kannte diesen „Komfort“ vom Dienst auf den Tenderloks meiner Museumsbahn. Mit der 94 war es übrigens nicht getan. Am übernächsten Tag durfte ich wieder auf einer 50er mitfahren, diesmal Lok 050 780. Oberlokführer Göldenitz hatte sie bereits leer von Goslar nach Langelsheim über- führt, wo ich bequem vom Bahnsteig aus den Führerstand entern konnte. Zunächst musste ein bunter Güterzug über den Ab- laufberg gedrückt werden, während eine andere 50er mit einem Güterzug Richtung Seesen abfuhr. Während wir über den Eselsrücken zu- ckelten, nahmen wir wahr, dass der soeben ausgefahrene Güterzug auf der Rampe Richtung Neuekrug-Hahausen mit immer schwächeren Auspuffschlägen der Zuglok an Geschwindigkeit verlor und schließlich hängen blieb. Nach einiger Zeit versuchte die Lokmann- schaft, den Zug wieder flott zu bekommen, aber dabei fing die Lok immer wieder wild zu schleudern an. Über das, was nun zu tun sei, wurde nicht lange nachgedacht und schon waren wir – im Besitz eines Befehls B – auf dem Weg, den erfolglosen Kollegen zu helfen. Es war ihnen inzwischen doch gelun- gen, den Zug einigermaßen in Fahrt zu be- kommen und es musste mit Gefühl an die sich träge bewegende Wagenschlange her- angefahren werden. Als die Puffer sich be- rührten, wurde auf unserer Lok Volldampf gegeben und mit brüllendem Schornstein schob 050 780 bis zum Brechpunkt nach, wo wir uns mit jaulendem Pfiff verabschiedeten. Schnell kehrten wir nach Langelsheim zu-
Die gute alte preußische T 16 1 verbringt im Sommer 1973 ihre letzten Einsatztage im Nordharz. Am 1. August 1973 dürfen wir bei einem Dienst auf der Lok 094 567 dabei sein. Auch mein Vater kommt an dem Tag mit und hat sich hier mit dem Lokpersonal in Großrhüden zum Foto aufgestellt
stellt und der Schieberkastendruck war möglichst nah am höchsten Kesseldruck (16 atü). Damit konnte die 50er wirklich „al- les geben“, wenn auch nur kurzfristig, denn diese Fahrweise verbraucht so viel Dampf, dass der Kessel trotz erhöhter Zufuhr von Brennstoff letztendlich erschöpft worden wäre. Aber der Zug blieb in Fahrt und er- reichte bald den Scheitelpunkt der Steigung! Zum Glück waren die Schienenköpfe tro- cken, sonst wäre die Schleudergefahr vor- handen gewesen… Wie bei der Schiebefahrt
rück und nahmen die unterbrochene Arbeit am Ablaufberg wieder auf. Nachdem der letzte Wagen abgerollt war, wurde unsere Lok vor einen weiteren Zug nach Seesen rangiert. Bei der Ausfahrt zeigte Oberlokführer Göldenitz, wie man es ver- meiden kann, mit 1.577 Tonnen Zuggewicht auf einer Rampe hängen zu bleiben. Also: Steuerung weit vorgelegt und Regler voll ge- öffnet, was wegen des spitzen Kesseldrucks unproblematisch war. Es wurde damit die maximale Dampffüllung der Zylinder einge-
Überblick Führerstandsmitfahrten Juli/ August 1973
24.07.73 Lok 052 333
Lz 77081 Goslar – Oker Ng 17027 Oker – Braunschweig Rbf E 2182 Braunschweig Hbf – Goslar Ng 17585 Großrhüden – Seesen Lr 50821 Goslar – Bad Harzburg E 2032 Bad Harzburg – Hildesheim E 2039 Hildesheim – Goslar
25.07.73 Lok 094 184 Lz Seesen – Großrhüden
29.07.73 Lok 216
30.07.73 Lok 050 780 Rangieren Langelsheim
Nachschieben Langelsheim Rampe Richtung Neue- krug-Hahausen Ng 64 814 Langelsheim – Seesen Lz Seesen – Goslar Ng 17027 Oker – Braunschweig Rbf (Von Oker bis Vienenburg mit Befehl B auf falschem Gleis). E 2182 Braunschweig Hbf – Goslar
31.07.73 Lok 050 229 Lz 77081 Goslar – Oker
01.08.73 Lok 094 567 Lz Seesen – Großrhüden Ng 17585 Großrhüden – Seesen 02.08.73 Lok 044 209 Fahrgastfahrt Goslar – Braunschweig mit MAN-Trieb- wagen Verkehrsbetriebe Hornburg Ng 170030/ 17009 Braunschweig Rbf – Vienenburg – Oker – Seesen Lz Seesen – Goslar
Das Streckennetz im Nordharz in der DB-Kursbuchkarte vom Sommer 1973. Vor allem auf den Strecken Braunschweig – Goslar, Seesen – Goslar – Oker und Braunschweig – Seesen darf ich Bundesbahn-Dampfloks im Einsatz erleben Slg. Konrad Rothzoll
83
BAHN EXTRA 4/2022
Made with FlippingBook flipbook maker