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WARTUNG VON AUTOMATIKGETRIEBEN Nicht automatisch gepflegt Automatikgetriebe sind

Automatik-Fahren bedeutet nicht unbedingt sorgenfreien Luxus ...

bei Youngtimern kei- ne Seltenheit. Im Alter machen die Automaten gerne Probleme. Dabei kann eine rechtzeitige Wartung helfen, Folge- kosten zu vermeiden Text und Fotos: Simon Buchholz

V orwärts immer, rückwärts nimmer“, proklamierten die DDR-Oberen gern und ge- nau an den Slogan fühlte sich der Besitzer eines Fast-Oldtimer-Audi- A8 der ersten Serie erinnert, als er versuchte, rückwärts die Parklücke zu entern. Der Luxusliner bewegte sich trotz eingelegten Rückwärts- gangs keinen Millimeter. Erst ab 3000/min kroch das Fahr- zeug ein wenig zurück. Die Schock- diagnose kam wenig später vom Getriebespezialisten „Transmission Repair“ in Henstedt-Ulzburg bei Hamburg: Der Rückwärtsgang war verschlissen und das bei einer Lauf- leistung von gerade einmal 120.000 Kilometern. Wenig Kilometer und trotzdem ein kapitaler Schaden, wie ist das mög- lich? Bei Youngtimern ein häufiges Phänomen, erklärt Werkstattmeister Marco van der Louw bei Transmis- sion Repair und seit über 20 Jahren mit den Leiden der automatischen Schalthilfen vertraut. Ab Mitte der 1990er-Jahre stri- chen die Autohersteller aus Kos- tengründen die zuvor üblichen Wechselintervalle für das Automa- tikgetriebeöl aus den Serviceplänen.

Damit entfiel für den Kunden eine Wartungsposition, was Fuhrpark- manager zu schätzen wussten. Ob der fehlende Ölwechsel eventuell den Verschleiß des Getriebes be- günstigen und so einen späteren Ausfall provozieren würde, war dem Leasing-Manager von einst dabei gleichgültig. Teure Spätfolgen Dass die Lebensdauerfüllung kaum zu einem störungsfreien Betrieb des Getriebes führen kann, leuchtet ein: Das Automatikgetriebeöl ist ähn- lich hohen thermischen Belastungen ausgesetzt wie das Motoröl. Dem Öl kommt eine Vielzahl von Aufgaben im Getriebe zu. Zum einen dient es der Schmierung der Bauteile, zum anderen der Kühlung, weswegen viele Automatikgetriebe bei Fahr- zeugen mit höherer Leistung sogar über separate Getriebe-Ölkühler mit Lüfter verfügen. Die Hauptaufgabe ist aber die Kraftübertragung. Dazu dient unter anderem der Drehmomentwandler, der wie eine hydraulische Kupplung funktioniert und dessen Aufbau eine Steigerung des in das Pumpenrad eingeleiteten Motor-Drehmoments

Automatikgetriebe waren bis in die 1970er- Jahre ein Privileg der Oberklasse

um das bis zu 3,3-Fache ermög- licht. Im Ergebnis bleibt eine hohe Belastung für das ATF-Öl, das zu- dem natürlich nicht frei von Alte- rung und Verschmutzung ist. Denn jeder Schaltvorgang im Getriebe produziert Abrieb an den Kupplun- gen. Dieser landet zunächst im Öl und wird nur teilweise in einem Fil- ter aufgefangen – eine Restmenge

Auf den ersten Blick ist der Aufbau eines Wand- lerautomaten komplex

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