Entgegen dem weitgehend ebenen Gelände von Braunschweig bis Vienenburg wiesen die letzten acht Kilometer bis Harzburg eine langanhaltende Steigung auf. Zwi- schen beiden Orten war ein Höhenunter- schied von fast 100 Metern zu überwinden. Damals gab es noch keine Lokomotive, die in der Lage war, einen aus mehreren Wagen bestehenden Zug über die 10-Promille-Stei- gung zu ziehen. Deshalb war dort der Pfer- debetrieb eingerichtet worden. Er endete am 8. November 1843, nachdem mit der in Philadelphia gebauten Lok „Baltimore“ endlich eine leistungsfähigere Maschine zurVerfügung stand.
Neue Strecken, Änderung bei den Bahnhöfen
Der kleine Ort Vienenburg entwickelte sich im Laufe der folgenden Jahre zu einem wich- tigen Eisenbahnknotenpunkt. 1866 ging zu- nächst eine Stichstrecke über Oker nach Goslar in Betrieb, bevor ab 1869 auch eine Verbindung mit Halberstadt bestand. Die Halberstädter Strecke wurde wenige Jahre später über Vienenburg hinaus nach Westen über Langelsheim bis Neuekrug-Hahausen verlängert, wo sie auf die Hauptbahn Bör- ßum – Kreiensen traf. Somit lag Vienenburg ab 1875 an einer später wichtigen Ost-West- Durchgangsstrecke und damit im Schnitt- punkt wichtiger Hauptbahnen des Nordharz- gebiets mit überregionalemVerkehr bis in die Niederlande und in Regionen des heutigen Polens undTschechiens. Problematisch war die Anordnung der in Vienenburg sich nahezu im rechten Winkel kreuzenden Strecken Braunschweig – Harz- burg und Löhne bzw. Langelsheim – Grau- hof – Halberstadt mit jeweils eigenen Bahn- höfen, die durch Gleisbögen miteinander verbunden waren. Als am 1. Mai 1883 der Personenverkehr auf der Strecke nach Grau- hof/Langelsheim eingestellt und über Goslar geführt wurde, konnte auf die Bahnsteige im Bahnhof der Halberstadt-Madgeburger Ei- senbahn verzichtet werden. Während dieser in einen reinen Güterbahnhof umgestaltet wurde, nutzten die Reisezüge nun aus- schließlich den so genannten Braunschwei-
Seit den 1880er-Jahren war das Empfangsgebäude auf Nord- wie Südseite von Gleisen umgeben. Die Südseite, hier etwa in den 1930er-Jahren, wurde 1967 von der DB aufgelassen Slg. Josef Högemann
Am Stellwerk „Vmi“ ist im Jahr 1926 Lok 92 514 des Bw Goslar im Rangierdienst tätig. Das Stellwerk wurde später Sitz des Fahrdienstleiters des Güterbahnhofs, der wiederum noch später den gesamten Bahnhof beaufsichtigte. Das Stellwerk blieb bis 1989 in Betrieb RVM (Hollnagel)/Eb-Stiftg.
Eisenbahn in Vienenburg einst und jetzt: Links eine der wenigen Vorkriegsaufnahmen mit einem D-Zug – 01 012 des Bw Berlin Anhalter Bahnhof nimmt am 2. Juli 1932 mit der Garnitur Fahrt auf; rechts ein Blick auf die Südseite heute mit Museumsutensilien (Mai 2022) Werner Hubert/Eb-Stiftg. (l.), Slg. MHZ (r.)
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