Bahn Extra

BahnEpoche | REISEN

„Großohrige“ 50er in Österreich „Mit Blechln bis zum Boden“ Die 50er mit großen Windleitblechen hatten es mir angetan. Entsprechend aus dem Häuschen war ich, als ich solche Dampfloks bei einem Österreich-Urlaub im Sommer 1969 im Einsatz erleben konnte. Was ich dabei nicht wusste: Es sollten noch Fortsetzungen folgen Von Wilfried Kohlmeier Sensation am frühen Morgen des 27. Juli 1969: Gleich zwei 50er mit alten Windleitblechen tummeln sich im Bahnhof Spital am Pyhrn: 50 685 und 50 1171 werden am Vormittag kurz nacheinander zwei Güterzüge übernehmen und mit ihnen nach Linz dampfen Abb., wenn nicht anders genannt: Wilfried Kohlmeier

D er letzte gemeinsame Urlaub mit meinen Eltern stand an. Das Ziel Steiermark lockte in diesem Som- mer 1969 nicht nur mit Touristischem, son- dern auch mit der Eisenbahn. Es gab den Dampfbetrieb am Erzberg, außerdem hatte die Elektrifizierung rund um den Abfuhr- bahnhof Hieflau mit ersten Bauarbeiten be- gonnen, auch die Strecke durch das Gesäuse entlang der Enns bis Selzthal sollte bald fol- gen. Als Zugeständnis an mein Eisenbahnin- teresse nahmen wir für drei Tage direkt ge- genüber dem Bw Hieflau in einer kleinen Pension Quartier, wo mich der heiße Atem des Dampfbetriebs rund um die Uhr verzück- te, an Schlafen konnte ich kaum denken. Der Tipp: ein ganz früher Güterzug Nach der für mich spannenden Zeit zog es meine Eltern in eine ruhigere Unterkunft im nahegelegenen ländlich geprägten Ardning. Etwas gelangweilt besuchte ich am zweiten Tag den besetzten Bahnhof an der Bahnstre- cke, die von Selzthal kommend durch den 4.766 Metern langen Bosruck-Tunnel nach

Spital am Pyhrn und weiter nach Norden bis Linz führt.Wer hätte gedacht, dass mich hier noch spannendere Eisenbahn-Begegnungen erwarteten? Denn beim Plaudern mit dem freundli- chen Bahnbeamten im ÖBB-Bahnhof Ard-

ning erhielt ich einen besonderen Tipp für ganz frühe Güterzüge. In Spital auf der ande- ren Seite des Pyhrn-Pass-Tunnels endete die elektrische Fahrleitung, so dass die Güterzü- ge nach Norden von dort aus von Elloks auf Dampfloks der Baureihe 52 umgespannt würden. Nur Personenzüge mit Dieselloks fuhren bis und ab Selzthal durchgehend. Dieser Betrieb wurde so nach der zweijähri- gen Tunnelsanierung (1963–65) praktiziert. Der Knaller war aber der erwähnte frühmor- gendliche Güterzug: Bei ihm sollte regelmä- ßig eine 50 des Bw Linz mit von der Partie sein, die mit alten Windleitblechen fast wie im Lieferzustand aussah. Diese Seltenheit im Bahnbetrieb wollte ich nicht verpassen! Gleich am 24. Juli 1969 stand ich früh um 5 Uhr auf und fuhr um 6:10 Uhr mit dem ersten Personenzug, Nummer 3914, hinter einer röhrenden 2045-Diesellok in einem schaukelnden Spantenwagen durch den langenTunnel. Um 6:28 Uhr kam ich in Spi- tal am Pyhrn an. Dort wurde meine Hoff- nung auf die rare 50 mit großen Blechen aber bitter enttäuscht: Absolut nichts von

Aus dem ÖBB-Kursbuch von 1973: die Strecken rund um Hieflau und Spital am Pyhrn Slg. MHZ Aus dem ÖBB Kursbuch von 1973: die Strecken

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BAHN EXTRA 5/2025

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