BahnEpoche | PERSONEN
der Eisenbahn“ zusammen. 1972 traten wir dem Deutschen Modelleisenbahn-Verband bei. Der Bezirksvorstand Magdeburg regis- trierte uns als Arbeitsgemeinschaft 7/37. Mit dem Sekretär des Bezirksvorstanden orga- nisierten wir Sonderfahrten und stellten dazu Kassierer und Ordner. Jährlich nutz- ten wir den Gemeinschafts-Freifahrschein für die AG zu teils mehrtägigen Bahnausflü- gen. Ja, an einem Wochenende platteten wir sogar Schmalspur-Schwellen im Bahnhof Alexisbad der Selketalbahn auf. Bald nach der Lehre hatte ich mir eine Spiegelreflex-Kamera „Praktica FX2“ ge- kauft. Mit Günther Fiebig war ich bei Zöbe- ritz, an der Bahnstrecke Halle – Köthen, auf einer Fototour. Nach jedem Knips griff Gün- ther zum Notizbuch. Er erklärte mir, dass
de gerade eineTenderlok der Baureihe 92 an- geheizt. Vor Wochen habe er die geänderte Kesselgenehmigungs-Zeichnung zur Unter- schrift bei uns eingereicht.Trotz Mahnungen wartete er noch immer auf unsere Bearbei- tung. Ich zog den Ordner „Halle“ hervor und wir sahen die einzelnen Aktenstücke durch. Darunter waren einige, die inzwischen aus- gemusterte Dampflokomotiven betrafen. Die gingen umgehend in die Rundablage. Die gesuchte Genehmigungsunterlage fand sich natürlich auch im Bestand. Ich schnapp- te die Kesselzeichnung und eilte damit zu meinem Chef. Er sah kurz drüber, griff zu Federhalter und Stempel. Für den Hallenser Kollegen hatte sich die Dienstreise nach Des- sau gelohnt. Er fuhr zufrieden heim und die Lokomotive konnte planmäßig dem Be- triebsdienst übergeben werden.
Wiese. Die aufwendige Braunkohlentechno- logie wurde Anfang der 1990er-Jahre durch das Heizöl abgelöst. Mit der Wende kamen schwere Zeiten. Die Belegschaft schrumpfte auf ein Zehntel. Ich ging in denVorruhestand. Doch bald bot sich eine Anschlussaufgabe als Geschäfts- führer der Stadtwerke Roßlau, die ich bis zum Renteneintritt ausübte. Als Hobby-Eisenbahner aktiv Es gibt Eisenbahner, die gewissenhaft ihren Beruf ausführen. Es gibt auch solche, die die Eisenbahn außerberuflich weiter beobach- ten und begleiten. Zu „diesen Irren“ gehörte Günther Fiebig. Er kam aus dem Raw Des- sau zur VES-M und ging Ende der 1970er- Jahre wieder in das Werk zurück. Um Gün-
Fotos ohne die wichtigsten Daten, wie Aufnahme-Tag und -Ort, Lok- und Zug- Nummer (zumindest bei Reisezügen) keinen doku- mentarischen Wert hätten. Fortan war ich nur noch mit Notizheft und möglichst mit Kursbuch unterwegs. 1964 stieg ich von Kleinbild auf 6 x 6 um und schleppte eine etwas unhandliche „Pentacon six“ mit mir her- um. War die Kamera auch schwer, die Fotos sagten mir sehr zu. So ausgerüstet, begleitete ich bis in die Wendejahre den langsa- men Wechsel von der Dampftraktion zur Diesel- und elektrischen Zugförde- rung. Gern unternahm ich Wanderungen entlang der Bahnstrecken. Da ich keine Fotogenehmigung hatte, musste ich Stellwerke und Schrankenposten als „Tier- beobachter“ unauffällig umlaufen. Am Sonnabend, dem 22. September 1973, fuhr ich mit einem weiteren Fotofreund mit dem Eilzug von Dessau nach Elsterwer- da-Biela. Dort wanderten
Fort von der Bahn Insbesondere die monotone Büroarbeit und die schlech- ten Aussichten auf eine eigene Wohnung veran lassten mich schließlich, mein seit 1951 bestehendes Dienstverhältnis mit der Deutschen Reichsbahn per 31. Dezember 1968 zu kün- digen. Am 1. Januar 1969 trat ich eine neue Tätigkeit im Forschungsinstitut für Impf- stoffe Dessau an. Meine Auf- gaben lagen zunächst in der Anlageninstandhaltung im Betriebsteil Tornau (einem Ortsteil von Rodleben). In einem Neubau erhielt ich auch bald die lang ersehnte eigene Wohnung. Die bishe- rige Impfstoffproduktion kam an ihre technologi- schen und kapazitiven Grenzen. Deshalb entstand in den 1980er-Jahren ein neuer Betriebsteil. Als nun- mehriger Mitarbeiter in der Investbauleitung betreute ich den Aufbau der Energie- anlagen. Als Ersatz für ein
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft 7/37 Dessau des Deutschen Modelleisenbahn- Verbandes weilen zu einem Arbeitseinsatz vom 19. bis 21. Juli 1974 in Alexisbad. Trotz regnerischen Wetters unterbrechen wir das Aufplatten von Schwellen nur, um das eine oder andere Foto vom Zugbetrieb zu machen. Soeben ist Lok 99 6001 mit dem P 69712 Gernrode – Harzgerode eingefahren
ther scharten sich bald Gleichgesinnte. Wir träumten von einer großen Modellbahn, die wir in den ausgemusterten VT 137 007 ein- bauen wollten. Dieser Wagen stand uns zur Verfügung. Zuerst entkernten wir die In- neneinrichtung (Bänke, Zwischenwände und Toilette). Ich zeichnete dazu einen um- fangreichen Gleisplan. Bei jeder Sitzung gab es neue Änderungswünsche. Langsam bröckelte das Interesse an dieser Mammut- aufgabe. Bevor wir überhaupt ein Stück Gleis auf ein Brett klebten, erlosch das Inte- resse. Ein Teil der Truppe blieb als „Freunde
altes Heizwerk wurde ein neues, größeres Braunkohlen-Heizwerk (einen anderen Brennstoff gab es nicht) mit einer maximalen Leistung von 36 Tonnen Dampf pro Stunde gebaut. Als früherer Reichsbahner war das dazugehörige Objekt „Anschlussbahn“ natür- lich sofort mein Thema. Von einem Stumpf- gleis des Bahnhofs Roßlau, im Stellwerksbe- zirk „Rvb“, verlief sie über etwa drei Kilometer bis zum Kohlenlagerplatz des Heizwerkes. Von unserem eindrucksvollen Heizwerk steht heute nur noch der Schornstein, genutzt als Antennenträger, einsam auf einer grünen
wir 20 Kilometer entlang der Dresdner Stre- cke bis Doberlug-Kirchhain. Zuerst war die Landschaft offen. Ab Hohenleipisch bis Rü- ckersdorf läuft die Strecke durch Waldgebie- te. Bald sahen wir an der Bahn eine kleine Schutzhütte, ähnlich einem Herzhäuschen, stehen. Davor saß ein älterer Mann. „Aha“, dachte ich, ein Aufpasser.Wir umgingen ihn. Nach einiger Zeit trafen wir erneut auf so einen Posten. Danach sahen wir wieder ei- nen. Diesmal wollten wir es wissen. Als „Vo- gelbeobachter“ sprachen wir den Rentner an. Der lachte und erklärte, er beobachte nie-
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BAHN EXTRA 4/2022
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