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BahnEpoche | BAHNBAUTEN

Die Giersberg-Tunnel in Siegen Ein Berg, zwei Tunnel Der Eisenbahnbau machte Siegen zu einem wichtigenVerkehrskreuz. Die schwierigen topo- graphischen Bedingungen vor Ort schufen eine Ausnahmeerscheinung im deutschen Strecken- netz: zwei Tunnel für zwei Bahnverbindungen in einem Felsmassiv Von Dr. Rolf Löttgers Auf der südöstlichen Seite des Giersbergs kommen beide Strecken nebeneinander ans Tageslicht. Zur Feier des Tunneldurchschlags für den eingleisi- gen Giersberg-Tunnel (r.) haben sich am 1. Mai 1914 viele am Bau Beteiligte, dazu auch die lokale Prominenz und so mancher Zaungast vor den beiden Portalen versammelt. Die am Eingang des rechten Tunnels sichtbare Balkenkonstruktion stützt das ausgebrochene, aber noch nicht ausgemauerte Tunnelgewölbe. Das untere Rechteck hat in etwa die Abmessungen des ehemaligen Sohlstollens Stadtarchiv Holzminden Inv. E.4 Nr. 310

V or 110 Jahren, am 30. November 1915, wurden die Hauptbahn Wei- denau – Siegen Ost – Haiger als südliche Fortsetzung der Ruhr-Sieg-Strecke Hagen – Siegen und die Verbindungsbahn Siegen – Siegen Ost feierlich eröffnet und am folgenden Tag dem Verkehr übergeben. Beide Strecken mussten in Siegen einen Berg durchqueren, den Giersberg. So ent- stand eine in Deutschland einmalige Situa- tion: Auf der nordwestlichen Seite dieses Felsmassivs kreuzt die eingleisige Strecke

von Siegen Hbf nach Siegen Ost die sieben Meter höher verlaufende zweigleisige Hauptbahn Weidenau – Siegen Ost nahezu im rechten Winkel. Die beiden Tunnelporta- le liegen nur 50 Meter voneinander entfernt. Auf der südöstlichen Seite des Giersbergs kommen beide Strecken nebeneinander wieder zutage, nun fast parallel, wobei die zweigleisige Strecke anderthalb Meter hö- her mündet als die eingleisige. Geplant war diese ungewöhnliche Tras- senführung ursprünglich nicht. Zunächst

ging es nur um den Bau einer zweigleisigen Hauptbahn von Weidenau über Siegen Ost und Haiger Richtung Dillenburg, die den zweigleisigen Giersberg-Tunnel erforder- lich machte. Kurz nach Baubeginn wurde auf massiven Druck der Siegerländer Wirt- schaft und Politik die Planung für eine di- rekte eingleisige Verbindung von Siegen (damals noch ohne den Zusatz „Hbf“) durch den eingleisigen Giersberg-Tunnel nach Siegen Ost aufgenommen und zügig umge- setzt. Fast zeitgleich erfolgte auch die Hö-

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BAHN EXTRA 5/2025

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