bahnpost seit den Anfängen von Bundespost und Bundesbahn strikten Einschränkungen folgen müssen. Eine Begleitung der Bahn- postwagen in das Netz der Deutschen Reichsbahn war von wenigen Ausnahmen abgesehen untersagt, vor der innerdeutschen Grenze mussten Bundespost-Mitarbeiter in der Regel den Wagen räumen. Die vorsortier- ten Postsendungen wurden von Mitarbeitern der Deutschen Post der DDR übernommen. Mit der Öffnung der DDR-Grenze nach Westen im November 1989 entfielen zwar

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