Ein Eilbrief nach Süden Am 7. Januar 1977 wurde dieser Eilbrief von Kiel nach Darmstadt aufgegeben, und zwar direkt am Bahnpostwagen des Nachtzugs D 599 Kiel – Hamburg-Altona – Hannover – Gießen – Frankfurt (Main) – Stuttgart – Lindau. Der Postwagen wurde dem Nachtzug aber erst in Hamburg-Altona beigestellt, das heißt, der Absender aus Kiel warf den Brief in Hamburg-Altona am Bahnsteig durch den Briefschlitz des bereitstehenden Wagens ein. Auf diese Art der Aufliefe- rung weist die Tatsache hin, dass die Postwertzeichen (Briefmarken) ovale Streckenstempel zur Entwertung tragen. D 599 verließ den Bahnhof Hamburg-Al- tona um 21:44 Uhr.
Die Postdienststelle Hannover hatte die Dienstleitung in dem Postwagen inne, der im D 599 von Hamburg-Altona bis Frankfurt (Main) lief (Ankunft um 5:55 Uhr). Entsprechend geben die Bahnpoststempel der oberen Briefmarkenreihe einen Laufweg mit Hannover am Anfang an, in diesem Fall „Hannover – Hamburg“. In Hannover umgeladen Um den Brief auch über Frankfurt (Main) hinaus nach Darmstadt zu befördern, wurde dieser unterwegs an den Postwagen eines anderen Zugs übergeben. Konkret: in den Briefpostwagen des Nachtzugs D 473 Hamburg-Altona (ab 22:28 Uhr) – Hannover – Fulda – Frankfurt (Main)
Ein Wertbrief München – Hildesheim Für den Versand von Wertsachen bot die Bundespost den Wertbrief an, bei dem sie im Falle von Verlust oder Beschädi- gung bis zum auf dem Kuvert angegebenen Wert aufkam. Dafür zahlte der Kunde neben der Beförderungsgebühr ein zusätzliches Wertentgelt. Auf der Rückseite des Briefes erkennt man übrigens noch die beiden Eilbotenstempel des D 599 und D 473, den Eingang in Darmstadt Briefab- gang bzw. Briefeingang mit Rollenstempel vom 8. Januar 1977 bis 6 Uhr und dann wohl von der Eilzustellung 6100 Darmstadt 1, gestempelt bis 7 Uhr. Beide Rollenstempel haben unterschiedliche Unterscheidungs- buchstaben über der Datumszeile. Der D 473 erreichte Darmstadt Hbf um 4:47 Uhr – die Ladungsgegenstände aus dem Zug und somit auch dieser Eilbrief lagen demnach kurz nach 5 Uhr morgens zur weiteren Bearbei- tung vor. Der Eilzusteller, zu erkennen am persönlichen Stempel E 13, hat dann den Eilbrief laufzeitgerecht ab 7 Uhr beim Empfänger zugestellt. Abbildungen: Slg. THD (2) – Darmstadt – Basel SBB. Der D 473 bediente mit seinem Postwagen nicht nur Darmstadt, er nahm außerdem den direkten Weg über Bebra – Fulda nach Süden und traf daher rund 90 Minuten vor D 599 in Frankfurt (Main) ein. Das Umladen muss von der Fahrzeit und Standzeit her in Hannover stattgefunden haben, wo D 599 von 23:56 Uhr bis 0:20 Uhr und D 473 von 0:29 Uhr bis 0:39 Uhr hielten. Möglicherweise hat der Bearbeiter im D 599 das Abstempeln der großen Weihnachtsbriefmarke links auf dem Kuvert vergessen – diese bekam „ihren“ Stempel nämlich erst im D 473.
Vor 50 Jahren, im Juli des Olympiajahrs 1972, wurde dieser Brief mit einem Wert von 100 D-Mark von München nach Hildesheim aufgegeben. Der Brief ging mit der Bahnpost des D 680 auf den Weg; täglich außer an Wochenfeiertagen führte dieser Schnellzug München (ab 23:45 Uhr) – Würzburg – Fulda – Göttingen – Hildesheim – Hannover – Hamburg (Hbf an 9:39 Uhr) einen Allesbahnpost- wagen mit. Da die Bahnpost über Hildesheim fuhr und dort kurz vor 7 Uhr ankam, wurde der Wertbrief vermutlich noch am gleichen Tag in Hildesheim zugestellt. Wertbriefe konnte man übrigens nur am Schalter einliefern; dieses Exemplar wurde wohl im nachhinein im Bahnpost- wagen gestempelt. Abb.: Slg. BArGe Bahnpost
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BAHN EXTRA 4/2022
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