BETRIEB | Titel
ehemaligen Altmärkischen Kleinbahnen AG, der Kleinbahn-AG Osterburg-Deutsch Pret- zier und der Salzwedeler Kleinbahnen GmbH verantwortlich. Mit der Übernahme dieser Unternehmen durch die Deutsche Reichs- bahn gelangten auch die ersten Dieseltrieb- wagen der Baureihen VT 135 und VT 137 in den Bestand des Bw Salzwedel. Diese spielten zunächst noch eine untergeordnete Rolle, denn auf den Nebenbahnen in der Altmark dominierte nach wie vor die Dampftraktion. Das änderte sich Anfang der 1960er-Jah- re. Im Hinblick auf den geplanten Traktions- wechsel wurden 1961/62 die Schuppen- stände 1 bis 4 für die Instandhaltung von Dieseltriebfahrzeugen umgebaut. Dazu ge- hörte unter anderem ein Portalkran, der die Stände 1 und 2 überspannte. Hier wurden ab 1963 die ersten Leichtverbrennungstriebwa- gen (LVT) der Baureihe 2.09.0 und ab 1964 die Dieselloks der Baureihe V 15 20 betreut. Das Betanken der Fahrzeuge geschah zu- nächst aus Fässern mit einer Handpumpe. Anfang der 1970er-Jahre gewann die Dieseltraktion deutlich an Bedeutung. Bis 1973 übernahm die Baureihe 110 den größ- ten Teil des Personenverkehrs auf den Ne- benbahnen nach Stendal und Oebisfelde. Ein Jahr später trafen die ersten Exemplare der Baureihe 105/106.2–9 ein, die unter an- derem im Güterverkehr auf der einstigen Kleinbahn Hohenwulsch – Kalbe (Milde) – Beetzendorf eingesetzt wurden. Parallel dazu wurden die technischen An- lagen des Bw Salzwedel entsprechend ange- passt. 1972 wurde eine Dieseltankstelle (50 m 3 Vorrat) in Betrieb genommen. Außer- dem wurden eine einfache Besandungsanla- ge mit Sandsilo (30 m 3 Fassungsvermögen) und ein Labor für Kraftstoff- und Schmier- stoff-Untersuchungen errichtet. Eine Auf- bereitungsanlage für die Wasserenthärter (Wofatit-Anlage) und eine Ladestation für Batterien folgten. Für den Verschub der Die- seltriebfahrzeuge stand ab 1979 ein Akku- Schleppfahrzeug zurVerfügung. Ablösung der letzten Dampfloks Anfang der 1980er-Jahre prägte dann die Dieseltraktion das Bild im Bw Salzwedel. Im Sommerfahrplan 1981 setzte die Dienststelle im Zugbetrieb die Baureihen 105/106.2–9 (drei Loks), 110 (sechs Loks) und 171 (sieben Triebwagen) ein. Gänzlich „traktionsrein“ war die Dienststelle jedoch auch jetzt nicht, es wurden noch sechs Dampfloks der Bau- reihe 50 35 benötigt. Deren Ablösung begann dann im Frühjahr 1983 mit der Baureihe 118.0/118.5. Da die Nebenbahnen Stendal – Salzwedel, Salzwedel – Geestgottberg und Oebisfelde – Salzwedel für eine Achsfahr- masse von 20 Tonnen ausgebaut waren, konnten die vierachsigen Maschinen hier eingesetzt werden. Gleichwohl gab die 118.0/118.5 nur ein kurzes Gastspiel; als Er- satz für die 50 35 und 118.0/118.5 erhielt das
Mitte der 1960er-Jahre steht der VT 2.09.004 auf der Drehscheibe des Bw Salzwedel. Noch hat die Dampftraktion die Oberhand in der Dienststelle Slg. Dirk Endisch
Als Ersatz für die letzten Exemplare der Baureihe 50 35 erhielt das Bw Salzwedel die Baureihe 119. 119 196 wartet am 18. August 1991 in Salzwedel auf ihren nächsten Einsatz Friedhelm Köhler/Slg. Dirk
Bw Salzwedel ab Herbst 1984 einige Maschi- nen der Baureihe 119. Mit dem Einsatz der neuen, von den Eisenbahnern als „U-Boote“ bezeichneten Dieselloks musste auch die Werkstattausrüstung modifiziert werden. Um die zentrale Energieversorgung (ZEV) der Baureihe 119 überprüfen zu können, er- hielt das Bw Salzwedel 1987 ein so genann- tes Kleinrheostat. Die dafür notwendige Technik wurde in einem ausgemusterten Triebwagen-Beiwagen (190 839; ehemals VB 140 517) installiert. Parallel dazu erhielt der Lokschuppen eine Warmhalteanlage für Dieseltriebfahrzeug. Diese bestand aus einer Dampfleitung und fünf Elektranten. Am 25. September 1987 beendete das Bw Salzwedel den planmäßigen Dampflokein- satz. Fortan setzte die Dienststelle auf den Nebenbahnen in der Altmark nur noch die Baureihen 105/106.2–9, 110/112, 118.0/118.5 (bis 27. Mai 1989), 119 und 171 ein. Aus heutiger Sicht ist interessant, dass das bereits frühzeitig für Dieseltraktion her- gerichtete Bahnbetriebswerk noch recht lan- ge auch Dampflokomotiven versorgte und
somit zwei Traktionsarten unterhielt. Dieses Nebeneinander etwa von Wasserkran und Dieseltankstelle war aber zu DR-Zeiten eher die Regel als die Ausnahme. Insofern steht das Bw Salzwedel stellvertretend für viele Nebenbahn-Dienststellen der DR. Die Entwicklung nach 1990 Das lässt sich auch noch in einer anderen Be- ziehung sagen, denn die Grenzöffnung nach Westen 1989 und der Niedergang des Eisen- bahn-Verkehrsaufkommens insbesondere nach der Wirtschafts- und Währungsunion 1990 brachten vielfach und unter anderem in Salzwedel spürbare Einschnitte und einen starken Rationalisierungszwang. So kam es, dass die Deutsche Reichsbahn kurz vor dem Übergang in die DB AG diese Dienststelle zu- rückstufte. Die Werkstatt wurde am 31. Okto- ber 1993 geschlossen. Ab 4. November 1993 war Salzwedel nur noch eine Außenstelle des Bw Stendal. Heute werden dort keine Eisen- bahnfahrzeuge mehr gewartet. Stattdessen nutzt ein Bauunternehmen den mustergültig restaurierten Lokschuppen als Werkstatt.
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BAHN EXTRA 5/2025
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