BahnEpoche | BAHNBAUTEN
verbunden. Anschließend begann, vom Firststollen ausgehend, sowohl nach beiden Seiten als auch nach unten unter gleichzei- tiger Auszimmerung der Ausbruch des gan- zen Tunnelquerschnittes. Im Fall des zwei- gleisigen Giersberg-Tunnels und auch bei dem späteren eingleisigenTunnel durch den Felsen geschah dies in zehn Meter langen Abschnitten. Sobald der ganze Tunnelquer- schnitt einer solchen Zone ausgebrochen und ausgebaut war, begann deren Ausmau- erung, und zwar von unten nach oben. Die vorgesehene mittlere Breite der Ausmaue- rung beträgt bei den beiden Giersberg-Tun- neln 70 Zentimeter. An den druckhaften und stark wasserführenden Stellen wurde sie bis auf 1,10 Meter verstärkt. Wegen der Unzugänglichkeit derTunnel- baustelle auf der Weidenauer Seite musste Liebold dort zunächst im so genanntenVor- einschnitt der zukünftigen Bahntrasse ei- nen 267 Meter langen Sohlstollen anlegen, der später dann mit Großgerät komplett ab- geräumt und zum zweigleisigen Bahnkör- per verbreitert wurde. Dadurch war es mög- lich, das für den Tunnelbau erforderliche
treiben sind, wird voraussichtlich Anfang Oktober d. Js. erfolgen. (…) Alle Bohrungen, Förderungen, Lüftungen und Wasserhaltun- gen erfolgen maschinell.“ Zwei Monate später hieß es dann: „Von der Ostseite ist man jetzt 530 m weit mit dem Sohlstollen vorgedrungen, ausgemau- ert sind 260 m.Von der Weidenauer Seite be- trägt die Länge des Sohlstollens 140 m. In etwa achtTagen wird der Durchschlag erfol- gen. Im Stollen arbeiten 200 Mann bei Tag- und Nachtschicht. 20 Maurer und 20 Hand- langer besorgen fortlaufend mit dem Vollausbruch das Ausmauern. Im Vorein- schnitt desTunnels an der Weidenauer Seite gibt es noch rund 100.000 cbm Erdmassen fortzubewegen, die alle durch den Tunnel nach der Ostseite geschafft werden müs- sen.“ (Siegener Zeitung, 26. Oktober 1912) Noch zwei Jahre Arbeit Am 27. Oktober 1912 zwischen 11 und 12 Uhr erfolgte der Durchschlag des zwei- gleisigen Giersberg-Tunnels. „Die Arbeiter stießen genau in der vorgezeichneten Rich- tung zusammen und begrüßten den Durch-
Gerät vor Ort zu schaffen und den dabei an- fallenden Ausbruch abzufahren. Derweil machte der im April 1912 an der Marienborner Seite begonnene Vortrieb kräftige Fortschritte. Anfang Mai 1912 hat- ten Sohl- und Firststollen dort eine Länge von 250 bzw. 240 Meter erreicht, die ersten 90 Meter des Gewölbes waren sogar schon komplett ausgemauert. Im Schnitt kam jede Woche ein zehn Meter langer Abschnitt hin- zu. Die zum Ausmauern des Tunnels benö- tigten Steine stammten aus dem Sauerland. Der von der Weidenauer Seite durch den Voreinschnitt geschlagene Sohlstollen war mittlerweile 140 Meter weit vorgetrieben. Am 27. August 1912 berichtete die Siege- ner Zeitung über den Baufortschritt: „Der Stand der Arbeiten am 21. d. Mts. war: Ma- rienborner Seite, Sohlstollen 435 m, First- stollen 276 m, Vollausbruch fertig 210 m, Vollausbruch in Arbeit 40 m, ausgemauerter Tunnel 200 m; Weidenauer Seite: Sohlstol- len durch denVoreinschnitt 267 m, Sohlstol- len imTunnel 43 m. Der Firststollen undVoll- ausbruch ist begonnen. Der Durchschlag, bis zu dem noch 222 m Sohlstollen vorzu-
Am südöstlichen Giersberg liegen die Portale des zwei- und des eingleisigen Giersberg-Tunnels direkt nebeneinander, das Streckengleis des eingleisi- gen Tunnels verläuft allerdings anderthalb Meter tiefer. Auf der eingleisigen Strecke Richtung Siegen Ost ist die Dillenburger 39 128 am 19. August 1962 mit D 128 unterwegs nach Frankfurt (Main) Wolfgang Kölsch/Slg. Dr. Rolf Löttgers
52
BAHN EXTRA 5/2025
Made with FlippingBook flipbook maker