Bahn Extra

BahnEpoche | BETRIEB

dass Miltenberg zwei Bahnhöfe besaß: Zum einen den als Kopfbahnhof ausgebildeten Hauptbahnhof, in den die Strecken von Amorbach (und im weiteren Seckach) aus dem Badischen und von Aschaffenburg her einmündeten. Zum anderen gab es noch den Bahnhof Miltenberg Nord auf dem ge- genüberliegenden Ufer des Mains an der Strecke von Aschaffenburg nach Wertheim, der mit der Aschaffenburger Strecke über einen Abzweig im Vorfeld des Hauptbahn- hofes verbunden war. Ein Kopfbahnhof in Stadtnähe Bereits im November 1876 erhielt Milten- berg mit der dem Maintal folgenden Bahn- linie nach Aschaffenburg Anschluss an die bayerische Hauptbahn Bamberg – Aschaf- fenburg – Frankfurt (Main). Da zunächst keine Fortführung dieser Strecke mainauf- wärts Richtung Wertheim im „ausländi- schen“ Baden vorgesehen war, auch, um keine Konkurrenzlinie zu innerbayerischen Verbindungen entstehen zu lassen, erfolgte die Anlage des Bahnhofs als Kopfbahnhof in Stadtnähe am linken Mainufer. Eine Wei- terführung über den Kopfbahnhof hinaus war wegen der Stadtnähe nicht möglich und auch nicht vorgesehen. Schließlich mündete ab 1880 noch die Strecke nach Amorbach in den Kopfbahnhof ein, die mit ihrer Fortsetzung im Jahre 1899 in Seckach den Anschluss an das badische Netz fand. Erst 1906 wurde die Strecke nach Stadtpro- zelten am rechten Mainufer von den Bayeri- schen Staatseisenbahnen eröffnet. Der An- schluss wurde weit im Vorfeld des Hauptbahnhofes errichtet. Die Strecke stieg nach dem Abzweig auf einem Damm in ei- ner Linkskurve zu der nachfolgenden Main- brücke empor und erreichte nach deren Überquerung zunächst den Haltepunkt und späteren Bahnhof Miltenberg Nord. Ab 1912 bestand dann nach Schließung der Lü- cke zwischen Stadtprozelten und Wertheim eine weitere Verbindung zum badischen Netz, die auch durchgehende Zugläufe zwi- schen Ulm (über Crailsheim – Lauda) und Aschaffenburg (– Frankfurt) ermöglichte. Diese Konstellation mit dem Hauptbahn- hof „am Ende der Strecke“ verursachte ei- nen interessanten, aber auch aufwendigen Betriebsablauf. Denn die durchgehenden Reisezüge zwischen Wertheim und Aschaf- fenburg mussten ebenso den Miltenberger Hauptbahnhof erreichen. Daher fuhren die von Miltenberg Nord kommenden Züge zu- nächst in ein Stumpfgleis im Vorfeld des Hauptbahnhofs ein, um dann nach Fahrt- richtungswechsel in den Bahnhof zurück- zudrücken. Die Weiterfahrt in Richtung Aschaffenburg geschah dann aus dem Hauptbahnhof heraus in normaler Weise. In der entgegengesetzten Richtung lief das Procedere dann in der umgekehrten Rei- henfolge ab. Der durchgehende Reisezug-

Die Schweinfurter 051 558 setzt in Miltenberg Hbf um; danach wird sie im kleinen Lokbahnhof die Rückleistung abwarten. Die Lok befindet sich in keinem guten Pflegezustand … … ganz anders als die 064 305. Am 9. September 1972 pausiert die Reichsbahn-Einheitstenderlok in der Lokstation Miltenberg

Am 28. April 1972 fährt die 064 106 mit Nahverkehrszug 3314 nach Aschaffenburg aus dem alten Miltenberger Hauptbahnhof aus. Bis Mai 1977 wurde der Bahnhof im Personenverkehr genutzt Johannes Glöckner/Bildarchiv der Eisenbahnstiftung

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BAHN EXTRA 4/2022

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