nen aber bereits 1958 abgestellt worden war und weil ich 1952 geboren bin, hatte ich nur wenig vom Dampfbetrieb in meinem Hei- matland mitgekriegt. Eine Chance, den deutschen Kollegen bei der Arbeit auf einer Hauptstreckenlok über die Schulter zu schauen, war da etwas Einmaliges! Nicht von ungefähr hatte ich für mein An- liegen die BD Hannover ausgesucht. Ich be- warb mich um Fahrten im Einsatzbereich Nordharz, den ich gut kannte und in dem mit meinen Eltern ein Ferienaufenthalt auf ei- nem Campingplatz nahe Goslar geplant war. In Goslar sollte mein Wunsch am 24. Juli 1973 in Erfüllung gehen; um allerdings den Dampfloksommer auf dem Führerstand be- ginnen zu können, brauchte ich noch einen Fahrschein 2. Klasse von Goslar nach Braun- schweig und zurück. Diesen bezog ich einen Tag zuvor am Schalter in Goslar und ging anschließend zum Betriebswerk, um mich dem Dienststellenleiter vorzustellen. Von ihm erfuhr ich die Details, vor allem die Ab- fahrtszeiten. Zustieg sollte im Bahnbetriebs- werk Goslar sein, von dem aus ich zunächst eine Leerfahrt (Lz) nach Oker und anschlie- ßend eine Fahrt mit dem Nahgüterzug 17027 nach Braunschweig begleitete. Nach einer Wendepause im Bahnbetriebswerk Braun- schweig war die Beförderung des E 2182 nach Goslar vorgesehen. Das Bahnbetriebs- werk Goslar war zu dieser Zeit bereits keine selbstständige Dienststelle mehr, sondern, was die Dampftraktion betraf, Einsatz-Bw
Da ist die Erlaubnis, die mein Herz höher schlagen lässt. Für den 24. Juli 1973 hat mir die Bundes- bahn die Mitfahrt im Dampflok-Führerstand genehmigt. Was ich nicht ahne: Das wird auch der Beginn einer wunderbaren Freundschaft mit Eisenbahnern, samt weiteren Dampflokfahrten
kundigen Begleiter gestellt in der Person des Oberlokführers Hans-Joachim Göldenitz, der dem örtlichen Personal als begeisterter Dampf-Mann bekannt war. Die Mitfahrt war der Anfang einer langjährigen Freundschaft mit „Casey Jones“, wie seine Kollegen ihn nach dem berühmten mutigen Lokführer aus den USA nannten. Da ich die Lokomo- tivgeräusche aufTonband aufnehmen wollte, fiel der Lokmannschaft eine Wette besonde- rer Art ein. Damit möglichst laute „Blasrohr- musik“ entstand, wollte der Lokführer versu- chen, den Heizer ,,leer”zu fahren, also mehr Dampf zu verbrauchen als der Feuermann erzeugen konnte. Ab Oker ging es mit dem 1.132 Tonnen schweren Nahgüterzug unter
für 50er und 94er aus Lehrte und 44er aus Ottbergen. Die Lokomotivleistungen im Nordharz waren 1973 noch umfangreich: Die 44er und 50er beförderten Durchgangs- und Nahgüterzüge sowie Personen- und Eil- züge. Die 94er waren in Oker und Seesen im Verschiebebetrieb eingesetzt und bespann- ten einige Übergaben und Nahgüterzüge. Eine Wette und rasante Anfahrten An besagtem 24. Juli, einem heiteren, heißen Sommertag, stieg ich im Bw Goslar auf den Führerstand der 052 333, deren Tender vor der Lokleerfahrt nach Oker noch einmal mit Wasser aufgefüllt worden war. Das Bw Gos- lar hatte für die Mitfahrt extra einen sach-
Großrhüden am 25. Juli 1973: An Lok 094 184 ist ein niederländischer Wagen angehängt. Neben der Lok Oberlokführer Hans-Joachim Göldenitz; er teilt meine Dampflok-Begeisterung und wir werden noch so manche gemeinsame Fahrt auf den schwarzen Rössern unternehmen ...
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BAHN EXTRA 4/2022
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