Bahn Extra

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schreib- und Wertsendungen befasst war. Außerdem bearbeiteten wir Briefsen- dungen für die Schweiz und Italien. Unter anderem besetzten wir den „Italien-Hol- land-Express“/„Holland-Italien-Express“ (anfangs F 107/108) auf dem Abschnitt zwi- schen Amsterdam und Basel. Dienstbeginn nachts um halb eins Wie meine Arbeit aussah, mag ein beispiel- hafter Auszug aus einem Dienstplan bele- gen. Wie so oft begann der Dienst in der Nacht, in dem Fall an einem Dienstag um 0:30 Uhr in Duisburg. Dort übernahmen wir die durch das innerdeutsche Nachtluft- postnetz zugeführten Briefsendungen für die Leitregionen 43 (Essen) und 46 (Dort- mund). Wir begleiteten den Bahnpostzug 1103 bis Dortmund, gelangten dann mit ei- ner Leerfahrt nach Duisburg, wo wir auf den nordwärts fahrenden F 107 warteten. Bei diesem stiegen wir in den Bahnpostwa- gen zu, blieben bis Utrecht dort und bear- beiteten in der Zeit die Briefsendungen für die Niederlande. Nach der Ankunft in Utrecht (gegen 9 Uhr morgens) hatten wir bis 18:30 Uhr frei. Für diese Zeit wurde ein Schlafplatz gestellt. Um 18:30 Uhr kamen wir mit einer Leer- fahrt von Utrecht nach Amsterdam und übernahmen dort die Bahnpost des F 108 mit den Briefsendungen für die Bundesre- publik. Um 20:10 Uhr machte sich der „Hol- land-Italien-Express“ auf den Weg nach Sü- den; bis Karlsruhe waren wir dabei und bearbeiteten Einschreib- und Wertsendun- gen. Gegen 4 Uhr morgens verließen wir in Karlsruhe den Zug und hatten dann Zeit zum Schlafen, bis um 15:15 Uhr mit der Bahnpost des D 163 die Rückfahrt nach Em- merich anstand. Unterwegs bearbeiteten wir die Wert- und Einschreibsendungen für die Leitzonen 5 (Raum Köln) und 4 (Raum Düsseldorf) sowie für die Niederlande. In Emmerich blieb kurz Zeit zum Essen und Schlafen, bevor wir um 22:30 Uhr bei der „Schüttelpost“ – einem Straßenbus mit Post- umarbeitung – zustiegen. Offiziell hieß die- ses Fahrzeug „Überlandpost mit Umarbei- tung“, kurz ÜpU, die Arbeitsbedingungen bei 80 km/h auf der Autobahn mag sich der geneigte Leser selbst ausmalen. Der Bus fuhr leer nach Arnheim, wo wir Beutel mit Briefpost für die Bundesrepublik übernah- men. Gegen 5:15 Uhr erreichten wir den Posthof Duisburg, gaben dort die Briefbeu- tel ab und traten die Leerfahrt nach Ober- hausen an. Von Donnerstagmorgen hatte ich dann Freizeit bis zum Freitagabend, wenn mit einer Fahrt im F 108 Amsterdam – Basel der nächste Dienst begann. Dienst im F 107/108 Beim „Holland-Italien-Express“ war die Bahnpostdienststelle Oberhausen auf dem Abschnitt Amsterdam – Mannheim be-

Auch das war Teil der Arbeit im Bahnpostwagen: Fertigen eines Wertbeutels – eines Beutels mit Wertsendungen – in Gegenwart eines Zeugen Slg. Manfred Floetgen

triebsleitend. Der Ab- schnitt Mannheim – Basel gehörte zur Bahnpost- dienststelle Freiburg. Bei dem Zug handelte es sich um einen der am stärks- ten ausgelasteten Bahn- post-Kurse in der Bun- desrepublik. Wenn wir von Amsterdam kamen, haben wir auch an den ersten deutschen Bahn- höfen nur zugeladen: in Oberhausen, Duisburg, Düsseldorf, Köln und später noch in Bonn. In Mannheim kamen Lie- ferungen aus dem Nachtluftpostnetz dazu. Zum Teil überga- ben wir auch Post an andere Züge, so auf den D 58 Dortmund – Frankfurt (Main). Auf jeden Fall herrschte in den Bahn-

Leitregion 78 (Südba- den), der Bearbeiter für fehlgeleitete Sendun- gen und Eilsendungen sowie der Stellenbedie- ner, der die Bunden mit den angelieferten Brie- fen öffnete, die Sendun- gen den Kollegen über- reichte und nach der Bearbeitung die Bunden wieder abband. Am Aus- sacktisch und im hinte- ren Raum waren noch- mals neun Personen tätig: zwei für die Bear- beitung der Sendungen in die Schweiz, drei für die Bearbeitung von In- landspost, ein Bearbeiter für Langbriefe in die Leit- region 78, je ein Bediener für Kurz- bzw. Langbriefe in die Schweiz und eben- falls ein Stellenbediener. Die Zahl konnte von den

postwagen des „Holland-Italien-Express“ eine drangvolle Enge. Um die vielen Brief- beutel mit Postsendungen unterzubringen, nutzten wir jeden Platz aus, manchmal auch die Kleiderschränke oder den Wasch- raum. Dazu kam die große Zahl an Mitar- beitern. Im Wertraum waren sechs Perso- nen am Werk: der Beamte für die Sortierung der Wertsendungen samt des Zeugen (Wert- sendungen waren immer von zwei Mitar- beitern nach demVier-Augen-Prinzip zu be- arbeiten), der Sortierer der Sendungen für Baden-Württemberg, der Bearbeiter für die

hier genannten 15 auch noch auf um die 20 Personen steigen. Nicht nur deshalb fühl- te man sich wie in einem Taubenschlag: Während der Fahrt stiegen außerdem Bahn- post-Mitarbeiter zu (so in Emmerich und Oberhausen) oder auch schon wieder aus (etwa in Mainz). Immerhin liefen die mo- dernen 26,4-Meter-Postwagen ruhig und in der Regel ohne Probleme. Resümee Rückblickend betrachtet, war die Arbeit im Bahnpostwagen alles andere als einfach.

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BAHN EXTRA 4/2022

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