Auto Classic

Die in Wagenfarbe lackierten unteren Seitenteile verleihen dem Wagen einen modernen Look.

Früher 365 GT4 BB: Die verstärkten Glasfaserelemente an Front und Heck waren eine Premiere für Ferrari.

Die Entscheidung, den Daytona durch ein Fahrzeug mit Mittelmotor zu ersetzen, war nicht nur dem Druck der Konkurrenz geschul- det. Seit 1970 setzte Ferrari in seinen Formel- 1-Wagen ausschließlich Flat-12-Motoren ein – der niedrige Schwerpunkt und das flache Profil dieser Konfiguration unterstützten das Fahrverhalten bzw. die Aerodynamik. Obwohl man den alten Colombo V12 für den 365GT4 2+2 Grand Tourer und seine Nachfolger wei- terhin produzierte, war es sowohl technisch als auch marketingtechnisch sinnvoll, dass das zweisitzige Flaggschiff dem Beispiel des F1-Teams folgte. Zudem bestand die einzige Möglichkeit, einen Flat-12 unterzubringen, im Einbau hinter dem Fahrer. Der Flat-12 und seine Vorteile Kommen wir zuerst zum Lieblings-Fakt für die Stammtischrunde rund um den Berlinet- ta Boxer: Der Motor ist technisch gesehen ein abgeflachter V12, kein echter „Boxer“. Direk- ter Vorfahre der Aggregate in allen drei Autos dieses Vergleichs ist der F1-Motors Tipo 001 Flat-12. Angeblich teilte Mauro Forghieri, De- signer des Motors, diesen Umstand jedem Zuhörer ungefragt mit – ganz im Gegensatz zu Ferraris Marketingabteilung. Wo sich bei einem Boxer die gegenüberliegenden Kolben synchron vor und zurück bewegen, um Balan- ce zu schaffen, gehen Ferraris Kolben nach außen, wenn der gegenüberliegende Kolben

nach innen geht, und umgekehrt. Ferrari ist der einzige Hersteller, der einen solchen Mo- tor in nennenswerten Stückzahlen auf die Straße gebracht hat, aber viele andere haben Flat-12 für den Rennsport gebaut. Porsche baute einen statt eines 12er-Boxers für den 917 von 1969, trotz all seiner Erfah- rung mit Boxer-Aggregaten. Alfa Romeo und Mercedes-Benz taten dasselbe. Ein V12, ob flach oder nicht, ist bereits perfekt ausbalan- ciert – ihn als Boxer zu konfigurieren, würde ohne nennenswerten Gewinn Komplikatio- nen, Größe und Gewicht mit sich bringen. Der einzige, der es versucht hat, ist Subaru, und der von Carlo Chiti entworfene 1235 war ein kompletter Misserfolg. Ferrari hatte

bereits viel Erfahrung im Bau von V12, und der Wechsel zu einem 180°-Winkel erforderte keine komplette Neukonstruktion – aber hier fangen die Dinge an, verwirrend zu werden. Bei seinem Debüt im Jahr 1973 entsprach der F102A-Motor dem Hubraum, der Bohrung, dem Hub, den Pleueln und den Kolben des 4,4-Liter-Colombo-V12. Gemäß der damali- gen Namenskonvention von Ferrari bedeutete dies, dass jedes Auto, in das er eingebaut wer- den sollte, ebenfalls als 365 bezeichnet würde. Diesmal war es der 365 GT4 BB. Ringen um die Bauhöhe Die zweite abgedroschene alte Kritik über den BB geht so: Die Platzierung des Getriebes

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