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BahnEpoche | ZEITMASCHINE SPEZIAL

je zwei Zugpaare für den grenzüberschrei- tenden Einzelwagenverkehr vor. Darüber hinaus verkehrte auf beiden Strecken eine Anzahl Ganzzüge. Für denVerkehr der DDR mit dem Seehafen in Szczecin/Stettin wer- den diese Züge aber kaum noch Bedeutung gehabt haben, denn die DDR hatte 1960 ih- ren eigenen Überseehafen Rostock in Be- trieb genommen und in der Folgezeit so aus- gebaut, dass sich ein Rückgriff auf den Hafen Szczecin/Stettin weitgehend erübrigte. Deutsch-polnische Reisezüge Der öffentliche Personenverkehr aus der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) über die neue Grenze hinweg nach Sczcecin/Stet- tin ruhte spätestens seit 1946. Auf der Berlin- Stettiner Bahn endeten die Personenzüge seither inTantow, von 1953 bis 1980 teilweise auch in Rosow, und auf der Strecke von Pa- sewalk war in Grambow Schluss. Mit dem Fahrplanwechsel am 15. Mai 1949 wurde erstmals nach Kriegsende mit den Eilzügen E 29/30 wieder eine durchgehende Zugver- bindung zwischen dem Stettiner Bahnhof in Berlin und Szczecin Główny/Stettin Hbf ein- gerichtet, allerdings auf dem Umweg über Pasewalk und Grambow. Ihre Fahrzeit be- trug anfangs je 6¼ Stunden, davon entfielen auf die Kontrollhalte in Grambow rund eine halbe und in Gumien´ce/Scheune sogar eine ganze Stunde.Vom 14. Mai 1950 an verkehr- ten nach und von Sczcecin/Stettin nur noch Kurswagen, zwischen Pasewalk und Szcze- cin/Stettin als Personenzug mit Halt auf allen Unterwegsbahnhöfen. Seit 20. Mai 1951 lie- fen die Kurswagen zwischen Berlin und Pa- sewalk in den „Schwedenzügen“ D 13/14 mit, die jedoch wegen der zunehmenden Abgren- zungspolitik der DDR in Berlin nun nicht mehr nach und von dem vormaligen Stetti- ner Bahnhof (ab 1. Dezember 1950 „Nord- bahnhof“) verkehrten, sondern über den Au- ßenring zum Ostbahnhof (bis 30. November 1950 „Schlesischer Bahnhof“) und weiter über die Stadtbahn nach und von Berlin Zoologischer Garten fuhren. Ab 18. Mai 1952 war dann der im Ostsektor gelegene Ost- bahnhof Abgangs- und Zielbahnhof der D 13/14 in Berlin. Mit dem Fahrplanwechsel am 4. Oktober 1953 wurde die Kurswagenverbindung Ber- lin–Sczcecin/Stettin aufgegeben. Damit war in Grambow der grenzüberschreitende Per- sonenverkehr zunächst eingestellt, doch gab es etwa vom Jahreswechsel 1953/54 an zwischen Warschau und Stockholm auf dem Weg über Sczcecin/Stettin, Pasewalk und die Fähre Saßnitz–Trelleborg eine neue, einmal wöchentlich mit schwedischen Schlafwagen bediente Verbindung. Zum Fahrplanwechsel am 3. Juni 1956 wurde der Schlafwagenverkehr über Grambow einge- stellt. Der grenzüberschreitende Personen- verkehr auf diesem Weg blieb dann mehr als 15 Jahre unterbrochen.

Nochmals ein Blick auf den südlichen Teil von Szczecin Główny/Stettin Hbf, Anfang der 1970er-Jah- re. Das Bild wird von Dampfloks und dem im Hintergrund sichtbaren Lokschuppen beherrscht

mehr bedient, ebenso der frühere Bahnhof Kolbitzow, dessen Anlagen bald darauf völ- lig verschwanden. Auf der vormaligen Ran- dower Kleinbahn wurde der Personenver- kehr nach Dobra/Daber – und damit auch im Bahnhof Stobno/Stöven – 1972 eingestellt; lediglich eine kurze Teilstrecke blieb damals für den Güterverkehr weiterhin in Betrieb. Trotz der Grenzziehung lief der Güter- verkehr sowohl über Grambow als auch über Tantow weiter. Der Fahrplan vom 3. Oktober 1948 sah beispielsweise für den Übergang Tantow nur in der Richtung nach Gumien´ce/Scheune täglich fünf Regelgüter- Trotz der Grenzziehung lief der Güterverkehr sowohl über Tantow als auch über Grambow weiter züge vor – ein Hinweis darauf, dass die Sowjetunion sich weiterhin in großem Um- fang aus ihrer Besatzungszone bediente –, während in der Gegenrichtung ausschließ- lich Bedarfszüge vorgesehen waren. Alle Züge hatten mehrere Kontrollhalte, etwa eine Stunde in Tantow, kurz darauf in Ro- sow nochmals etwa 20–30 Minuten, und un- mittelbar an der Grenze folgte ein weiterer kurzer Halt. Nach dem Fahrplan vom 15. Mai 1949 gab es über Tantow, nach je- nem vom 14. Mai 1950 auch über Grambow, einzelne Güterzugverbindungen von Stettin nach Westeuropa und seit 1954 über Saßnitz Hafen auch nach Schweden. Vom 3. Juni 1956 an beschränkte sich der grenzüberschreitende Güterverkehr über Tantow wie auch über Grambow auf täglich ein bis zwei Nahgüterzüge in jeder Richtung. Erst mit dem schrittweisen Aufbau eines Netzes schnellfahrender Güterzüge besserte sich die Abfuhr über die beiden Übergänge wieder. So sah der Jahresfahrplan 1986/87 sowohl über Grambow als auch überTantow

PKP auch hier zunehmend ihre dreiteiligen elektrischen Triebwagenzüge der Baureihe EN 57 ein, die in dem Triebwagenschuppen neben dem Bahnhof Wzgórze Hetman´skie/ Kosakenberg beheimatet wurden. Dieser von der Reichsbahn fast fertiggestellte Schuppen hatte den Krieg weitgehend un- beschädigt überstanden und war bereits vor der Elektrifizierung von den PKP für ihre Zwecke hergerichtet worden. Die Unterhal- tung der elektrischen Lokomotiven und der Diesellokomotiven oblag inzwischen einem modernen Betriebswerk am westlichen Ende des Hauptgüterbahnhofs gegenüber dem Haltepunkt Port Centralny. Der Zugbetrieb 1946 bis 1989 Über die Entwicklung des Reisezugver- kehrs im Raum Sczcecin/Stettin seit den späten 1940er-Jahren liegen nur wenige In- formationen vor. Ab 1963 veröffentlichte die DDR-Reichsbahn in ihrem Kursbuch Fahr- planauszüge einiger „sozialistischer Bru- derstaaten“, darunter auch für Polen. Da- nach waren das Zugangebot im Fernverkehr von und nach Sczcecin/Stettin damals noch sehr bescheiden und die Fahrzeiten lang, al- lerdings traten hierin bis Ende der 1980er- Jahre deutlicheVerbesserungen ein. Für den Nahverkehr im Raum Sczcecin/ Stettin besaß nur die Eisenbahn eine ausrei- chende Leistungsfähigkeit, um den Berufs- verkehr der großen Industriebetriebe, vor allem am linken Oderufer bis Police/Pölitz, zu bedienen. Das galt sinngemäß auch für die Berufspendler aus den Richtungen Gole- niów/Gollnow, Stargard und Gryfino/Grei- fenhagen nach Sczcecin/Stettin. Im Südwes- ten der Innenstadt dienten die Bahnhöfe Gumien´ce/Scheune und Wzgórze Hetman´s- kie/Kosakenberg weiterhin dem Personen- verkehr. Der vormalige Haltepunkt Klein Reinkendorf an der Strecke nach Tantow(– Berlin) wurde spätestens seit 1946 nicht

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BAHN EXTRA 5/2025

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