BahnEpoche | BAHNBAUTEN
tember 1914 weiter.Von der Marienborner Seite waren inzwischen 300 und von der Siegener Seite 200 Meter ausgemauert. Seit Februar/März 1915 arbeitete Liebold verstärkt auch am Anschluss derVer- bindungsbahn an die im Umbau befindliche Ruhr- Sieg-Strecke Weidenau – Siegen. Zum einen wurde das nördliche Portal bis auf sechs Meter Höhe aufge- baut und dann eine mit 22 Doppel-T-Trägern ver- stärkte, 70 Zentimeter dicke und knapp 14 Meter breite Betonplatte gegossen, die quasi als Brücke für die zweigleisige Hauptbahn über die sieben Meter tiefer liegende eingleisige Strecke hinwegführt. Danach konn- ten die Arbeiten am Portal wieder aufgenommen und bis Juni dieVerkleidung mit Natursteinen abgeschlos- sen werden. Bis Juni 1915 waren auch der 50 Meter lange Einschnitt vor dem Tunnel vollendet und der Übergang zur eisernen Bal- ken-Brücke über die Hage- ner Straße hergestellt.
sen. Damit verbunden war die Höherlegung der beste- henden Strecke Weidenau – Siegen, für deren Finanzie- rung man auf Zuschüsse der „Nächstbeteiligten“ hoffte. Tunnelbau mit kriegs- bedingter Pause Da die eingleisige Verbin- dungsbahn gemeinsam mit der gesamten Neubaustre- cke 1915 in Betrieb gehen sollte, ersparte sich die Staatsbahn ein aufwendiges Ausschreibungsverfahren und übertrug den Bau für diesen zweiten, ebenfalls in der österreichischen Bau- weise angelegten Giersberg- Tunnel direkt der bereits vor Ort tätigen Baufirma B. Lie- bold u. Co. Noch im August 1913 begann diese mit den Sprengarbeiten in den bei- den Voreinschnitten. Insge- samt waren hier 27.000 Ku- bikmeter Felsmaterial zu beräumen, die später, eben- so wie die 50.000 Kubikme- ter Tunnelausbruch an die Ostseite des Tunnels, zur Aufschüttung des Bahn- dammes für den Bahnhof Siegen Ost geschafft wer- den mussten. Ab Oktober wurde an den Sohlstollen im Tunnel gearbeitet. An- ders als beim Bau des zwei- gleisigen Giersberg-Tunnels scheinen hier tatsächlich auch 600-Millimeter-Fahr- zeuge zum Einsatz gekom- men zu sein. Anfang Januar 1914 hat- ten die Arbeiter den Sohl-
Höherlegung mit Kunstbauten
Von den 1,1 Kilometern Strecke, die man zwischen der südlichen Ausfahrt Wei- denau und der nördlichen Einfahrt Siegen der 1861 eröffneten Ruhr-Sieg-Stre- cke höher legen musste, be- kamen 550 Meter einen
Vom Bürbacher Weg aus hat man einen guten Blick über die beiden Tunnelaus- fahrten auf der südöstlichen Seite des Giersbergs, die beiden anschließenden Talbrücken und den Bahnhof Siegen Ost. Am 18. Mai 1985 befindet sich 141 308 mit einem kurzen Nahverkehrszug aus Dillenburg unmittelbar vor der Einfahrt in den eingleisigen Giersberg-Tunnel Dr. Rolf Löttgers
Bahndamm, der auf 200 Meter Länge zu ei- ner Seite hin mit einer Betonmauer abge- fangen wurde. 350 Meter entfielen auf den gemauerten Bogenviadukt entlang der Heinrichstraße, 200 Meter auf eiserne Brü- ckenbauwerke und ihre gemauerten Wider- lager sowie auf die anschließenden Stütz- mauern. Kunstbauten machten somit die Hälfte der neuen Streckenführung aus. Da am Trassenverlauf gegenüber der al- ten Ruhr-Sieg-Strecke nichts geändert wur- de, konnten die Bauarbeiten in den drei Losen erst mit der vorübergehenden Ein- stellung des Bahnbetriebs zwischen Weide- nau und Siegen beginnen. Seit dem 3. Juni 1914 war der Straßenbahnbetrieb an der eisernen Staatsbahnüberführung in der Hagener Straße unterbrochen, weil das Bau- werk abgerissen wurde. Für ein Jahr ruhte nun der Zugverkehr, und gleichzeitig war
Verbindungsstrecke aufnehmen sollte. Da das Streckengleis der Verbindungsbahn 1,50 Meter tiefer aus dem Giersberg kommt als das der zweigleisigen Strecke, liegt auch das Gleis der zweiten Talbrücke zum Tun- nelausgang hin deutlich tiefer und steigt dann auf der Brücke und dem anschließen- den Bahndamm allmählich bis auf das Ni- veau des Personenbahnhofs Siegen Ost an. Am 1. Mai 1914 wurde der Tunneldurch- schlag für den eingleisigen Giersbergtunnel vollzogen. Mit Kriegsbeginn allerdings ka- men die Arbeiten ins Stocken. Im August und September 1914 standen Tunnelbau und Erdarbeiten wegen der Sprengstoff-Be- schlagnahme fürs Erste still. Zudem wur- den, wie überall, Arbeitskräfte für den Kriegseinsatz abgezogen oder in ihre Hei- matländer zurückgerufen. Mit deutlich ver- minderter Belegschaft ging es ab Ende Sep-
stollen von beiden Seiten aus 180 Meter in den Berg vorgetrieben und auch der Voll- ausbruch und die anschließende Ausmaue- rung schritten zügig voran. Am 27. Februar 1914 schrieb die Siegener Zeitung: „In dem zweiten Tunnel, der die Verbindung zwi- schen dem Hauptbahnhof und Siegen-Ost bildet, ist in den Wintermonaten recht wa- cker gearbeitet worden. Von der Marien- borner Seite ist man jetzt schon 300 Meter mit dem Sohlstollen in den Berg vorgedrun- gen, die Länge des Sohlstollens an der ent- gegengesetzten Seite beträgt 240 Meter. Fortlaufend mit demVollausbruch findet die Ausmauerung statt. An der Ostseite sind jetzt 60, an der Weidenauer [=Siegener] Sei- te 10 Meter ausgemauert.“ Anfang Februar wurde auf Marienborner Seite auch der Bau der zweitenTalbrücke in Angriff genommen, die das Gleis der
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BAHN EXTRA 5/2025
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