Stichwort Wendezugsteuerung
Außer in Vielfachsteuerung konnten die E 42 auch im Wendezugbetrieb verwendet werden. Der Unterschied war allerdings wesentlich. Bei Ausrüstung mit Vielfachsteuerung sendete die Lokomotive Befehle und empfing Meldungen. Das Ganze musste aber auch umgekehrt funktionieren, das heißt, Befehle empfangen und Meldungen senden. Bei der Wendezug- steuerung war nur eine Richtung notwendig, und zwar Befehle empfangen und Meldungen senden. Für den Wendezugbetrieb besaßen die Lokomotiven an beiden Stirnseiten rechts je eine 34-polige Steckerleitung und links je eine 34-polige Kuppeldose. Stecker und Dose jeder Stirnseite waren parallelgeschaltet und ihre Kontakte mit den jeweils erforderlichen Steuer- und Meldeleitungen verbunden. Über deren Leitungen wurden analoge Steuerbefehle an die Lok übertragen und Meldungen, wie Fahrdrahtspannung und Motorstrom, an den Steuerwagen weitergegeben. Diese Bauart der Wendezugsteuerung mit der 34-poligen Leitung wird auch als KWS- Steuerung (Konventionelle Wendezugsteuerung) bezeichnet. Mit ihr war es nicht möglich, Türen automatisch zu schließen und Zugzielanzeigen zu steuern.
Am 28. Mai 1994 steht noch 142 195 mit einem Doppelstock-Wendezug im Chemnitzer Hauptbahnhof. Tags darauf haben die Elloks dieser Baureihe bei dem Aufgabengebiet ausgedient; die Deutsche Bahn AG stellt die Bespannung auf 143er-Elloks um
waren noch neun dieser Doppelstock-Ein- heiten in Karl-Marx-Stadt stationiert. Bunte Zugänge Ähnlich wie die Lokomotiven waren auch die Wagen für den elektrischen Wendezugbe- trieb in Chemnitz zu dieser Zeit schon über- altert.Vier Doppelstock-Einheiten stammten aus den 1950er-Jahren, die fünf weiteren von 1970.Während aber die benachbarten Städte Dresden und Leipzig zwischenzeitlich ihren Vorortverkehr auf moderne Doppelstock- Ein Merkmal der Konventionellen Wendezug- steuerung ist die 34-polige Leitung zwischen Lok und Wagen, welche Steuerbefehle vom Steuer- wagen zur Lok und Meldungen zurück überträgt
Die Coca-Cola-Garnitur aus Rostock war einer der Blickfänge des Chemnitzer Wendezugbetriebs in dessen letzten Jahren. Im Juli 1993 steht sie in Zwickau
auch interessante Zugänge. Zu ihnen gehör- ten ein Wagenzug mit Coca-Cola-Ganzrekla- me, der zuvor auf der S-Bahn Rostock – War- nemünde gelaufen war, sowie drei zweiteilige Doppelstockzüge der Gattung DBxq, die durch Umbau aus dreiteiligen Garnituren ent- standen waren. Einer dieser Zweiteiler trug das Blau/Hellgrau der Rostocker S-Bahn. So konnte der Chemnitzer Wendezug-Betrieb noch bis zum Schluss mit Attraktionen auf- warten – und, betrachtet man die Fahrzeuge, mit nahezu stilreinem Reichsbahn-Flair.
Einzelwagen der Gattung DBmu umgestellt hatten, hielt man in Karl-Marx-Stadt/Chem- nitz am bisherigen Rollmaterial fest. Bis 1994 fuhren die Züge weiter mit den alten viertei- ligen Doppelstockeinheiten, der KSW-Wen- dezugsteuerung und der E 42 als Zuglok. Durch diese Entscheidung wurde Chem- nitz ab 1990 zum „Auffangort“ für „alte“ DBvq-Einheiten aus dem Reichsbahngebiet, konkret aus Erfurt, Dresden, Halle und Schwerin. Meist diente die Umbeheimatung zum Abfahren der Fristen, sie bescherte aber
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BAHN EXTRA 4/2022
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