Dampfloksommer im Nordharz mitnahm, waren nicht nur unvergessliche Eindrücke und reichlich Tonaufnahmen, sondern auch einen sehr guten Draht zu den Goslarer Ei- senbahnern. Als Ergebnis dieser guten Kon- takte sollten bis zum Ende der Dampflok- zeit noch viele Wiederholungen folgen. Ich studierte Germanistik in Amsterdam und wurde von unserem Professor angehalten, mich möglichst oft im deutschen Sprach- raum aufzuhalten. Inzwischen war ich häu- fig als Referent und Tagungsleiter an einer Volkshochschule in St. Andreasberg tätig und der Weg dorthin führte über Goslar. Ein kurzer Anruf beim Oberlokführer Gölde- nitz reichte immer aus, um eine Führer- standsmitfahrt auf einer Dampflok zu si- chern. Und falls ich einen Tag früher anreiste, konnte ich in dem Sozialgebäude des Bahnbetriebswerks übernachten. Die Profi-Kollegen aus Goslar verhalfen mir auch zu meiner letzten Fahrt auf einer DB-Dampflok. Die kam am 21. Oktober 1975, ich war inzwischen Deutschlehrer und begleitete meine Schüler zu einer Klassen- fahrt nach St. Andreasberg. Zurück nahmen wir von Bad Harzburg bis Goslar den E 3536, bespannt von einer 50er. Meine Schüler sa- ßen brav im Zug, während ich im Führer- stand der Lok mitfuhr – „zufällig“ bei Ober- lokführer Göldenitz. Gut, wir hätten in Bad Harzburg den direkten Zug nach Amster- dam nehmen können. Aber als Schüler gönnt man seinem Lehrer schon etwas. Das Bw Brauschweig besitzt 1973 keine eigenen Dampflokomotiven mehr, aber es hat noch viel Dampfflair. Oben ein 50er-Duett neben der 216 auf den Strahlengleisen; auf dem Bild links nähern wir uns mit „unserer“ 050 229 der immer noch beeindruckenden Großbekohlungsanlage
nahm der Zug den direkten Weg Richtung Wolfenbüttel und erreichte bald seine Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h. Die Auspuffschläge der Dreizylinderlok wur- den mit zunehmender Geschwindigkeit zu einem einzigen, undifferenzierbaren Trom- melwirbel, der fürTonaufnahmen nicht sehr attraktiv war. In Oker wurden einige Wagen ausgetauscht, wobei sich das Zuggewicht kaum änderte; das Befahren der Rampen vor Goslar und hinter Langelsheim bot glücklicherweise doch noch die Möglichkeit einer brauchbarenTonaufnahme. Abschied - für den Moment Mit einer Leerfahrt von Seesen nach Goslar klangen meine sommerlichen Dampftage im Nordharz aus. Was ich von meinem
Ablaufgeschäft zusehen konnte. Braun- schweig Rbf war ein Gefällebahnhof, wes- halb kein Eselsrücken (Ablaufberg) vorhan- den war. Wagen, die zu weit auf die Verteilgleise gelangten, wurden mit Brems- wagen, welche aus alten Lokomotivtendern bestanden, aufgefangen. Wegen der som- merlichenTemperatur von mehr als 30 Grad trugen die Rangierer fast Badekleidung. Aber auf der 44er blieb es wegen des an der Rückseite offenen Führerstands tempera- turmäßig durchaus erträglich. Wir verließen den Braunschweiger Ran- gierbahnhof mit der geringen Anhängelast von knapp 600Tonnen in östlicher Richtung und erreichten über eine große Wendekurve den Hauptbahnhof in der entgegengesetz- ten Richtung. NachVerlassen des Bahnhofs
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BAHN EXTRA 4/2022
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