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BahnEpoche | FAHRZEUGE

044 225-1 Computernummer und große Ohren

Die 44 225 war eine ganz normale 44 der Deutschen Reichsbahn. Ihr Ende als ölgefeuerte Güter- zuglok zeichnete sich 1982 ab, als sie in Sangerhausen abgestellt wurde. Doch stattdessen entwickelte sich ihre Karriere vogelwild: Rückbau zur Heizlok, inoffizielle betriebsfähige Museumslok, Bundesbahn-EDV-Nummer,Verkauf an Eisenbahnfreunde, dann Ausreise nach Dänemark, Rückkehr nach Thüringen. Und das ist noch nicht alles … Von Martin Weltner/GM

I n Heft 1/2022 wurde eine Sangerhauser 44er vorgestellt – Lok 44 397, die 1992 eine Bundesbahn-Computernummer er- hielt (044 397-8). DieVermutung, dass sie die einzige Reichsbahn-Maschine ihrer Baurei- he mit einer solchen Bezeichnung gewesen sei, müssen wir an dieser Stelle allerdings revidieren. Mit der 044 225-1 (vormals 44 225) gab es mindestens eine weitere sol- che Vertreterin. Sie war in Cottbus statio- niert und hatte einen interessanten Werde- gang, vor allem in den späteren Jahren. Planlok – Heizlok – Sonderzug-Star Die Dienstzeit der 44 225 begann 1939. Bis 1965 war die Lok im schweren Güterzug- dienst bei den Bahnbetriebswerken Zwi- ckau, Nordhausen, Erfurt G, Eisenach, Wei- ßenfels und Meiningen eingesetzt. Wie andere 44 auch wurde die Lok im Rahmen einer L4-Ausbesserung im Reichsbahnaus- besserungswerk (RAW) Meiningen auf Öl- hauptfeuerung umgebaut, in dem Fall zwi- schen dem 18. August und 21. September 1965. Anschließend teilte die Deutsche Reichsbahn (DR) sie dem Bahnbetriebs- werk Nordhausen zu, wo die Lok bis zum Januar 1976 stationiert war. Nur im Früh- jahr 1969 hielt sie sich zu einer dreiwöchi- gen Stippvisite beim Bw Erfurt P auf. Seit dem 1. Januar 1970 offiziell als 44 0225 be- zeichnet, beendete die Lok Ende Januar 1982 beim Bw Sangerhausen ihre Karriere als Güterzuglok. Bis Ende Februar 1982 wurde die Lok im RAW Meiningen zur fahrfähigen Heizlok umgebaut und erhielt bei dieser Gelegen- heit wieder ihre Kohlefeuerung; umgezeich- net wurde sie zur 44 1225. Mitte der 1980er- Jahre bekam sie mit 44 2225 ihre letzte Reichsbahn-Nummer. 1989 schien sich das Ende der Lok abzuzeichnen, als sie erneut in Meiningen weilte und durch den Abbau von Triebwerksteilen zur nicht fahrfähigen Heizlok umgebaut wurde. Neue Heimat der eigentlich kaum noch als Lokomotive zu be- zeichnenden Maschine wurde das Bw Cott-

glieder durch die Niederlausitz schleppen durfte. Am 1. Januar 1994 ging die Lok in das Eigentum der Deutschen Bahn AG über, die mit ihr aber nichts anfangen konnte und 044 225-1 am 23. Januar 1994 ausmusterte. In Cottbus wiederum fand sich ein Interes- sent: Der Lausitzer Eisenbahn-Club (LDC) kaufte die 44 noch im Februar 1994 und plante eine erneute Inbetriebnahme. Nach Dänemark und zurück Allerdings besaß der LDC mit der Schnell- zuglok 03 204 einen für Sonderzüge gut ge- eigneten Renner. Daher waren nicht ausrei- chend Mittel für die Aufarbeitung und den Unterhalt einer zweiten großen Dampflok vorhanden. So wurde 44 2225, wie die Be- zeichnung für die Maschine inzwischen wieder lautete, am 1. März 2008 an „Rent A Lok“ im dänischen Rodovre veräußert. Auch dort scheiterte die Wiederinbetrieb- nahme der Dreizylinder-Güterzuglok – ge- plant war eine Umrüstung auf Bio-Ölfeue- rung –, sodass im Juni 2015 ein weiterer Verkauf folgte, der die Maschine zurück nach Deutschland brachte. Die PRESS (Ei- senbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn mbH) in Jöhstadt wurde neuer Eigentümer der 44 2225 und stellte die wieder mit typischen, hochgelegten klei- nen DR-Windleitblechen versehene Lok zu- nächst in Glauchau und später in Lübbenau ab. Seit dem 22. September 2020 ist die Lok mit ihrem abwechslungsreichen Lebenslauf im Lokbahnhof Sonneberg hinterstellt, wird von den dortigen Eisenbahnfreunden gepflegt und harrt der Dinge, die da kom- men mögen. Immerhin: Eine erneute be- triebsfähige Aufarbeitung ist nicht ausge- schlossen. Es wäre ein erneutes Comeback der einstmaligen Computernummer-44 der DR aus den frühen 1990er-Jahren … 

bus, das sie wie vorgesehen als Heizlok nutzte. Dabei blieb es aber nicht. „Auf dem kleinen Dienstweg“ wurde die 44er hier wieder komplettiert und zu einer betriebs- fähigen Museumslok „aufgerüstet“. Im Zuge dieser Maßnahmen erhielt sie sogar wieder große Windleitbleche und gemäß Auf dem kleinen Dienstweg wurde die zur Heizlok „rückgebaute“ 44 in Cottbus wieder komplettiert dem ab 1. Januar 1992 geltenden Nummern- system buchmäßig die Nummer 044 225-1. Mit nagelneuen Siebdruckschildern wurde die Lok tatsächlich so umgezeichnet, übri- gens als weitere DR-44 neben 044 397-8 (sie- he BE 1/22, S. 94). Derart herausgeputzt, kam die 044 225-1 im Sonderzugdienst zum Einsatz, zum Beispiel am 1. Mai 1992, als sie einen langen Zug für Gewerkschafts-Mit-

Rbd Berlin – Bw Cottbus als An- schrift: Seit 1989 war die 044 225-1, damals 44 2225, dort stationiert

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BAHN EXTRA 4/2022

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