Der Elektro T2 war seiner Zeit weit voraus, wenngleich die Batterietechnik noch in den Kinderschuhen steckte Außenseiter mit dem Stromauto ein Star. Werbewirksame Auftritte im Fernsehen folg- ten und das Interesse an dem Autofahren mit „Null Liter auf 100 Kilometer“, so der Werbe- slogan, war gigantisch. Doch was steckte in dem Bus, der da wie von Geisterhand fuhr? Boxer raus, Elektro rein Die Lösung, die Kalberlah und seine Kollegen ersannen, war im Prinzip einfach. Zunächst wurde der T2 seines Boxermotors beraubt, ebenso wie aller für den Verbrennungsmo- tor benötigten Nebenaggregate. In das Heck wanderte ein von Bosch zugelieferter Gleich- strommotor, der über einen fest eingelegten zweiten Gang des verbliebenen Getriebes nach wie vor die Hinterräder antrieb. Konsequenterweise verschwand der Schalt- hebel in der Kabine. Vorwärts oder rückwärts bestimmte fortan ein kleiner Zugknopf im
Ö lpreisschock, Luftverschmut- zung und Mobilität der Zukunft – Themen, die schon vor 50 Jahren deutlich machten, dass das Autofahren in gewohnter Form irgendwann ein Ende haben könnte. Auch wenn die Autobahn nur am Sonntag zur Rollschuhstrecke wurde. Doch kaum beruhigte sich die Lage am Öl- markt, war von der Bewusstseinserweiterung nicht mehr viel zu spüren. Autoindustrie und Autofahrer gaben weiter Vollgas, wenn auch in Europa mit kleineren und sparsameren Motoren. Doch Alternativen zum Verbrenner schienen unrealistisch, über die sich kaum einer Gedanken machte. Kaum – bis auf eine kleine Gruppe Wolfsburger Ingenieure. Dort wollte man der Zukunft auf die Spur kommen und ersann Lösungsansätze, die 50 Jahre spä- ter aktueller denn je sind.
Adolf Kalberlah war einer der ersten bei VW, die sich mit dem Thema Elektromobilität be- schäftigten. Damals ein echter Außenseiter- job. Der Doktor der Elektrochemie trat mit einem zehn Mann starken Team an, die Abtei- lung „Zukunftsforschung“ bei Volkswagen mit Leben zu füllen. Kurz zuvor hatte man sich in Wolfsburg erstmals die Frage gestellt, wie die Mobilität der Zukunft aussehen könnte, wenn die Rohölvorräte zur Neige gingen. Mobilität aus Strom schien die Lösung, schließlich ver- traute man dem Atom und der Kohle. Beides schienen ideale Energieträger, um auf Erdöl verzichten zu können. Kalberlah sah seine Stunde gekommen und gab ab 1970 „Gas“. Sein Erstlingswerk war ein Stromer und so rollte ab 1972 ein T2 bei- nahe lautlos durch das Werk. Gutes Timing, denn nur wenige Monate später drehten die Scheichs den Öl-Hahn zu – plötzlich war der
AUTO CLASSIC 4/2022
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