BahnEpoche | KINO
Rund sieben Millionen Menschen nutzen werktäglich die Vorortzüge von Mumbai, unter ihnen auch zahlreiche Essensboten. Das ist die Welt, in welcher der 2013 gedrehte Film „Lunchbox“ spielt (Aufnahme von 2011) Picture alliance/Associated Press/Rafiq Maqbool
„Lunchbox“ Speisen in der Rushhour Typisch für die indische Millionenstadt Mumbai sind die Essensboten, die Mahlzeiten per Fahrrad und inVorortzügen zu ihren Empfängern bringen. Diesen Arbeitern hat Ritesh Batra 2013 einen Film gewidmet, zusammen mit einer Liebesgeschichte und Impressionen aus dem Berufsverkehr Von Dr. Stefan Vockrodt/GM
Lunchbox (Dabba, engl.: The Lunch Box) Indien, Frankreich, Deutschland
2013, Farbe, 101 Min. Regie: Ritesh Batra Buch: Ritesh Batra
Kamera: Michael Simmonds Produzenten: Anurag Kashyap, Guneet Monga, Arun Rangachari Musik: Max Richter Darsteller (Rolle): Irfan Khan (Saajan Fernandes), Nimrat Kaur (Ila) u.v.a.
H at man diesen Film gesehen, hat man Appetit auf indisches Essen. Und hat man diesen Film gesehen, hat man weniger Lust, den öffentlichen Per- sonennahverkehr der Megacity Mumbai (früher Bombay) in der Rushhour zu benut- zen. Selbst wenn (nicht nur) für diesen Film durchaus gilt, dass man auch in vollen Zü- gen das Leben genießen kann. Dabei treten die eigentlichen Hauptper- sonen nur am Rande auf, sie werden Dab- bawalas genannt und sind Boten. Ähnlich wie bei uns heute Essen von Lieferdiensten per schlecht bezahlten Fahrradkurieren
nach Hause geliefert wird (oder ins Büro), so befördern die Dabbawalas täglich tau- sende von Lunchboxen per Rad und Zug durch die Megalopole. Sie bringen das Es- sen, oft von einer Ehefrau zubereitet, sicher zum Ehemann an dessen Arbeitsplatz. Be- rühmt ist das Organisationssystem der Bo- ten: Die in Kollektiven zusammengeschlos- senen Dabbawalas nutzen eine nahezu unfehlbare Codierung aus Farben, Zahlen und Buchstaben, die sicherstellt, das auch jede Sendung ihren richtigen Empfänger findet und wieder zu ihrem Absender zu- rückkehrt.
Bei ihrer Arbeit machen die Dabbawalas nie Fehler. Nie? Nein, denn dann gäbe es diesen Spielfilm nicht. Weil hier ein Fehler der Dabbawalas der Ausgangspunkt ist zu einer keimenden Liebesgeschichte zwi- schen einer jungen, mit ihrer Ehe unzufrie- denen Frau und einem älteren, verwitweten Büroangestellten. Ein Menü als Auslöser Die junge Ehefrau und Mutter Ila möchte ihrer Ehe wieder etwas Feuer geben. Auf Anregung einer Nachbarin kocht sie etwas nach deren Rezept, das ihrem Gatten Lust
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BAHN EXTRA 5/2025
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